Verzwickte Situation Annaburger Fitness-Studio soll im Januar 2022 eröffnet werden
Betreiber wartet auf Lieferung der Sportgeräte. Welche Angebote er als Trostpflaster macht.

Annaburg/MZ - Eine Frau läuft über den Parkplatz und schaut enttäuscht durch die Fensterscheibe des Gebäudes. Sie habe gehört, sagt sie, dass hier ein Fitness-Studio im September eröffnet, doch offensichtlich scheint das nur ein Gerücht zu sein. Kurz vor dem Einsteigen in ihr Auto fasst die Frau einen Entschluss. Im Internet muss doch ein Hinweis zu finden sein, wann sich die Türen endlich öffnen.
Niklas Jost, der zusammen mit seiner Frau Cécile zwei weitere Studios in den Berliner Stadtteilen Steglitz und Wilmersdorf betreut, wird die Sache langsam peinlich. Noch im Januar ist der Sportwissenschaftler aus Berlin optimistisch, dass die Annaburger im Gebäude an der Züllsdorfer Straße ab 1. April täglich Sport treiben, aufgrund unerwarteter Lieferschwierigkeiten der Geräte folgen die Eröffnungstermine 1. Juni und „tendenziell im Herbst“. Jetzt soll der Startschuss mit Beginn des neuen Jahres abgefeuert werden. „Das wird klappen. Als Trostpflaster bringen wir zur Eröffnungsparty auch Champagner mit.“

Genehmigungen liegen vor
Um die Annaburger nicht zu verschrecken, geht der 50-Jährige Kompromisse ein. Seit Ende August kommen 100 weitere Mitglieder von „fitplus“ in den Geschmack einer reduzierten Aufnahmegebühr von 30 statt 60 Euro. Mit zusätzlich einem Monat gratis Sport treiben im Studio (für alle Mitglieder) hat der Familienvater schon die nächste Schippe draufgelegt. Jost verspricht, mit Hochdruck zu arbeiten. Die noch fehlenden Genehmigungen in puncto Umnutzung des leerstehenden Gebäudes liegen inzwischen vor. Knackpunkt bleiben die fehlenden Geräte, die eigentlich Ende März in Annaburg aufgebaut werden sollten. Die damals anvisierte Lieferzeit von zehn bis zwölf Wochen passe eher in die Rubrik Randnotiz. „Es gibt keine konkrete Aussage. Ich weiß nicht, ob sie schon auf irgendeinem Dampfer sind“, so der Berliner. Die Zeiten, dass „auf Halde produziert“ wird, seien vorbei. Aktuell wird nach Eingang der Bestellung gefertigt.
Jost versteht den Ärger der Mitglieder. Aufgrund der Verzögerungen habe es die ersten Abmeldungen gegeben, nun liegt es an ihm, dieses verloren gegangene Vertrauen mit guten Angeboten zurückzugewinnen. „Wir werden im Januar unser Studio mit den Angeboten von fitplus eröffnen“, meint er mehrfach, denn der Schlachtplan für den Herbst steht. Die Baufachfirma Mirco Pohling aus Annaburg hat im Juli mit den ersten Umbauarbeiten im Innen- sowie Sanitärbereich begonnen (die MZ berichtete), laut dem 50-Jährigen gehen weitere Aufträge für Elektriker, Bodenleger, Trockenbauer und Sanitärinstallateure raus. Fest steht: Das Gebäude an der Züllsdorfer Straße wirkt trostlos. Lediglich ein paar Aufkleber weisen darauf hin, dass hier bis 2012 viele Annaburger ihre täglichen Einkäufe erledigt haben. Von Lebensmittel-Discounter über Blumen- und Zoogeschäft ist damals alles vorhanden gewesen. Aktuell kämpft sich das Unkraut auf dem Parkplatz durch die Ritzen, überall liegen Glasscherben herum.

Verschiedene Trainingsziele
Die Lizenz für „fitplus“, sagt Jost, habe er von dem in Esslingen am Neckar ansässigen Unternehmen längst erworben. In Vordergrund stehen verschiedene Trainingsziele zum Beispiel in den Bereichen Kraft, Ausdauer oder Abnehmen. Die Lust am Sport treiben sei in der Zeit von Homeoffice zusätzlich gestiegen. Der Mensch, so Jost, soll zwei- bis dreimal pro Woche unter Belastung ordentlich schwitzen, um das Herz-Kreislauf-System in Schwung zu halten. Wenn alles nach Plan läuft, ist das 300 Quadratmeter große Studio an der Züllsdorfer Straße täglich von 6 bis 23 Uhr sowie ganzjährig geöffnet.
Als Unternehmer hat Jost gelernt, mit Rückschlägen zu leben. „Mit solchen Verzögerungen habe ich trotz Corona-Pandemie nie gerechnet“, sagt er. Da es in Annaburg bergauf geht, hat sich der Mann aus der Hauptstadt entschlossen, ein zweites Studio in Sachsen-Anhalt zu eröffnen. „Wir sind auf der Suche nach einer passenden Immobilie.“