Ausbildung bei der Feuerwehr Ausbildung bei der Feuerwehr: Nichts ist Routine in Seyda

Seyda - Die Einsatzübung zum Auftakt der Bereichsausbildung der Feuerwehrleute aus dem Jessener Norden, bei der ein Kellerbrand in der Seydaer Grundschule mit Rettung von fünf verletzten Personen simuliert wurde, ist gerade vorbei, als die MZ eintrifft. Für das Foto lassen Bereichsleiter Marco Kralisch und Kreisausbilder Stefan Puhlmann nochmals zwei Kameraden den Atemschutz anlegen und eine „ohnmächtige“ junge Frau aus dem Keller retten - ohne Abstriche an den Vorschriften.
Komplexes Wissen
Derweil - und das ist noch relativ neu in den Abläufen - schirmen zwei Kameraden den Ort des Geschehens mit dem Transparent ab, auf dem unübersehbar das Logo für Fotografierverbot prangt. Über Gaffer können Rettungskräfte allerorten ein Lied singen. Spektakuläre Bilder von Einsätzen stehen hoch im Kurs.
Dass die zumeist ehrenamtlichen Rettungskräfte in solchen Situationen, in denen sie selbst extrem unter Stress stehen, einen Riesen-Komplex an Wissen und Fertigkeiten abrufen, scheint selbstverständlich. Es reicht laut Puhlmann eben nicht, den Aufbau einer Löschwasserleitung, den Umgang mit Schläuchen und Strahlrohren, was vermeintlich zu den Grundfertigkeiten eines jeden Feuerwehrmannes gehört, „nur mal alle fünf Jahre zu trainieren“. Die Technik wandelt sich und die personelle Zusammensetzung der Wehren auch.
Nicht alle Feuerwehren der Stadt haben zum Beispiel Pumpen vom gleichen Hersteller: „Das Prinzip ist zwar dasselbe, aber die Handhabung ist immer eine andere“, sagt der Kreisausbilder. Auch Strahlrohr ist nicht gleich Strahlrohr. Mit den modernen Hohlstrahlrohren - und auch bei denen gibt es unterschiedliche Ausführungen - ist es möglich, die Durchflussmenge zu regulieren - früher wurde das über die Pumpe geregelt, entweder im Tanklöschfahrzeug oder extern. Mit dem Hohlstrahl kann ein großer Sprühkegel erzeugt werden. „Mit weniger Wasser effektiv löschen“, erklärt Puhlmann den Zweck.
„Wir ersäufen das Feuer nicht sondern ersticken es durch die Oberflächenspannung des Wassers.“ Zwar decken die meisten Versicherungen bei einem Brand auch den Folgeschaden durch Löschwasser mit ab, aber man müsse damit rechnen, dass Versicherer infrage stellen, dass die Menge des Löschwassers gerechtfertigt war. So lässt der Kreisausbilder die Feuerwehrleute und Maschinisten an den unterschiedlichen Modellen üben. Zumal sie ohnehin zunehmend gemeinsam Einsätze bestreiten.
Es geht auch um Eigenschutz
Für die Motorkettensägenführer hat der zuständige Kreisausbilder André Mühlbach im hinteren Teil des Areals einen kleinen Sturm inszeniert. Zwei Kiefern liegen mit den Kronen überkreuz. Die Feuerwehrmänner sollen die Bäume entästen und zerkleinern, so dass sie aufgeräumt werden können.
Der erste Kamerad setzt die Säge an und bekommt prompt Geäst ins Gesicht - er hat die Druck- bzw. Zugseite der unter Spannung stehenden Äste falsch eingeschätzt. Hier wird deutlich, wie notwendig dieses Training ist, auch für den Eigenschutz der Kameraden. „Früher hatten wir solche Einsätze nicht“, sagt der Seydaer Wehrleiter Maik Heidemüller, „heute sind wir auch da gefragt.“
Zugenommen haben ebenfalls die technischen Hilfeleistungen nach Verkehrsunfällen. Für manche der 35 Teilnehmer dieser Ausbildung ist es die erste Begegnung mit Hubkissen, Spreiz- und Schneidgerät. Schritt für Schritt, instruiert Heidemüller die Kameraden an dem ausgedienten Auto. (mz)

