Chroniklesung Chroniklesung: «Die Knoll ist zum Tode verurteilt»
Schweinitz/MZ. - Wie das nun in solchen Fällen auch sei, in früheren Zeiten ging es eben anders zu. Und wer Lust hatte, darüber einiges zu erfahren und dies speziell zugeschnitten auf Schweinitz, war am Montagabend im ehemaligen Rathaus bestens aufgehoben. Der Heimatverein "Swinze" hatte zu einer Chroniklesung eingeladen, für die Wiedergabe bekannterer und unbekannterer Episoden war Waltraud Krahlisch zuständig, Chronistin des Vereines.
Wenngleich ein eigentlich ernstes Thema, hatten es der Chronistin diesmal besonders "blutrünstige" Archiveintragungen, sprich Hinrichtungen angetan, die die Zuhörer auch zum gelegentlichen Schmunzeln und zu ironischen Randbemerkungen animierten. Die letzte Hinrichtung liegt dabei noch gar nicht so lang zurück. Am 26. November 1736 wurde das letzte Todesurteil vollstreckt, eine Frau starb am Galgen.
Den Unterlagen nach handelte es sich um Anna-Maria Knoll, die ihren ehemaligen Dienstherren um etliche Taler erleichterte. Das Kuriose war, dass ihr das Geständnis auf ungewöhnliche Weise entlockt wurde. Listigerweise sprach die Dame nach ihrer Verhaftung gleich einige Monate kein Wort. Also was machten die Herren vom Gericht? Sie flößten ihr einige ordentliche Schlucke Branntwein ein und verabreichten ihr eine kräftige Prise Tabak. Das reichte aus, um der Anna-Maria Knoll die Zunge zu lösen und zu verkünden, "dass die Knoll zum Tode durch den Strang verurteilt werde".
Vor 1736 hatten etliche Straftäter den Gang zum Schafott anzutreten. Da wurden Mörder geköpft oder eben Ehebrecher erhängt, 1505 wurde der Löbener Küster, der im Suff ein verheerendes Feuer in Schweinitz entfachte, in Naumburg gerädert, 1648 wurde eine Frau in einem Sack in die Elster geworfen und so ins Jenseits befördert. "In den Archiven steht gesäckelt, eine exakte Erläuterung des Begriffes habe ich noch nicht gefunden, aber ich gehe davon aus, dass damit das Ersäufen in einem Sack gemeint ist", erklärte Waltraud Krahlisch.
Sie las aber auch Berichte über den Ablasshandel in Schweinitz und berichtete ihren Zuhörern über Geschehnisse nach Ende des 30-jährigen Krieges.