Landesmeisterschaft im Holzrücken Landesmeisterschaft im Holzrücken: Anspruchsvoller Parcours

Braunschwende - Klischee bestätigt: Die Länge spielt sehr wohl eine Rolle! Ganz bedeutsam wird die Größe vor allem in der Disziplin des Holzrückens. Sieben Meter misst der Birkenstamm, auf den Fuhrmann Bernd Schaarschmidt bei der offenen Meisterschaft achtet und mit den typischen Pferdekommandos auch noch seine zwei Rheinisch-Deutschen Kaltblüterhengste über den Braunschwendaer Festplatz dirigiert. Anecken und Umstoßen durch mangelhaften Umgang mit der Stammlänge bedeuten Abzüge in der Bewertung. In der Welt des Fuhrmanns gehören Tagesform, Können und vor allem der Zufall zu den Einflussfaktoren.
Der Erzgebirgler aus Großrückerswalde rückt beinahe sein ganzes Leben lang. Mit dem fünfjährigen Prinz und dem sechsjährigen Max geht der Fuhrmann je nach Auftragslage im Wald oder auf geraden Flächen Holzrücken. Zurzeit, erzählt der 59-Jährige, fast jeden Tag, weil es so viel zu tun gebe. Freilich kann man da von einer routinierten Mensch-Tier-Zusammenarbeit sprechen.
Pferde reagieren zügig
Mit diesem Maß an Selbstverständlichkeit steuert er die Zugpferde einen zweieinhalb Meter hohen Hang hinauf. Im Schlepptau den zirka 250 Kilogramm schweren Stamm. Diese Aufgabe: Ein Kinderspiel. Rückt er als Fuhrmann aus, sei er mitunter auf Hängen mit bis zu 15 oder 30 Prozent Steigung unterwegs. Vorausschauend, geduldig und klare Anweisungen gebend, tasten sich die Hufe nach unten, rutschen zum Teil weg. Schaarschmidt zieht an den Zügeln, versucht zu beruhigen. Dabei hat er den Stamm im Blick, den die Pferde im richtigen Winkel nach unten und durch zwei Holzpfeiler ziehen. Für ihn eine der leichteren Aufgaben. Mit Zeit und Geduld lassen sich einige Dinge wortwörtlich in eine geeignete Position zurechtrücken. Prinz und Max reagieren zügig auf die verbalen Anweisungen. So gelingt es ihm und den Pferden beim Rückwärtsrichten durch korrigierende Seitwärtsbewegungen, den Stamm mit er Keilspitze in die optimale Lage zu bringen.
Ein anspruchsvoller Parcours
„Ein anspruchsvoller Parcours“, würdigt er die elf Hindernisse. Der Birkenstamm hat das Niveau dabei noch einmal hochgeschraubt. Dieser hat nämlich nicht über eine halbwegs ebene Oberfläche verfügt, sondern über eine unebene, beulige. Für so manchen Fuhrmann wurde diese Oberfläche zum Verhängnis. Beispielsweise das sogenannte Poltern, bei dem der Stamm auf zwei bereits liegende möglichst bündig abgelegt werden muss. Durch die Unebenheiten kein einfaches Unterfangen. Bei den 16 Startern der Einspänner hab das lediglich Anke Siemandel geschafft, erklärte Klaus Steckel von der Parcoursleitung. Bei den 13 Zweispännern nicht mehr als eine Handvoll. Für Schaarschmidt genügen an dieser Stelle auch noch so viel Feingefühl und Seitwärtszugbewegungen nichts mehr. Der schon zum Teil aufgelegte Stamm rutscht herunter.
Nicht das Gewicht stört. Denn Max und Prinz rücken im Erzgebirge – wenn auch über kurze Strecken – Lasten bis zu zwei Tonnen, behauptet er. Das Stammablegen auf einem Verladetisch ist somit keine Neuheit mehr. Das Publikum schaut gespannt. Mit kurz hintereinander folgenden Zieh- und Stoppkommandos zieht Schaarschmidt den Stamm nach oben. Die Birke liegt schief. Da bringt auch das Rechtsausrichten nichts, um die linke Seite des Stammes auf die Ablage zu bekommen. Der letzte Zug: Einer zu viel. Den Unebenheiten geschuldet. In 14,1 Minuten hat er den Parcours souverän bewältigt. Sechs Minuten vor Ablauf der Zeit. Für einen Meisterschaftstitel hat es diesmal zwar nicht gereicht, aber bei Wettbewerben wie dem Erzgebirgscup oder der Deutschen Meisterschaft, bei der er schon einmal teilgenommen hat, wird er seinem Hobby treu bleiben. Einem, dem er seit 1992 ausgiebig frönt.
Mit etwa 1.200 Besuchern ist Organisator Matthias Buchmann hoch zufrieden. In seinem Kopf wartet schon die nächste Idee auf Umsetzung. Vielleicht ein Bestandsrücken, also im Wald. „Ich war mal zum Leistungsrücken in Thüringen – auch im Bestand, und das hat ziemlich viel Spaß gemacht“, lacht er und kann sich über den dritten Platz in der Landesmeisterschaft Sachsen-Anhalt freuen. (mz)
