Auch aus Japan kam Monteur
Prettin/MZ. - Als wären sie erst gestern geschehen, so haben sich die Ereignisse vor drei Jahren ins Gedächtnis von Roland Görmer gebrannt. Fast stundengenau kann der Geschäftsführer der PM-CNC Gussbearbeitung GmbH in Prettin aus dem Kopf die Geschehnisse um die Flut 2002 ebenso rekonstruieren wie die anschließenden Bemühungen, so schnell wie möglich die Produktion wieder aufzunehmen. Das Unternehmen zu schließen oder an einer anderen Stelle neu zu errichten, ist für ihn nie in Frage gekommen, wie er immer wieder betont.
Eigentlich waren er und seine Mitarbeiter im August 2002 der Meinung, dem Betrieb könne nicht viel geschehen. Das Wasser werde ihn nicht erreichen oder zumindest kaum Schaden anrichten. Vorsichtshalber wurde alles Mögliche abgedichtet, ein Teil der bereits fertigen Produktion zu einer befreundeten Spedition gebracht und dort gelagert. "Mehr war auch nicht zu machen", so Ronald Görmer zurückblickend. Vereinbart wurde, über Handy im Kontakt zu bleiben. Einige Mitarbeiter wurden evakuiert, andere waren über die Feuerwehren im Einsatz.
Dann kam am 18. August das Wasser. Und das in einer Höhe, mit der keiner gerechnet hatte. Bis zu 85 Zentimeter hoch stand es in der Werkhalle. Doch das konnte erst einige Tage später, am 22. August, festgestellt werden. Als die Mitarbeiter zurückkehrten, wirkten sie niedergeschlagen. "Das packen wir nie", war ihr Resümee.
Zwei Tage später, das Wasser floss noch richtig übers Gelände, wurde mit dem Ausräumen begonnen. Zunächst wurden vom Landgut Elbeland Axien Sandsäcke geholt und mittels eines Dammes das weitere Vordringen des Wassers verhindert. Mit Pumpen, die Freunde von Roland Görmer zur Verfügung stellten, verschwand das Nass. Am 24. August begannen 15 Mitarbeiter (nur die selbst von der Flut betroffenen fehlten) sowie Freunde der Familie Görmer und Bekannte mit dem Aufräumen.
Als Nächstes suchte der Geschäftsführer Kontakt zum Maschinenlieferanten Hommel, telefonierte von da an fast täglich mit ihm. Über eine Sanierungsgesellschaft kamen weitere 25 Helfer. Als es dann an die Technik ging, schickte Hommel fünf seiner besten Monteure. Dazu kamen zwei weitere von der Europazentrale in Krefeld des Herstellers der CNC-Stationen Okuma (Japan).
Am 31. August lief die erste CNC-Station wieder an. Die erste Auslieferung wurde am 3. September vorgenommen. Im Fünf-Tage-Rhythmus folgten die nächsten. Ehe alles wieder normal lief, dauerte es aber fast zwei Jahre. Insgesamt betrug der Schaden 2,8 Millionen Euro. Zur Behebung wurden auch Fördermittel aus der Fluthilfe sowie der Gemeinschaftsaufgabe Aufbau Ost in Anspruch genommen.
Die PM-CNC Gussbearbeitung GmbH Prettin verarbeitet Gussstücke verschiedener Arten auf modernen CNC-Stationen zu Fertigteilen. Abnehmer sind unter anderem die Deutsche Bahn und Daimler-Chrysler. Vor und nach der Flut gab es im Unternehmen 33 Beschäftigte, heute sind es 45.