Bundeswehr in Holzdorf Bundeswehr in Holzdorf: Alle Prüfungen bestanden

Holzdorf - „Luftraum - Wir können MEHR!“, verkünden die Soldaten des Einsatzführungsbereiches 3 stolz und mit recht. Multinational, Erkennen, Handeln, Rund um die Uhr, um den deutschen Luftraum zu sichern, lautet der daraus resultierende Slogan. In diesem Jahr sogar an drei Großprojekten gleichzeitig. Für Oberst Andreas Springer, dem Kommandeur des Verbandes und zugleich Standortältesten des Bundeswehrstandortes Schönewalde-Holzdorf, war 2020 deshalb nicht nur wegen Corona ein Jahr, das unvergesslich bleibt.
Traditionelle Reise
Eine Reise ins Baltikum, für die Männer und Frauen der Einsatzgruppe verlegefähig ist sie inzwischen längst zum Ritual geworden. 2014 einigten sich alle 28 Mitgliedsstaaten der NATO in Wales auf den „Readiness Action Plan“.
Ein sichtbares Zeichen des gegenseitigen Beistandes, der unter anderem eine erhöhte Präsenz der Nato an ihrer östlichen Flanke vorsieht. Die Maßnahme beinhaltet seit 2016 die internationale Übung Persistent Presence (stete Präsenz) sowie das verstärkte Air Policing Baltikum (VAPB).
Darin involviert sind wiederholt Holzdorfer Soldaten eingesetzt. Mit der Entsendung des verlegefähigen Gefechtsstandes zur Luftraumüberwachung, dem Deployable Control and Reporting Centre (DCRC), stellen sie eine Hochwertfähigkeit zur Wahrung der Integrität des baltischen Luftraumes bereit.
Mehr als 800 Tonnen Material wurden deshalb dieses Jahr über die Schiene, auf dem Seeweg oder über Land zur Airbase Šiauliai nach Litauen nach Lettland verlegt. „Coronabedingt, aber auch wegen diversen operativen und logistischen Schnittstellen eine echte Herausforderung“, sagt Oberst Springer, die man von September bis Dezember gemeistert habe.
Statt wie bisher üblich in Containern, waren die Soldaten dieses Mal in Zelten untergebracht. Das Leben im Felde, für Soldaten grundsätzlich keine ungewöhnliche Sache, über einen solch langen Zeitraum eine besondere Herausforderung.
Keineswegs komfortabler war die Unterkunft jener zehn Soldaten, die seit dem zweiten Quartal 2020 im Irak mit ihrem Radar RAT 31 den zentralirakischen Luftraum überwachen. „Die Beauftragung hierzu kam für uns völlig überraschend im März. Ein Kaltstart. Gut drei Monate später waren Personal und Technik geschult und vorbereitet vor Ort im Einsatz. Chapeau!“, zollt Springer seinen Soldaten Respekt und Anerkennung.
Die gebührt seinen Worten zufolge aber auch den Kameraden, die im Bunker Schönewalde die Stellung hielten und auch zukünftig 24 Stunden an sieben Tagen in der Woche für einen sicheren deutschen Luftraum sorgen. „Alle drei Großaufgaben haben wir zeitgleich und an drei verschiedenen Orten ohne Zwischenfälle und mit Bravour absolviert. Auf uns ist Verlass“, betont Springer.
Krisenfestes Personal
Die Vielfalt und Menge der zeitgleich zu absolvierenden Arbeiten erwies sich rückblickend für den Kommandeur als Glücksfall. „Diese Zeit war hinsichtlich des Personals ein sehr ergiebiger Erkenntnisgewinn für mich. Denn unter Druck zeigte sich, wer krisenfest ist, wer einen positiven Einfluss auf die Binnenkultur und Ablauforganisation hat und wer Weitsicht beweist“, erläutert er.
Zumal Corona die Truppe zusätzlich forderte. Mit Umsicht, Disziplin und dem Glück des Tüchtigen sei der gesamte Standort bislang aber gut durch die Viruskrise gekommen. Vielmehr stellt die Lufttransportgruppe des Hubschraubergeschwader 64 aktuell auf Anforderung 40 Soldaten, um die Arbeit der Gesundheitsämter zu unterstützen. „Weitere 30, die vom Einsatzführungsbereich 3 kommen, werden das ab Januar ebenfalls tun.“
Dass es für Soldaten keinen kompletten Lockdown geben kann und darf, davon ist Oberst Springer fest überzeugt. Diese Meinung vertritt er auch resolut nach außen.
„Die Streitkräfte haben einen klaren Auftrag und sollen dem Land auch in Krisen- und Katastrophenfällen dienen. Um dem gerecht zu werden, braucht es auch die entsprechende Präsenz und Kraftanstrengung.“ Oder wie Militärs sagen: „Feuer und Bewegung vor Deckung.“
Besuch des Generals
Eine gemeinsame Klausurtagung mit dem Schwesterverband Einsatzführungsbereich 2 aus Erndtebrück (Nordrhein-Westfalen), die überaus erfolgreiche Aktion „Pink Oktober“ als Spendenaufruf für einen Hospizverein oder der Besuch des Generalinspekteurs der Bundeswehr, General Eberhard Zorn, am Standort Schönewalde-Holzdorf fanden aus Sicht der Angehörigen des Standortes ebenfalls berechtigten Eintrag in die Jahreschronik.
Nicht unerwähnt bleiben darf zudem das Richtfest eines neuen Unterkunftsgebäudes, welches gegenwärtig am Standort gebaut wird. Noch in diesem Jahr soll es den hier ansässigen Soldaten mit modernen Standards ein zweites Zuhause sein.
Keinen Hehl macht der Standortälteste indes aus der Enttäuschung über die durch das Ministerium gestoppten Entscheidung zur Auswahl eines neuen schweren Transporthubschraubers. „Die Bundeswehr braucht diese Maschinen. Die Enttäuschung in der Truppe ist groß“, spricht Springer allen Holzdorfer Soldaten aus der Seele. Gleichwohl hegt man in der Truppe die Hoffnung, dass dieser Prozess schnell zu einem guten Ende kommt. (mz)

