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Jubiläum Jubiläum: Schatten über erfolgreichem Theatermann

Von Burkhard Zemlin 21.08.2016, 10:21
Frank Hofmann wird 75 Jahre alt.
Frank Hofmann wird 75 Jahre alt. Winterfeld/Archiv

Eisleben - Mit den Jahren ist Frank Hofmann ruhiger geworden. „Ich ereifere mich nicht mehr so wie früher“, verrät der Schauspieler, der zu DDR-Zeiten Oberspielleiter am Eisleber Theater war, 1987 zum Intendanten berufen wurde und es geschafft hat, die Spielstätte durch die Turbulenzen nach dem Zusammenbruch der DDR zu führen, wenn auch in geschrumpfter Form. Als dann 1994 bekannt wurde, dass er Informeller Mitarbeiter der Staatssicherheit war, musste er das Theater verlassen.

Von kleinauf ein Provokateur

Der gebürtige Chemnitzer, der heute im Musikverein „ars interactiva“ für Konzertorganisation und Finanzen verantwortlich ist, bekennt, dass er mit 18 oder 19 Jahren bei der Armee die Verpflichtungserklärung unterschrieben habe. Man hatte ihm vorher angesichts von Nazischmierereien in der Kaserne nahegelegt, „etwas für diesen Staat zu tun“, der ihm ein Hochschulstudium ermögliche. Er wolle doch wohl seine Immatrikulation nicht aufs Spiel setzen. . .

Der Mann, der von kleinauf zu Provokationen, zum Widerspruch neigte und im Internat der Herrnhuter Brüdergemeinde wer weiß wie oft unrühmlich aufgefallen war, sagt, dass er mittlerweile „total altersweise“ sei und „die Gelassenheit“ für sich entdeckt habe. Dabei lacht er wie einer, der sich selbst auf die Schippe nimmt.

Hofmann wurde als Zwölfjähriger zu den Herrnhuter Brüdern geschickt, weil seine Mutter sich mit ihm nach der Scheidung keinen Rat mehr wusste. Im Internat entwickelte sich dann der eher mäßige Schüler dank eines alten Gymnasial-Oberlehres bald zum Primus, der allerdings immer wieder aus der Reihe tanzte und oft im Karzer landete. „Das war ein Einzelzimmer“, erläutert Hofmann.

Im Internat beim Krippenspiel machte Hofmann dann seine erste Theatererfahrung. Später versuchte er sich als Puppenspieler, kam schließlich über eine Laienspielgruppe zum Arbeitertheater Karl-Marx-Stadt. Privat nahm er Schauspielunterricht und mit 16 Jahren bewarb er sich an der Berliner Schauspielschule. Ohne Erfolg.

So ging er als „Revolverdreher-Anlernling“ in die Produktion. Bald darauf sah er sich an der Theaterhochschule Leipzig immatrikuliert. Nach Querelen mit einem Parteifunktionär musste er sein Studienplatzes vorerst sausen lassen. Um Ärgeres zu vermeiden, meldete er sich freiwillig zur Armee. So wurde Hofmann Soldat in Sondershausen, kurz vor Einführung der allgemeinen Wehrpflicht.

Stücke von der Index-Liste

Doch er hatte Glück. „In Sondershausen gab es das beste Kabarett der NVA“, sagt er, und dass sein Kompanie-Chef auch Kabarett-Chef war, was ihm viele Freiheiten bescherte. Keine schlechte Vorbereitung auf das Schauspielstudium, nach dessen Abschluss er in Leipzig am „Theater der Jungen Welt“ seinen ersten Vertrag erhielt.

Bald darauf engagierte ihn Eislebens Intendant Gerhard Neumann an der Landwehr, wo Hofmann viele schöne Rollen hatte: in „Nathan der Weise“, „König Lear“, „Wilhelm Tell“ und, und, und. Mit „Fisch zu viert“ feierte er ein erfolgreiches Regiedebüt, war bald Oberspielleiter und konnte dort auch Stücke wie „Jutta oder die Kinder von Damutz“ oder „Ritter der Tafelrunde“ inszenieren, die an anderen Theatern auf dem Index standen. (mz)