Tourismus "Wipperliese" ändert den Sommerfahrplan

Wippra - Wer im Sommer mit der „Wipperliese“ einen Ausflug nach Wippra macht, der braucht jetzt nicht mehr so zu hetzen. Bislang fuhr um 18.06 Uhr der letzte Zug zurück zum Bahnhof Klostermansfeld. Doch nun schickt die Kreisbahn Mansfelder Land, die die Regionalbahn betreibt, einen Spätzug auf die Reise. Er startet um 20.56 Uhr ab Wippra. „Damit können Ausflügler dort länger bleiben“, sagt Ines Günther von der Kreisbahn zu dieser Entscheidung.
Die „Wipperliese“ pendelt seit fast 100 Jahren auf der etwa 20 Kilometer langen Strecke zwischen den Bahnhöfen in Klostermansfeld und Wippra. Sie überquert dabei in Mansfeld ein Viadukt und passiert bei der Rammelburg auch einen Tunnel. Wer weiter in den Harz will, der kann die WiSel-Card nutzen. Damit darf eine vierköpfige Familie am Wochenende mit der Regionalbahn nach Wippra fahren, dort in den Bus umsteigen und weiter bis Quedlinburg fahren. Oder sie steigt in Harzgerode in die Selketalbahn um und fährt damit in die Fachwerkstadt oder über Nordhausen bis zum Brocken. (mz/wba)
Norbert Gehring, Mitinhaber der Museumsbrauerei in Wippra, begrüßt das Vorhaben. Es mache auch Sinn, weil die meisten Bahn- fahrer erst nachmittags in den Erholungsort kommen würden. „So müssen sie nicht schon um sechs Uhr zurück, sondern könnten hier irgendwo Abend essen“, so Gehring.
Diese Bahn könnten seiner Ansicht nach auch die Besucher der Brauerei nutzen, die samstags einen Bierbrauerkurs absolvieren oder Verkostungen gebucht haben.
Wipperliese fährt später ab Bahnhof Klostermannfeld
Zugleich wurde der Fahrplan auch in umgekehrte Richtung erweitert. Nunmehr rollt an den Wochenenden um 19.30 Uhr die letzte „Wipperliese“ ab Bahnhof Klostermansfeld nach Wippra. Damit besteht abends noch eine Umsteigemöglichkeit für Leute, die mit dem Bus weiter nach Sangerhausen wollen, war bei der zuständigen Nahverkehrsservice Sachsen-Anhalt GmbH (Nasa) zu erfahren. Sie hat die Fahrplanerweiterung, die bis zum 28. August gilt, genehmigt.
„Dann werden wir prüfen, wie diese Testphase angenommen wurde“, sagte ein Nasa-Sprecher auf Anfrage der MZ. Der Anstoß zu den abendlichen Bahnfahrten bei Sonnenuntergang kommt aus einer Initiativgruppe, die versucht, den Tourismus im Wippertal anzukurbeln.
Wipperliese ist touristischer Motor für die Region um Eisleben
Dort haben sich verschiedene kommunale Träger, Interessenverbände, lokale Unternehmer, aber auch Bürger versammelt, die die „Wipperliese“ erhalten wollen. „Sie ist die Achse, die das Wippertal touristisch verbindet“, glaubt Ralf Lauenroth. Der Eisleber Unternehmer ist eine Art Moderator der Runde, in der über Ideen gebrütet wird, wie man diesen malerischen Landstrich als wichtiges Ausflugsziel im Landkreis beleben kann.
Die Initiativgruppe hatte sich gebildet, nachdem das Land der „Wipperliese“ eine Galgenfrist bis Ende dieses Jahres gegeben hatte, um mehr Fahrgäste anzulocken. Rund 350 000 Euro fließen über die Nasa zum vorläufigen Weiterbetrieb der Regionalbahn. Inzwischen verdichten sich die Anzeichen, dass die „Wipperliese“ auch im kommenden Jahr weiterfahren kann.
Die Aussichten seien durchaus gut, so der Nasa-Sprecher. Allerdings müsse mit dem Landkreis eine neue vertragliche Regelung abgeschlossen werden, sagte er der MZ. Ein Kreissprecher bestätigte, dass man im Gespräch mit der Nahverkehrsgesellschaft sei, um eine Lösung zu finden. Derweil hoffen die Freunde der „Wipperliese“, dass das Abendangebot rege genutzt wird. (mz)