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Numismatik in der Region  Numismatik in der Region : Von Talern bis DDR-Mark

Von wlaDIMIR KLESCHTSCHOW 12.02.2016, 18:56
Der Vierteltaler von 1653, Eisleben-Tornau: Schätzwert 150 Euro.
Der Vierteltaler von 1653, Eisleben-Tornau: Schätzwert 150 Euro. archiv Lizenz

Eisleben/Mansfeld - Stolze 631 Euro bot ein Numismatiker bei einer Ebay-Auktion für eine Drei-Mark-Münze aus dem Jahr 1915 „Segen des Mansfelder Bergbaues“ - und ersteigerte damit das gute Stück. Immerhin gab es insgesamt 37 Gebote für die sehr gut erhaltene Münze. Dass das Interesse an Münzen mit Motiven aus dem Mansfelder Land groß ist, hat die MZ bereits vor exakt einem Jahr berichtet. Damals wurden in einer Auktion in Berlin drei alte Münzen, geprägt in der Region, versteigert. Die wertvollste von ihnen, ein Reichstaler von 1774 aus der Grafschaft Mansfeld-Bornstedt, wurde vor der Versteigerung auf 1 500 Euro geschätzt. Am Ende wechselte der Taler für 4 600 Euro den Besitzer. Dafür kann man schon ein gebrauchtes Auto kaufen.

Seltene Stücke für die Museen

Die Numismatiker - die meisten von ihnen sind wie alle Sammler ein bisschen verrückte Gesellen - sind oft bereit, für ein Objekt ihrer Begierde mehr Geld hinzublättern, als ihre finanziellen Verhältnisse eigentlich erlauben. Die wirklich seltenen Münzen sind nur etwas für Museen oder sehr gut betuchte Menschen. Ein andere Taler von Mansfeld-Bornstedt, welcher gegenwärtig ebenfalls bei Ebay angeboten wird, ist etwas preiswerter, kommt aber für Otto-Normalsammler nicht unbedingt in Frage. Immerhin muss man 1 320 Euro hinblättern. Die Münze sieht wie frisch geprägt aus, obwohl sie von 1774 stammt.

Bereits mit wenig Geld lässt sich eine Münzsammlung anlegen und nach und nach erweitern. Meist konzentrieren sich die Numismatiker auf ein Gebiet. Preiswert sind zum Beispiel die meisten DDR-Münzen. Für nur wenige Euro sind auch etliche, selbst alte Münzen anderer Länder erhältlich - vorausgesetzt, die gibt es noch in einer größeren Stückzahl.

Richtig seltene und gut erhaltene Münzen oder Medaillen sind teuer, die Preise hier übersteigen fast die Vorstellungskraft eines „normalen“ Sammlers. So lag bereits der Schätzwert der Goldmedaille aus Russland von 1826 mit einem Konterfei von Nikolas I. bei 25 000 Euro. Versteigert wurde es bei einer Künker-Auktion für 110 000 Euro. Krise in Russland hin, Krise her: Da muss der glückliche Käufer wohl lange gespart haben, um sich solch ein Exponat zu leisten.

Wer als Münzensammler Erfahrungen mit Gleichgesinnten austauschen will, kann Kontakt zum Verein Hettstedter Münzenfreunde aufnehmen. Die Vereinsmitglieder treffen sich einmal monatlich am Sportpark Hettstedt im „Klubraum“, Am Kirschweg 21. Dabei sind auch Nichtmitglieder willkommen. Gemeinsam mit den Briefmarkenfreunden organisiert der Verein zweimal im Jahr Tauschbörsen. Dabei können Münzen gekauft, verkauft und getauscht werden. Besucher kommen von weit her. Die nächste Großtauschbörse, die 46., soll am Sonntag, dem 10. April von 9 bis 15 Uhr - 46 stattfinden. Veranstaltungsort ist der Kulturraum im Dorfgemeinschaftshaus im Hettstedter Ortsteil Walbeck. (wkl)

Kein Sonderangebot, aber etwas freundlicher sind die Preise bei Münzen, die zwar alt, aber nicht so selten sind, weil seinerzeit in größerer Stückzahl geprägt. Wie etwa ein Vierteltaler von Eisleben-Tornau aus dem Jahr 1653, dessen Schätzwert bei 150 Euro liegt. Noch preiswerter ist ein Groschen von 1710, geprägt ebenfalls in Eisleben- Tornau: Bei 75 Euro liegt hier der Schätzpreis. Die beiden letztgenannten Münzen werden vom Münzauktionator Künker angeboten. Bis Sonntag läuft noch bei Ebay die Versteigerung eines Talers aus den Zeiten der Mansfeld-Vorderortische Linie zu Friedeburg, geprägt 1596 in Eisleben. Gestern lag hier der Höchstgebot noch bei 23,50 Euro.

Riesenauflage der Luther-Münze

Fast geschenkt: Die bekannte DDR-Münze Münze „Luthers Geburtshaus in Eisleben“ wird bei Ebay laufend angeboten - der Startpreis liegt oft bei nur einem Euro. Das Fünf-DDR-Markstück aus Neusilber gab es schließlich in einer Riesenauflage von weit mehr als 200 000 Stück. Geprägt wurde sie 1983 anlässlich des 500. Geburtstages von Martin Luther. Vielleicht steigt die Nachfrage im nächsten Jahr zum Reformationsjubiläum? Übrigens: Münzen sammeln bildet. Historische Ereignisse und Persönlichkeiten, Münzprägestätten, die Namen der Münzgestalter - das alles lernen die Numismatiker anhand ihrer Sammlungen und der einschlägigen Literatur. Wer etwas nicht weiß, fragt nach.

Wie zum Beispiel ein Sammler aus Gorenzen im Harz. Er habe gehört, dass die Grafen der Vorderortlinie Eisleben die Münzstätten außer in Annarode, Leimbach, Eisleben, Neu-Asseburg, Stolberg und Harzgerode auch in Gorenzen hätten, schreibt er auf www.numismatikforum.de.Bei seinen Recherchen in Münzkatalogen und älteren Schriften sei ihm aber eine Prägestätte Gorenzen noch nie untergekommen. Wer wisse etwas darüber? Doch niemand konnte etwas Konkretes dazu sagen. (mz)