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Corona-Pandemie Coronatestmöglichkeit in Jessener Apotheke - Was die Menschen erzählen und wen die Chefin lobt

52 Personen aus Jessen und Umgebung nutzen Testmöglichkeit in Spitzweg-Apotheke. Was die Leute erzählen und wen Chefin Marion Nelle lobt.

Von Thomas Tominski 23.11.2021, 08:46
Das krabbelt ordentlich in der Nase. Birgit Hauptig macht bei  der zweijährigen Finja Zaft, die von Mutter  Stefanie unterstützt wird,  einen Abstrich.
Das krabbelt ordentlich in der Nase. Birgit Hauptig macht bei der zweijährigen Finja Zaft, die von Mutter Stefanie unterstützt wird, einen Abstrich. Foto: Tominski

Jessen/MZ - Stefanie Zaft steht mit Tochter Finja im Warteraum des Jessener Testzentrums und versucht, die Minuten bis zum Erhalt des Ergebnisses spielerisch zu überbrücken. Die junge Frau aus Seyda erzählt, dass Finja sich nach einen positiven Fall in der Kindertagesstätte in Quarantäne befindet und ihr das hoffentlich negative Testergebnis die Tür zur Kita wieder öffnen wird. Stefanie Zaft, die als tiermedizinische Fachangestellte in einer Jessener Praxis arbeitet, betont, dass es „wirklich keine schöne Situation“ sei, dem Arbeitgeber aus genannten Gründen nicht zur Verfügung zu stehen.

Da sie auf fremde Hilfe angewiesen ist, steht der Umzug zurück in sächsische Dautzschen zur Diskussion. Dort wohnen Verwandte, die sich um ihre zweieinhalbjährige Tochter kümmern. Denn: Die steigenden Inzidenzahlen weisen nicht auf eine Entspannung der Lage hin. „Andererseits“, sagt sie, „zieht es mich auch wieder in die Heimat.“ Die Mitarbeiterin der Jessener Spitzweg-Apotheke, Birgit Hauptig, die in einem Extra-Raum die PoC-Antigentests durchführt, bittet die junge Mutter zum persönlichen Gespräch und übergibt ihr das Testergebnis. Diese erscheint Sekunden später wieder im Wartezimmer und lobt ihr Kind für das tolle Verhalten während des Abstrichs. Am heutigen Dienstag darf Finja wieder in die Kita. Darüber sind beide glücklich.

Unterschiedliche Gründe

Die Menschen kommen aus unterschiedlichen Gründen in das Testzentrum. Eine Frau möchte Verwandte in Berlin besuchen und will auf Nummer sicher gehen, eine andere ist schwanger und benötigt für ihre Arbeit in der Hotelbranche zwei negative Tests pro Woche. Das Angebot der Spitzweg-Apotheke wird gut angenommen. Vor dem Seiteneingang an der Rathausgasse ist immer Betrieb, die Leute unterhalten sich mit der Maske vor Mund und Nase über die aktuelle Corona-Situation.

Optiker Thomas Peinelt aus Jessen lässt sich aufgrund der täglichen Kundennähe regelmäßig testen - trotz Status genesen. „Ich hatte drei Tage grippeähnliche Symptome“, erinnert sich Peinelt, damals habe er sich schlapp gefühlt. Ein negativer Test gibt dem Optiker das gute Gefühl, dass von ihm keine Ansteckungsgefahr ausgeht. Er habe sich für eine Schulung angemeldet, um den Abstrich künftig auch im Geschäft an der Wittenberger Straße durchführen zu können.

Grundsätzlich findet es der Optiker schade, dass dieses Thema zur Spaltung in der Gesellschaft führt. Peinelt kann es verstehen, wenn Menschen skeptisch gegenüber Impfstoffen sind, von denen es keine Langzeitstudien gibt. Doch diese Gruppe wird mit Corona-Leugnern viel zu schnell in einen Topf geworden. Wenn „Novavax“ (die Substanz mit dem Kürzel NVX-CoV2373 ist ein Totimpfstoff) zugelassen auf dem Markt ist, so Peinelt, geht er zur Impfung. „Bis dahin genieße ich den Status genesen.“

Der Auftsteller steht  vor der  Jessener Spitzweg-Apotheke. Darauf  ist  alles Wichtige  vermerkt.
Der Auftsteller steht vor der Jessener Spitzweg-Apotheke. Darauf ist alles Wichtige vermerkt.
Foto: Tominski

Kein Risiko eingehen

Kathleen Müller-Roock gehört zu den letzten Test-Kandidaten an diesem Tag. Sie möchte ihrem Bruder gesund zum 60. Geburtstag gratulieren und dort nicht als mögliches Risiko erscheinen. Die Bank-Angestellte hat Corona „mit all seinen Höhen und Tiefen“ erlebt und besitzt deshalb den Status genesen. „Ich hatte Fieber und war völlig ohne Energie“, blickt sie auf die weniger schönen Tage in ihrem Leben zurück. Aufgrund der steigenden Inzidenzzahlen hat Kathleen Müller-Roock den Entschluss gefasst, sich impfen zu lassen. Weihnachtswunsch? Im Kreis der Familie ohne schlechtes Gewissen und ohne große Beschränkungen das Fest zusammen feiern, lautet die Antwort.

Apotheken-Mitarbeiterin Birgit Hauptig schließt die Tür des Wartebereichs zu und zieht ein erstes Fazit. 52 Personen aus Jessen und Umgebung haben am Montag die Chance genutzt, sich auf eine mögliche Corona-Infektion testen zu lassen. „Das ist viel. Trotz Wartezeit sind alle freundlich und verständnisvoll gewesen“, sagt Hauptig, die als ausgebildete Sprechstundenschwester den Umgang mit Menschen aus dem Effeff beherrscht.

„Birgit Hauptig ist unsere gute Seele“, lobt Chefin Marion Nelle ihre Angestellte und verkündet, dass sie künftig weitere Unterstützung aus dem Team erhält. „Wir schaffen das gemeinsam“, meint Marion Nelle. Dieser Appell ist als Aufruf gedacht. Denn die vierte Corona-Welle hinterlässt im Land Spuren. „Angst und Panikmache bringen nichts. Impfen und testen ist besser.“

Die Teststation der Stadt Jessen befindet sich wieder im Rathaus am Markt. Geöffnet ist an diesem Dienstag von 13 bis 17 Uhr, am Mittwoch von 8 bis 15 Uhr.