Silvia Schmidt Silvia Schmidt: Virus setzt SPD-Abgeordnete matt

Rammelburg/MZ - Früher war Silvia Schmidt nicht zu überhören. In ihrem hohen Pumps hinterließ die Bundestagsabgeordnete überall auf dem Parkett beim Laufen klackende Töne. Ihr teilweise forsches Auftreten war nicht jedermanns Geschmack. Vernommen hat man sie mit ihren lauten Schritten allerdings schon lange nicht mehr. Eine heimtückische Krankheit hat die SPD-Politikerin bereits vor vielen Monaten außer Gefecht gesetzt.
„Ich bin froh, dass ich nun wieder selbst Auto fahren kann“, sagt sie bei einer Stippvisite in Rammelburg. In dem kleinen Ort im Wippertal, der inzwischen zur Stadt Mansfeld gehört, lebt die heute 59-jährige Diplom-Sozialarbeiterin mit Fachschulabschluss seit ihrer Geburt. Auf der Rammeelburg, die seit langen verschlossen ist, leitete sie einst auch ein Förderpädagogisch-Therapeutisches Zentrum, das nach dem Verkauf des „Märchenschlosses“ in den 1990er Jahren nach Wippra umzog. Das war zu jener Zeit, als Silvia Schmidt in die SPD eintrat und gleich auf Anhieb 1998 als Gewinnerin eines Direktmandats den Sprung in den Bundestag schaffte. 2002 und 2005 gelang ihr das gleiche Kunststück. Auch vor vier Jahren kam sie wieder in das höchste deutsche Parlament. Allerdings nur über die Landesliste ihrer Partei, den Wahlkreis hatte sie an den Linken Harald Koch verloren.
Während der Linkspolitiker aus Sangerhausen am Sonntag wieder ins Rennen geht, muss sie diesmal passen. Es ist der Herpes-Virus, dem sie ihrem Abschied aus dem Bundestag zu verdanken hat. Schon nach der Wahl 2009 habe es angefangen, erinnert sie sich. Eine Bronchitis wollte nicht weggehen, Lungenentzündungen kamen dazu. Plötzlich konnte sie ihre Gelenke kaum noch bewegen.
„Aber es war kein Rheuma“, so Schmidt, die zeitweise pflegebedürftig war. Nach einem langen Rätselraten um ihre Krankheit wurde sie vor zwei Jahren endlich in der Berliner Charité erhört. Dort wurden ein Blutbild und intensive Untersuchungen gemacht. Und sie erhielt einer Diagnose, die für die lebensfrohe Frau niederschmetternd war. Doch sie ließ sich nicht hängen. Mittlerweile hat Silvia Schmidt, die inzwischen auch einen Schwerbehindertenausweis hat, die zweite Therapie hinter sich gebracht. „Ich jammere nicht, sondern schaue nach vorn“, sagt die frühere Behindertenbeauftragte der SPD-Fraktion. Freunde und ihre Kinder haben ihr zur Seite gestanden und helfen ihr bis heute.
Wen sie am Sonntag wählt, will sie nicht verraten. Ihrer langjährigen Berliner Weggefährtin Uda Heller (CDU), die wieder antritt, zollt Schmidt ihren Respekt. Sie schätze ihre Arbeit, tut sie kund. Eine Rückkehr auf die politische Bühne schließt sie nicht aus. „Man weiß nie, was kommt“, so Schmidt.
