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Bändertanz in Lindwerder Bändertanz in Lindwerder: Verwicklungen zum Dorf- und Schützenfest

Von Ute Otto 18.06.2019, 09:51
Von innen nach außen wechselnd geht es immer im Kreis.
Von innen nach außen wechselnd geht es immer im Kreis. Aline Gorldt

Lindwerder - Fast auf der ganzen Länge mit bunten Satin-Bändern umflochten, schmückt der vier Meter hohe Holzmast den Festplatz in Lindwerder von der Eröffnung bis zum Ende des Frühschoppens am letzten Tag des Dorffestes. Er ist Zeugnis dafür, das in dem kleinen Flämingort eine alte Festtradition gepflegt wird: der Bändertanz.

Es ist zwar, wie Christina Petzel sagt, „jedes Jahr eine Zitterpartie“, ausreichend Mitwirkende zu finden. Gebraucht werden mindestens zehn, besser noch 14, denn beim Umzug führen vier Paare mit Blumengirlanden den Reigen an. Sechs gehen an der Miniatur-Bänderstange, für die es noch einen Träger geben muss.

Hinzu kommt noch eine Prämisse: Die Mitwirkenden müssen in die vorhandenen Kostüme passen, die daran erinnern sollen, dass die Dorfbewohner früher zu den Festen in Trachten erschienen. Obwohl es auch dieses Jahr im Vorfeld wieder Absagen hagelte, haben sie es auch beim Fest am vergangenen Wochenende geschafft, das Bild zu gestalten.

Hochgehalten wird diese Tradition von einer Handvoll Frauen um Christina Petzel, für die der Bändertanz noch in der Schule zum Pflichtprogramm gehörte. „Wir mussten das vor dem Heimatfest immer wieder üben, unser Lehrer Adolf Pillat war da sehr genau“, erzählt eine der Frauen.

Akkurat mussten die Abstände zueinander sein, die Hände die Enden der Bänder in gleicher Höhe halten, synchron der Schritt. Weil es den Mädchen damals wohl in Fleisch und Blut übergegangen ist, braucht es heute zur Probe nur ein paar Runden.

Die Tänzerinnen - wenn überhaupt, finden sich nur vereinzelt Herren - stehen am Beginn paarweise einander zugewandt. „Alle, die in meine Richtung schauen, gehen zuerst außen“, gibt Christina Petzel vor.

Mangels Kapelle singen die Frauen bei der kurzen Probe das alte Volkslied „Auf, du junger Wandersmann“ vor sich her. „Dazu haben wir es auch in der Schule geübt“, erinnert sich Christina Petzel. „Es gehen auch andere Lieder. Hauptsache, es ist ein Marsch.“ Zwischen innen und außen wechselnd marschieren die Tänzerinnen im Kreis und flechten so die bunten Bänder um den Mast.

Wie oft sie den umrunden? Sie haben es noch nicht gezählt, „wir konzentrieren uns ganz auf die Bänder. Wichtig ist, wenn man einen Fehler macht, dass man einfach weitergeht.“ Das Aufwickeln sei gar nicht so schwierig, „spannend wird es umgekehrt“. Zum Abschluss des Festes wird der Mast wieder freigetanzt, und da offenbaren sich die Fehler vom Auftakt.

In der Alpenregion ist der „Bandltanz“ heute immer noch weit verbreitet, dort werden meist Bänder in den Landesfarben verflochten und es entstehen durch zusätzliche Drehungen verschiedene Muster am Mast oder ein Netz über den Tanzenden. (mz)

Erst zum Ende des Festes werden die Bänder abgewickelt.
Erst zum Ende des Festes werden die Bänder abgewickelt.
Gorldt