Projekt auf Schloss Mansfeld Projekt auf Schloss Mansfeld: Junge Restauratoren in Aktion

Mansfeld - Mit der Restaurierung eines mittelalterlichen Brunnens hat Sebastian Brückner bis zu dieser Woche noch nichts zu tun gehabt. Der 19-jährige Hamburger ist Abiturient und wird ab Herbst Informatik studieren. Zwischendurch absolviert er ein Freiwilliges Soziales Jahr (FSJ) - und zwar in der Denkmalpflege. Mit der Jugendbauhütte Stade (Niedersachsen) ist er jetzt zwei Wochen im Mansfelder Land tätig gewesen: auf Schloss Mansfeld sowie in Bösenburg an der Kirche und auf dem Friedhof. Warum ausgerechnet Denkmalpflege? „Weil es mich interessiert“, sagt Sebastian Brückner. „Ich wollte zwischen Schule und Studium einfach noch mal etwas anderes machen.“
Bundesweit gibt es 13 Jugendbauhütten, in Sachsen-Anhalt in Quedlinburg. Träger sind die Deutsche Stiftung Denkmalschutz und die Internationalen Jugendgemeinschaftsdienste. In einer Jugendbauhütte können junge Leute (bis 27 Jahre) ein Freiwilliges Soziales Jahr (FSJ) Denkmalpflege absolvieren. Einsatzstellen sind zum Beispiel Museen und Behörden, archäologische Grabungen oder Restauratoren. Außerdem nehmen die FSJler an Theorie- und Praxis-Seminaren teil.
Angeleitet von dem Steinmetz Renzo Cavallin, haben die jungen Leute das marode Fundament des Brunnens komplett erneuert. „Wir haben die Steine abgetragen und anschließend neu aufgebaut“, sagt Sebastian Brückner. Unter dem Fundament hatten sich teilweise Löcher gebildet, die verfüllt werden mussten. Außerdem wurden Fugen und Steine sowie Schäden an der oberen Brunnenkante repariert. Auch die Beschläge für die beiden Eisentore waren sanierungsbedürftig. „Der Rost hatte die Steine auseinandergedrückt“, erläutert Sebastian Brückner. Deshalb haben sie die Beschläge ausgebaut, entrostet und gestrichen und wieder eingebaut.
Für den Steinmetz Cavallin (46) ist die Arbeit mit den jungen Leuten eine schöne Abwechslung. „Es macht Spaß, sein Wissen weiterzugeben“, sagt der Berliner, der als Selbstständiger bundesweit in der Denkmalrestaurierung tätig ist. Dabei hat er den Rottelsdorfer Steinmetz Tobias Jung kennengelernt, der seit Jahren Theorie- und Praxis-Seminare bei der Jugendbauhütte leitet. Jung hat die Einsätze im Mansfelder Land vermittelt. So arbeiteten die jungen Denkmalpfleger im vergangenen Jahr erstmals auf Schloss Mansfeld.
In diesem Jahr standen neben dem Brunnen noch ein Gartenpavillon sowie eines der Gästezimmer auf dem Programm. An dem Pavillon, der wahrscheinlich aus dem 19. Jahrhundert stamme, so Jung, mussten Fugen erneuert, Schadstellen ausgebessert und eine Wand verputzt werden. „Es sollen ja Projekte sein, die man auch in einer Woche schafft“, sagt der 37-jährige selbstständige Steinmetz. Mit seinen jungen Mitarbeitern sei er sehr zufrieden. „Aller Anfang ist natürlich schwer, aber sie machen sich sehr gut.“ Zum Teil sei das schon die hohe Kunst der Stein- und Fugenrestaurierung gewesen.
Dass aller Anfang schwer sei, kann Judith Berning (18) nur bestätigen. „Es wird aber alles gut erklärt“, so die Abiturientin aus Dortmund, die mit an dem Pavillon arbeitet. Insgesamt gefalle ihr das Denkmalpflege-FSJ sehr gut.
Wie Eva Pfennig, Leiterin der Jugendbauhütte Stade, sagt, gehe es natürlich zum einen darum, dass die jungen Leute einen Bezug zur Denkmalpflege bekämen. Wichtig sei aber auch, dass sie bei den Projekten „Teamarbeit lernen“ könnten. Sowohl in Mansfeld, als auch in Bösenburg sei die Jugendbauhütte sehr gut aufgenommen worden. „Das ist leider nicht überall so“, so Pfennig. (mz)