Neustart auf dem Ziegenhof Neustart auf dem Ziegenhof: Familie aus Österreich will Betrieb in Pfeiffhausen pachten

Pfeiffhausen - „Es geht wieder los“, sagt Wilfried Voigt (74). Er und seine Frau Brigitte (73) sind Eigentümer des Landschaftspflege- und Ziegenhofs Pfeiffhausen (Stadt Gerbstedt). Vor einem Jahr musste das Ehepaar mit ansehen, wie der einst florierende Betrieb mit der Käserei und dem Hofladen nach und nach stillgelegt wurde.
Der junge Pächter, in den sie große Hoffnungen gesetzt und den sie auch finanziell unterstützt hatten, musste Insolvenz anmelden. Kontakt haben sie seitdem nicht mehr. Doch nun gibt es wieder eine gute Nachricht aus Pfeiffhausen. „Wir haben neue Pächter gefunden“, sagt Wilfried Voigt. Hartmut und Melanie Prietzel werden voraussichtlich im September auf dem Ziegenhof starten.
Viele Interessenten wollten Ziegenhof weiter bewirtschaften
„Wir haben sehr sorgfältig gesucht“, sagt der Hof-Eigentümer. „Schließlich wollen wir nicht noch einmal eine Pleite erleben.“ Zwar hätten sich viele Interessenten gemeldet. Bei den meisten sei allerdings das mangelnde Kapital ein Problem gewesen. „Bei Familie Prietzel hatten wir gleich das Gefühl, dass wir miteinander klarkommen werden“, so Voigt. „Ich bin mir sicher, dass das gutgehen wird.“
„Die Chemie zwischen uns hat sofort gestimmt“, bestätigt Melanie Prietzel (36). Und ihr Mann (57) ergänzt: „Wir haben schon beim ersten Treffen mit Familie Voigt gespürt, wie viel Herzblut in dem Hof steckt.“ Beruflich haben die beiden bislang nichts mit Landwirtschaft zu tun: Hartmut Prietzel ist Techniker, seine Frau Verkäuferin.
Das Paar stammt ursprünglich aus Calbe/Saale, lebt aber seit langem in Österreich. „Wir betreiben in der Nähe von Salzburg einen Campingplatz mit Naturstrandbad“, erzählt Hartmut Prietzel.
Familie Prietzel sucht Ruhepunkt und wird auf Ziegenhof Pfeiffhausen fündig
Wie sind sie darauf gekommen, den Ziegenhof zu übernehmen? „Wir suchen schon seit längerem einen Ruhepunkt“, so Prietzel. „Auf dem Campingplatz haben wir ständig mit vielen Menschen zu tun. Da geben wir ein Dreivierteljahr Vollgas.“ So sei die Idee entstanden, sich als Ausgleich in Richtung Landwirtschaft zu orientieren. „Ich bin selbst auf dem Land aufgewachsen, und ich liebe Tiere“, sagt Prietzel.
Auf dem Campingplatz gebe es einen kleinen Streichelzoo mit Ziegen und Schafen. „Ich mache auch hobbymäßig Käse.“ Insofern ist der Schritt vom Campingplatz auf den Ziegenhof nicht so groß, wie er scheint. „Wir sind im Internet auf das Angebot von Familie Voigt gestoßen“, so Prietzel. „Und als wir das erste Mal hier waren, hat uns der Hof auch gleich gefallen.“
Er wird künftig zwischen Österreich und Pfeiffhausen pendeln. „Wir werden den Campingplatz vorerst weiter betreiben, schon aus finanziellen Gründen.“ Denn der Ziegenhof werde in der Anlaufphase natürlich erst einmal Geld kosten. Melanie Prietzel wird sich um den Hof kümmern. Tochter Marie (9) sei schon in der Grundschule Heiligenthal angemeldet. „Sie freut sich schon.“
Neustart auf dem Ziegenhof Pfeiffhausen mit 40 bis 60 Ziegen geplant
„Wir fangen erst einmal klein an, mit 40 bis 60 Ziegen“, so Prietzel. Zielgröße seien 140 Ziegen sowie 40 bis 60 Schafe. Die Käserei soll so schnell wie möglich wieder in Betrieb gehen. Nach Möglichkeit sollen frühere Mitarbeiter, denen gekündigt worden war, wieder eingestellt werden. „Die Leute warten schon darauf“, so Eigentümer Voigt. „Wir hoffen, dass wir die Vertriebswege für den Käse wieder reaktivieren können.“
Neben Ziegen- soll auch Schafskäse hergestellt werden wie bisher in Bio-Qualität. Für den Hofladen denkt Prietzel unter anderem über einen Milchautomaten nach. Er hat zudem vor, den Pfeiffhausener Käse dann auch in Österreich zu verkaufen. „Es gibt dort eine große Nachfrage nach Ziegen- und Schafskäse.“ Auch die traditionellen Veranstaltungen, wie zu Ostern oder zum Tag der Deutschen Einheit, soll es auf dem Ziegenhof wieder geben. (mz)