1. MZ.de
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Hettstedt
  6. >
  7. Neues Geschäft eröffnet: Neues Geschäft eröffnet: Matthias Hoffmann graviert fast alles - und das frei Hand

Neues Geschäft eröffnet Neues Geschäft eröffnet: Matthias Hoffmann graviert fast alles - und das frei Hand

Von Detlef Liedmann 30.05.2018, 14:28
Matthias Hoffmann in seinem neuen Geschäft in der Hettstedter Wilhelmstraße.
Matthias Hoffmann in seinem neuen Geschäft in der Hettstedter Wilhelmstraße. Detlef Liedmann

Hettstedt - „Das muss mal ein gute Adresse gewesen sein“, sagt Matthias Hoffmann über die Hettstedter Wilhelmstraße. „Hier gab es einen Fleischer, einen Gemüseladen und sogar ein Spielzeuggeschäft.“ Das ist allerdings schon eine Weile her, bis vor Kurzem drohte der kurze Straßenzug regelrecht zu veröden.

Jetzt zieht nach und nach wieder Leben ein - auch dank Hoffmann. Am Freitag eröffnet der Glasgraveur seinen kleinen Laden genau dort, wo einst das Spielzeuggeschäft war. Ein paar Schritte weiter gibt es einen Diakonie-Laden, direkt gegenüber das Lagerlädchen.

Glasgraveur sucht schon lange den passenden Laden

„Das ich hier gelandet bin, ist mehr oder weniger Zufall“, sagt der 43-Jährige. Andre Kosig, der das Lagerlädchen „Kulinarisches Mitteldeutschland“ betreibt, ist ein Bekannter von ihm. Und bei einem Besuch sei er auf den schon lange leerstehenden Laden gegenüber aufmerksam geworden.

„Ich habe schon lange gesucht. Bisher arbeite ich ja zu Hause mehr oder weniger im Wohnzimmer. Aber mit der zunehmenden Zahl von Aufträgen lässt sich das nicht mehr realisieren“, sagt Hoffmann. Und in der Wilhelmstraße sind nach seinen Worten die Ladenmieten erschwinglich. „Direkt in der Innenstadt müsste ich ungefähr das Vierfache bezahlen“, so der gelernte Tischler.

Matthias Hoffmann landet eher zufällig bei der Glasgravur

Seine Ausbildung hat er in Arnstedt absolviert. „Aber nach dem Bund war es schwer, in meinem Beruf etwas zu finden“, erzählt der begeisterte Hobbyangler. So hat er unter anderem als Fahrer für einen Kurierdienst gearbeitet, bevor er sich 2004 selbstständig machte und seine Fingerfertigkeit als Tischler in den eigenen Hausmeisterservice einbrachte.

Dass er mittlerweile seine Brötchen damit verdient, Gläser nach Kundenwunsch zu gravieren, sei auch wieder einer dieser Zufälle gewesen. Seine Mutter habe ihm ein kleines Multiwerkzeug geschenkt. Zum Inhalt gehörte auch ein Gravurset. „Da habe ich das einfach mal probiert und es hat nicht schlecht ausgesehen“, erinnert sich Hoffmann an seine ersten Versuche. Nach und nach habe er seine Technik verfeinert.

Wilhelmstraße in Hettstedt ist gut frequentiert

„Mittlerweile findet man ja fast alles auf YouTube, auch Videos übers Gravieren“, so der gebürtige Hettstedt, der seine Heimatstadt, außer für den Wehrdienst, nie für längere Zeit verlassen hat. „Hier bin ich groß geworden, hier fühle ich mich wohl.“ Als junger Bursche habe er nicht nur geangelt, sondern auch im Jugendblasorchester musiziert. „Aber heute höre ich nur noch Musik“, lacht er.

Dass in der Wilhelmstraße genügend Kunden zu ihm kommen werden, davon ist er überzeugt. „Auch wenn es auf den ersten Blick nicht so aussieht, ist das kurze Stück Straße stark frequentiert. Das hat sicher auch was mit der Nähe zum Busbahnhof zu tun“, sagt er. Und dass gegenüber das Lagerlädchen ist, habe sich mittlerweile auch in der Stadt rumgesprochen.

Matthias Hoffmann graviert fast alles - und das frei Hand

Gravieren könne er übrigens inzwischen fast alles - und zwar frei Hand. Auch nach Fotos oder Zeichnungen lässt er Bilder und Buchstaben auf Trinkgläsern, Vasen oder Glasplatten entstehen. Selbst vor einem Drachen schreckt Hoffmann nicht zurück. „Da habe ich eineinhalb Wochen gebraucht wegen der vielen Details“, erinnert er sich.

Seinen Laden hat er malermäßig auf Vordermann gebracht, eine Werbefirma hat die Schaufenster beklebt. In Inneren warten Kartons darauf, mit gravierten Gläsern darin auf die Reise zu gehen. (mz)