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Land und Leute Land und Leute: Thomas Wäsche ist Bergrat und Husar

Von Jörg Müller 17.06.2017, 06:00
Thomas Wäsche wird im Festumzug als Bergrat Plümicke mitlaufen.
Thomas Wäsche wird im Festumzug als Bergrat Plümicke mitlaufen. Jürgen Lukaschek

Eisleben - Selbst ist der Mann - diese Redewendung könnte Thomas Wäsches persönliches Motto sein. Denn der 46-jährige Eisleber ist vielseitig interessiert, „und ich probiere gern etwas aus“.

So hat Wäsche unter anderem an seinem Wohnhaus einen Turm angebaut; er hat schon Bilder gemalt und Vogelzucht betrieben. In den vergangenen Jahren hat er mehrere heimatgeschichtliche Bücher nicht nur geschrieben, sondern auch selbst gedruckt und gebunden. Für den Sachsen-Anhalt-Tag hat er wieder einmal etwas Neues ausprobiert: Wäsche hat sich zwei originalgetreue Uniformen geschneidert. Er wird als preußischer Bergrat und Bergschul-Vorsteher Carl Friedrich Ludwig Plümicke (1791-1866) sowie als preußischer Husar die Lutherstadt Eisleben auf dem Landesfest vertreten.

Thomas Wäsche: „Ich interessiere mich schon seit meiner Kindheit für Heimatgeschichte“

Wäsche, der aus Wolferode stammt, ist gelernter Elektroinstallateur und hat zunächst bei der Abwassertechnik Eisleben gearbeitet. Nach dem Zivildienst absolvierte er eine Umschulung zum Informatikkaufmann, war zwei Jahre für den Dokumentarfilmer Shabbir Siddiquie tätig sowie als Grabungshelfer und -techniker bei archäologischen Grabungen des Landesamts. Bis heute ist er als ehrenamtlicher Bodendenkmalpfleger aktiv. Nachdem er in den letzten Jahren einen selbstständigen Handwerkerservice betrieben hat, ist er seit kurzem im Erlebniszentrum Bergbau Röhrigschacht Wettelrode als Elektriker und Gästeführer angestellt.

„Ich interessiere mich schon seit meiner Kindheit für Heimatgeschichte“, sagt Wäsche. Er ist Mitglied des Mansfelder Geschichts- und Heimatvereins sowie des Traditionsvereins Bergschule Eisleben. So kam es, dass Wäsche im vergangenen Jahr gefragt wurde, ob er zum Sachsen-Anhalt-Tag in Sangerhausen als Plümicke im Festumzug mitlaufen könne. Er war einverstanden - allerdings sei die Uniform, die die Stadt in ihrem Fundus hatte, sehr klein gewesen.

Historische Uniformen sind sein Hobby - Wäsche wird als preußischer Husar unterwegs sein

„Deshalb habe ich mir für dieses Jahr eine neue genäht“, so Wäsche. Auch den Tschako - den federgeschmückten Paradehut - hat er selbst gefertigt. Dazu kommen ein Schmucksäbel und ein Paradeheckel, wie ihn Plümicke 1859 zu seinem 50-jährigen Dienstjubiläum als Bergmann bekommen hatte. Aus diesem Anlass war er auch zum Bergrat und Eisleber Ehrenbürger ernannt worden. Die beiden Orden an Wäsches Uniform - der Kronenorden und der Rote Adler - seien ebenfalls originalgetreu. Die Bergbeamten hätten übrigens auch im täglichen Dienst ähnliche Uniformen getragen.

Plümicke sei ihm nicht nur als wichtige Eisleber Persönlichkeit, sondern auch als Mensch nah, sagt Wäsche. „Er war vielfältig interessiert und engagiert, und er hat auch gesammelt.“ Für den Festumzug am Sonntag hoffe er nur, dass es nicht zu warm sein wird.

Am Samstag werde er wahrscheinlich in seiner anderen historischen Uniform unterwegs sein: als preußischer Husar. „Eisleben war von 1817 bis in die 1850-er Jahre Garnisonsstadt“, so Wäsche. „Das ist heute kaum noch bekannt.“ Das Husarenregiment sei in der Münze (Münzstraße) kaserniert gewesen. (mz)