1. MZ.de
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Jessen
  6. >
  7. Busfahren im Landkreis Wittenberg: Busfahren im Landkreis Wittenberg: Tarifzonen übersichtlicher

Busfahren im Landkreis Wittenberg Busfahren im Landkreis Wittenberg: Tarifzonen übersichtlicher

22.12.2014, 20:59
In der City-Zone fahren wochentags halbstündlich Busse.
In der City-Zone fahren wochentags halbstündlich Busse. Kuhn/ARCHIV Lizenz

Wittenberg - Zum 1. Januar wird der Öffentliche Personennahverkehr im Landkreis Wittenberg auf ein neues Konzept umgestellt. MZ-Redakteurin Ute Otto sprach darüber mit dem zuständigen Fachdienstleiter der Kreisverwaltung, Holger Zubke.

Was ändert sich?

Zubke: Die gravierendste Veränderung ist das Tarifzonensystem. Die kleinen Waben auf den Plänen gehören der Vergangenheit an. Es gibt weniger, aber dafür größere Tarifzonen. Und sie sind kompatibel mit dem Mitteldeutschen Verkehrsverbund. Das wird auch dann interessant, wenn Wittenberg an das S-Bahnnetz angeschlossen wird.

Wird das Busfahren teurer?

Zubke: Das kann man pauschal nicht sagen. Durch die Veränderung der Tarifzonen sind direkte Preisvergleiche nicht möglich. Fakt ist, es wird Gewinner und Verlierer geben. Auf kürzeren Strecken wird es teurer, auf längeren billiger. Und es zählen nur noch die Tarifzonen, die direkt zwischen Start und Ziel liegen. Früher wurden Tarifzonen, die bei Umfahrungen nur tangiert wurden, mit berechnet.

Ab 1. Januar gibt es acht neue Hauptlinien, die im Stundentakt (Mo-Fr, 5 bis 19 Uhr; Sa, 8 bis 16 Uhr) verkehren. Das sind die Linien 300, 301, 302, 303, 304, 306, 307 und 310. Diese sind außerdem in das Stadtgebiet Wittenberg integriert. Zweiter Hauptbestandteil des Fahrplankonzeptes ist der in die Nebenlinien integrierte Schülerverkehr. Diese Linien sind für jeden Fahrgast nutzbar. Als drittes können die Fahrgäste den fahrplangebundenen Anrufbus im gesamten Landkreis nutzen.

Aus den über 100 alten kleinen Tarifzonen sind jetzt 14 Tarifzonen innerhalb des Kreises und eine City-Zone (Nr. 20) in der Lutherstadt Wittenberg entstanden (siehe Grafik). Zudem gibt es Verbindungen in den Landkreis Anhalt-Bitterfeld (30 und 31) und in die Stadt Dessau-Roßlau (80). Außerdem wurde die Anzahl der Preisstufen von zehn auf vier reduziert. Darunter ein City-Ticket für die Lutherstadt Wittenberg und ein Netzticket für den gesamten Landkreis. Neu ist auch die kostenlose Mitnahme einer Begleitperson am Wochenende mit der Wochen- und Monatskarte.

Um zu wissen, welches Ticket gekauft werden muss, braucht man den Tarifzonenplan. Jede Wabe mit einer Zahl ist eine Tarifzone. Dann kann man in der Tariftabelle den Fahrpreis ablesen und sich das individuell passende Ticket heraussuchen.

Fahrt von Reinsdorf nach Lutherstadt Wittenberg. Beide Orte liegen in der Tarifzone 1. Zu dieser Tarifzone gehört auch die schraffierte Tarifzone 20 (City-Zone). Mit einem Ticket der Preisstufe 1 kann also in der ganzen Tarifzone 1 mit den Linienbussen gefahren werden, inklusive der City-Zone. Mit dem Ticket für die City-Zone kann man aber nur in der Tarifzone 20 den Linienverkehr nutzen.

Liegen Start- und Zielort in zwei benachbarten Waben, braucht man ein Ticket der Preisstufe 2. Zum Beispiel bei einer Fahrt von Bad Schmiedeberg nach Kemberg. Bad Schmiedeberg liegt in Tarifzone 13, Kemberg in Tarifzone 12.

Liegen Start- und Zielort drei oder mehr Waben auseinander, braucht man ein Ticket der Preisstufe Netz. Die Fahrt von Holzdorf nach Elster startet in der Tarifzone 8, geht weiter durch die Tarifzone 7 und endet in der Tarifzone 5. Es werden also drei Waben/Tarifzonen durchfahren und ein Ticket der Preisstufe Netz ist fällig.

Die Abo-Monatskarte ist ein neues Angebot. Sie ersetzt die bisherige Wittenberg-Card. Sie gilt drei Monate, verlängert sich automatisch und ist monatlich kündbar. Kunden schließen dafür einen Abo-Vertrag mit der Vetter GmbH. Das kann online geschehen oder auf Papier. Anträge dafür gibt es im Vetter-Verkaufsbüro und auch bei den Fahrern in den Linienbussen. Online kann man die Karte auch verwalten, also verlängern, kündigen oder auch persönliche Daten ändern.

Im Internet findet man das Portal unter www.mein-bus.net.

Die Fahrten vom Anrufbus finden Fahrgäste im Fahrplanaushang an der Haltestelle, im Fahrplanbuch und online. Der Anrufbus muss mindestens eine Stunde vor Fahrtbeginn laut Fahrplan bestellt werden. Das funktioniert telefonisch, online oder per Fax. Der Anrufbus fährt täglich von 5 bis 23 Uhr jeweils zu den Schnittstellen der Hauptlinien und zu den Bahnhöfen. Tel. 08000/36 69 10

Fax. 01805/36 69 11

Web: www.anrufbus.net

E-Mail: [email protected]

Storno: 03494/3 84 21 00

Die neuen Fahrpläne findet man auf der Internetseite www.mein-bus.net und im neuen Fahrplanbuch. Das wird ab 23. Dezember für einen Euro im Informationsbüro der Vetter GmbH, Am Busbahnhof, Lutherstadt-Wittenberg, Tel. 03491/48 07 90, verkauft. Dort gelten ab dem 1. Januar neue Öffnungszeiten: Montag bis Freitag 8 bis 11.30 Uhr und 12 bis 16 Uhr.

Eine Vielzahl Anrufbushaltestellen ist schon weggefallen.Wie stark wird das Rufbussystem eingeschränkt?

Zubke: Anrufbusse können weiterhin täglich von 5 bis 23 Uhr im Stundentakt genutzt werden, wenn es kein anderes Angebot gibt. Sie fahren allerdings nur noch zur nächstgelegenen Haltestelle einer Hauptlinie. Wir haben jetzt acht Hauptlinien, die Montag bis Sonnabend im Stundentakt bedient werden, und Nebenlinien, auf denen im Zusammenhang mit der Schülerbeförderung Busse fahren, die von jedermann nutzbar sind. Die Anrufbusse werden an die Takte gebunden. Wenn also zum Beispiel jemand von Rotta aus zum Wittenberger Hauptbahnhof will, bringt ihn der Anrufbus zu den Taktzeiten nach Kemberg, wo er in die reguläre Linie 305 einsteigen kann.

Die stärkere Linienbindung der Anrufbusse resultiert aus den gerichtlichen Auseinandersetzungen, die sich in der Vergangenheit im Zusammenhang mit der Vergabe der Leistungen zwischen Landkreis und unterlegenen Unternehmen gerade an diesem Punkt entzündeten. Schnittstellen können auch Haltepunkte einer Nahverkehrsbahn sein. So entspricht es auch der Forderung des Landes, keinen Parallelverkehr zuzulassen.

Zum Parallelverkehr zählen Nahverkehrszüge. Wie ist das aber, wenn - wie in Klebitz - Haltepunkte der Regionalbahn geschlossen werden?

Zubke: Die Klebitzer können sich, wenn keine Linie fährt, auch den Anrufbus bestellen, wenn sie zum Bahnhof Zahna wollen, um den Regionalzug zu erreichen. Das ist mit der Nasa (Nahverkehrsgesellschaft Sachsen-Anhalt - d. Red.) so vereinbart und wird auch über sie abgerechnet.

Viele trauen aber dem Anrufbussystem nicht.

Zubke: Das ist doch immer so: Eine Negativerfahrung breitet sich in Windeseile aus, hundert gute fallen unter den Tisch. Die Nasa hat übrigens im November das Anrufbussystem für Klebitz getestet, indem 19 Anrufe von anonymen Nummern getätigt wurden, um den Bus zu bestellen. Bis auf einen Fall - da ist die Verbindung abgebrochen - hat das geklappt. Das spricht doch für das System.

Aber wie läuft das, wenn die Busse auf den Hauptlinien nur in größeren Abständen fahren?

Zubke: Außerhalb der City-Zone fahren Busse am Samstag von acht bis 16 Uhr im Zwei-Stunden-Takt. An Sonn- und Feiertagen gibt es flexible Fahrzeiten. An solchen Tagen und zwischen den langen Takten bringt Sie der Anrufbus direkt zu einer Haltestelle in Ihrem Zielort.

Menschen mit Gehbehinderungen haben Schwierigkeiten, Linienbusse zu nutzen, weil die Einstiegshöhen an den Haltestellen nicht passen.

Zubke: Sie können den Anrufbus nutzen, müssen aber sagen, dass sie einen Rollstuhl haben, damit auch das passende Fahrzeug eingesetzt wird. Aber es stimmt schon: Flächendeckend barrierefreien Zugang zu Bussen zu schaffen, da bleibt noch viel zu tun, das geht nicht sofort. Die Kommunen sind zuständig für die baulichen Gegebenheiten an den Haltestellen. Überall dort, wo Straßenbau stattfindet, soll das einfließen. Und ein Umbau sollte als erstes dort stattfinden, wo die höchste Frequenz ist. (mz)