Ausstellung in Jessen Ausstellung in Jessen: Drei junge Damen aus Jessen offenbaren ihre Gefühlswelten

Jessen - Als Katrin Lehmann mit dem Löffel gegen ein Sektglas schlägt, herrscht Ruhe in der Jessener Volksbank Elsterland. Die Marktbereichsleiterin eröffnet exakt zum runden Geburtstag des Bankhauses die 20. Ausstellung „Art Edition“, die zum Jubiläum mit „Abschied und Neubeginn“ erstmals ein Thema besitzt.
Dieses ist Danielle Nitzschke, Elisa Groh und Alexandra Hermann sprichwörtlich wie auf den Leib geschneidert. Die drei Abiturientinnen aus Jessen haben sich aus der Schule verabschiedet und steigen nun in das Abenteuer Leben ein. „Mit den Bildern wollen wir unseren Mitschülern Mut machen.
Sie sollen keine Angst vor der Zukunft haben“, betont Hermann, die es nach einem freiwilligen ökologischen Jahr in Zerbst hinaus in die weite Welt zieht. Das Ziel ihrer Reise heißt Neuseeland. Ob sie ein Rückflug-Ticket bucht, steht trotz des anvisierten Biologie-Studiums noch in den Sternen.
„Die Idee zur Ausstellung“, ergänzt Elisa Groh, „hatte unsere Kunstlehrerin Gabriele Zabel. Sie hat uns motiviert und inspiriert. Für uns persönlich ist es ein schöner Schlusspunkt hinter unsere Schulzeit.“ Die 18-Jährige liebt es bodenständiger. Ende August fängt sie in Wittenberg eine Ausbildung zur Notfallsanitäterin an. Wie bereits von Hermann angeschnitten, kennt auch sie die Zukunftsängste ihrer Mitschüler.
Mehrere haben trotz aussagekräftiger Bewerbungen nur Absagen erhalten und wissen bis zum jetzigen Zeitpunkt nicht, wohin die Reise beruflich geht. Danielle Nitzschke hat ihr Abitur mit 1,6 gemacht und möchte in Berlin oder Potsdam Kommunikationsdesign studieren. „Mein Ziel ist es, im Leben glücklich zu werden. Deshalb habe ich mir einen Beruf gesucht, wo ich mich kreativ entfalten kann. Später möchte ich auch eine Familie gründen.“
Die erste Ausstellung des Trios ist am Donnerstag gut besucht. Etwa 50 Besucher werden von den drei jungen Damen durch das Foyer geführt, gratulieren zur Premiere und lassen sich die Bilder, die zum Beispiel „Kalte Füße und lange Nächte“ oder „Kein Tag ohne Zitronenbonbons“ heißen, erklären.
Die Bilder sind kunstvoll gezeichnet und spiegeln das Seelenleben der Teenager auf dem Weg zum Erwachsenwerden wider. „Eine Kunstausstellung ist immer eine Bereicherung. Wir locken damit auch Besucher an, die sonst nicht Kunden bei der Volksbank sind. Den 10. August haben wir uns bewusst ausgesucht. Vor genau 20 Jahren wurden die neuen Geschäftsräume eingeweiht“, meint Katrin Lehmann bei ihrer Laudatio.
Mandy Seehaus vom örtlichen Schulfestverein freut sich, dass die „Art Edition“ so gut besucht ist und verweist auf Artikel fünf Absatz drei des Grundgesetzes. Dort steht, dass jeder das Recht hat, seine Meinung in Wort, Schrift und Bild frei zu äußern. „Lassen Sie uns miteinander diskutieren“, ruft sie in die Runde und holt sich den Applaus des Publikums ab.
Die drei Künstlerinnen erzählen beim Rundgang, dass ihnen die Ideen zu den Bildern, die noch vier Wochen in der Bank hängen, nicht in den Schoß gefallen sind. Alle haben eine Schaffenskrise durchgemacht, doch auf der Zielgeraden richtig Gas gegeben.
„Wir versuchen, mit den Bildern unsere Gefühle auszudrücken“, sagt Hermann, für die jeder Neubeginn einen gewissen Zauber besitzt. „Unsere Familien haben uns bei diesem Projekt stets den Rücken gestärkt“, sagt Groh, die Sekunden später den nächsten Blumenstrauß erhält. (mz)