Sommer in der DDR Sommer in der DDR : Die große Liebe im Ferienlager getroffen

Hergisdorf - Wir Kinder von Werktätigen der ehemaligen August-Bebel-Hütte in Helbra freuten uns jedes Jahr auf die „Großen Ferien - so nannten wir damals die Sommerferien.
Dieser Betrieb führte nämlich für Kinder im Alter von zehn bis 14 Jahren von Belegschaftsangehörigen ein Kinderferienlager durch. Auch wir - meine Schwester war damals zwölf und ich war zehn Jahre alt - durften also für drei Wochen verreisen. Dafür mussten unsere Eltern zehn Mark der DDR pro Kind bezahlen.
Aus Freundschaft wird Liebe
So lernten wir im Jahr 1953 die Umgebung von Königerode im Harz, danach Berga am Kyffhäuser, Osterwieck/Harz und in den folgenden Jahren auch noch Mirow in Mecklenburg und Ückeritz auf der Insel Usedom kennen.
Schon im ersten Jahr in Königerode entwickelte sich zwischen einem netten Jungen und mir eine Freundschaft, die sich auch in den folgenden Jahren fortsetzte.
Denn dank unserer Eltern, die ja schließlich im selben Betrieb beschäftigt waren, konnten wir uns immer für das folgende Jahr verabreden und so gemeinsam drei Wochen Ferienzeit gemeinsam verbringen.
Wir verlebten wunderschöne Ferientage in damals oft sehr primitiven Unterkünften. Wichtig für uns war, dass das Essen ausreichend war und immer schmeckte.
Einmal, im Ferienlager Königerode, bekam jedes Kind zum Abschluss nach den drei Wochen eine Tafel „Vitalade“, das war ein Schokoladenersatz. Darüber freuten wir Kinder uns natürlich sehr.
58 Jahre die Treue gehalten
Und ich war besonders stolz, weil mir mein kleiner Freund seine Tafel schenkte. Wir lernten also jährlich in drei Wochen bei Sport und Spiel und unendlichen Wanderungen unsere schöne Heimat kennen und lieben.
Ja, und was soll ich sagen, den netten Jungen aus dem Ferienlager liebe ich heute noch, und im nächsten Januar sind wir schon 58 Jahre glücklich verheiratet. (mz)