Kalte Spargelernte in Thondorf Kalte Spargelernte in Thondorf: Das Wetter macht den Bauern zu schaffen

Thondorf - „Schlecht, schlecht, schlecht!“ Dieter Weitzel winkt ab. Nein, die Spargelernte in diesem Jahr sei keine gute, sagt der Inhaber des Hofladens in Thondorf . „Es war bislang einfach zu kalt. Das merken nicht nur wir, das geht auch anderen Landwirten so.“
40 bis 50 Kilogramm Spargel stechen die Thondorfer Hofbetreiber derzeit täglich
Der 67-Jährige betreibt seit 1993 den Hof bei Gerbstedt. Neben dem Obst- und Gemüseanbau und der Viehzucht war der Spargel - schließlich eines der liebsten Gemüse hierzulande - dabei schon immer ein Verkaufsschlager. In diesem Jahr aber wird es schwer, die große Nachfrage zu befriedigen. „Wir haben bislang deutlich weniger Spargel gestochen“, sagt Weitzel.
40 bis 50 Kilogramm stechen die Hofbetreiber derzeit pro Tag. „Zur Hochzeit im Juni sind es in der Regel bis zu 100 Kilogramm.“ Das schlägt sich auch finanziell nieder: Betrachte man die Saison bis jetzt, seien es gut 30 Prozent Umsatz weniger als üblich. „Und das holen wir auch nicht mehr auf, wir können ja nicht Erntezeit hintendran hängen.“ Am 24. Juni nämlich ist Schluss mit der Spargelernte. Andernfalls leidet der Ertrag im nächsten Jahr.
Viel Spargel liegt tatsächlich nicht in den Boxen im Hofladen. Das liege aber nicht an den Ernteeinbußen, sondern an der Ernteweise: „Wir stechen immer gerade so viel, dass es für den Verkauf langt. So müssen wir nichts wegschmeißen“, sagt Weitzel.
Schwere Böden in der Region sorgen für guten Geschmack, aber langsames Wachstum des Spargels
Mitschuld an den geringeren Erträgen ist laut dem Landwirt auch ein Faktor, der eigentlich für Erfolg sorgt: die schweren Böden auf dem guten Hektar Anbaufläche. „In den schweren Lössböden hier wächst der Spargel langsamer als etwa in Sandböden“, sagt der Landwirt. „Dadurch bekommt er zwar einerseits mehr Geschmack. Andererseits erwärmt sich so ein schwerer Boden aber auch schlechter.“ In anderen Worten: Das Wetter und die Temperaturen um den Gefrierpunkt machen dem Spargel gleich doppelt so viel aus.
Den Kopf in den Sand - beziehungsweise in den Ackerboden - stecken will Weitzel deswegen aber noch lange nicht. „Das ist halt das Wetter, man kann es nicht beeinflussen“, sagt er leichtmütig. „Als Landwirt ist man eben Unternehmer und muss immer ein bisschen risikobereit sein.“
Vom Unternehmensbild abrücken will Weitzel aber trotz aller Umstände und niedrigen Temperaturen nicht. Auf dem Hofgut wird ausschließlich natürlich gearbeitet. „Wir verwenden keinen Kunstdünger, sondern nur Mist von unseren eigenen Rindern.“ Und auch das ist nur möglich, weil die Tiere artgerecht und nicht etwa auf Gitterböden gehalten werden.
Dabei nämlich würde kein Mist entstehen, sondern lediglich Gülle. Die Spargelfelder deckt Weitzel zwar mit Folie ab, „aber die hat keine Auswirkungen auf die Pflanzen oder den Boden“. Außerdem spritzt der Landwirt keine Pflanzenschutzmittel, etwa gegen die Spargelfliege. Zwar ist die bislang auch noch nicht unterwegs - aber das sei kein Freibrief. „Die Spargelfliege kommt wenn, dann erst wenn es richtig warm ist. Außerdem war der Winter mild, wodurch weniger der Insekten sterben.“
Einbußen von etwa zehn Prozent bei Spargelernte erwartet
Und wie geht es nun mit der Spargelernte weiter? Weitzel hofft auf normales Wetter. „Wenn wir in den nächsten Wochen wie in den üblichen Jahren ernten können, dann liegen die Einbußen insgesamt nur bei zehn Prozent.“ Und selbst wenn nicht, der Landwirt ist zuversichtlich: „Mein Großvater hat immer gesagt: Jede Jahreszeit wird durch die nächste aufgewogen.“ Man darf also auf einen Sommer hoffen, der anders als der Frühling nicht „schlecht, schlecht, schlecht“, sondern „gut, gut, gut“ wird. (mz)