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Kriegerdenkmal in Siersleben  Kriegerdenkmal in Siersleben : Der verschollene Adler

Von Tina Schwarz 05.11.2018, 17:04
Hans Mann, Stefan Deinzer, Lutz Sommer, Jens Oertel und Wolfgang Priese (von links) wollen Geld sammeln, um das Kriegerdenkmal in Siersleben zu sanieren.
Hans Mann, Stefan Deinzer, Lutz Sommer, Jens Oertel und Wolfgang Priese (von links) wollen Geld sammeln, um das Kriegerdenkmal in Siersleben zu sanieren. Maik Schumann

Siersleben - Der Hobby-Historiker Hans Mann holt Blätter aus einer Mappe hervor. Es sind Kopien des Helbraer Anzeigers vom September 1923. Die ehemalige regionale Tageszeitung berichtet darin über die Einweihung des Denkmals in Siersleben, das vor fast genau 95 Jahren aufgestellt wurde. Doch von dem einst so prunkvollen Kriegerdenkmal, das an die Gefallenen des Ersten Weltkrieges erinnern soll, ist heute so gut wie nichts mehr zu sehen.

Interessengemeinschaft in Siersleben sammelt Spenden

„Mittlerweile ist es leider ein Schandfleck“, sagt Wolfgang Priese, der die Interessengemeinschaft in Siersleben leitet. Diese hat sich nun vorgenommen, den ursprünglichen Zustand des Denkmals weitestgehend wiederherzustellen und dem vernachlässigten Monument neuen Glanz zu verleihen.

„Das hat bisher nämlich noch keiner so richtig angepackt“, sagt er. Seit September sammeln die zwölf Mitglieder der Interessengemeinschaft nun schon Spenden für die Sanierung des Granit-Obelisken. Rund 1.800 Euro sind bereits zusammengekommen.

Mit einem kleinen Holzschild vor dem Denkmal machen sie aktuell auf ihre Spendenaktion aufmerksam. Darauf ist auch ein historisches Bild des Obelisken zu sehen.

„Dort erkennt man, dass zu dem Denkmal auch ein Eisernes Kreuz und ein Stahlhelm gehörten“, sagt Mann. „Und auf der Spitze hat früher mal ein großer Adler aus Bronze gesessen“, erzählt er weiter.

Die Geschichte des Kriegerdenkmals in Siersleben

Doch was ist mit dem Adler und den anderen Schmuckelementen passiert? „Das ist die große Frage“, sagt Sierslebens Ortsbürgermeister Lutz Sommer, der die Interessengemeinschaft bei ihrem Vorhaben unterstützt.

Er erzählt, dass die Figur seit vielen Jahren als verschollen gilt. Über seinen Verbleib sollen sich die wildesten Spekulationen ranken.

Sommer hat zum Beispiel gehört, dass der Adler 1945, kurz nach dem Zweiten Weltkrieg, von den Soldaten der Sowjetunion eingeschmolzen werden sollte. „Ich kann mich noch genau erinnern, wie er auf dem Denkmal saß“, erzählt er. „Und dann war er eines Tages plötzlich über Nacht weg.“

Hans Mann ist sich dagegen sicher, dass der Adler erst um das Jahr 1952 oder 1953 verschwunden ist. Doch was mit der Figur passiert ist, weiß auch er nicht. „Der Adler soll mal irgendwann in einer Fleischerei wieder aufgetaucht sein“, berichtet Sommer.

„Es gibt auch die Vermutung, dass er nun auf einem Dachboden in Siersleben liegt. Aber weiter bin ich mit meiner Recherche noch nicht gekommen.“

Doch auch wenn der ursprüngliche Adler nie wieder auftauchten sollte, will die Interessengemeinschaft die Figur auf das Denkmal zurückholen.

„Aber dann nicht aus Bronze wie das Original“, sagt Hans Mann. Das sei nämlich sehr teuer. „Es gibt stattdessen die Idee, ihn aus Aluminium oder Stein anfertigen zu lassen.“

Spuren der DDR-Zeit sollen verschwinden

In dem Denkmal klaffen außerdem große Bohrlöcher, die durch die Sanierung verschwinden sollen. „Zu DDR-Zeiten wurden dort andere Tafeln angebracht“, erzählt Hans Mann.

Auch der kaputte Sockel und die Einzäunung aus Beton und Steinen sollen restauriert werden. „Doch wir müssen erstmal schauen, was das alles kosten wird“, sagt Wolfgang Priese. „Und wir müssen uns natürlich auch danach richten, wie viele Spenden zusammenkommen“, fügt er hinzu.

(mz)

So sah das Denkmal nach der Einweihung 1923 aus.
So sah das Denkmal nach der Einweihung 1923 aus.
Tina Schwarz