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Jubiläum bei Bender GmbH bei Siersleben Jubiläum bei Bender GmbH bei Siersleben: Mit Mansfeld-PC fing es an

Von Wolfram Bahn 16.09.2016, 15:15
Claudia Thomas beim Bestücken von Leiterplatten. Im Laufe der Jahre sind die Bauteile kompakter und die Strukturen feiner geworden.
Claudia Thomas beim Bestücken von Leiterplatten. Im Laufe der Jahre sind die Bauteile kompakter und die Strukturen feiner geworden. Jürgen Lukaschek

Siersleben - Karin Nowakowski kann sich noch genau an die Zeit vor 25 Jahren erinnern, als das Mansfeld-Kombinat aufgelöst wurde. „Wir hingen in der Luft. Keiner wusste so recht, wie es weitergeht“, schildert sie die Gefühlslage der Beschäftigten im „Kesselhaus“ in Eisleben.

„Mansfeld-Computer“ wurde im „Kesselhaus“ in Eisleben hergestellt

Dort befand sich die Abteilung Leiterplattenproduktion des Anlagen- und Gerätewerkes, das den „Mansfeld-Computer“ herstellte.  Doch die Zitterpartie hat  für die Wimmelburgerin bald ein Ende. Anfang September 1991 richtet die Firma Bender aus Grünberg in Hessen in der Lutherstadt eine Fertigungslinie für Netzschutztechnik ein.

Und die heute 58-Jährige gelernte BMSR-Mechanikerin gehörte zu den zehn Leuten aus dem alten Stammbetrieb, die dort eine neue Arbeit fanden und nun ein besonderes Jubiläum feiern können.

Allerdings nicht mehr in Eisleben, sondern in modernen Fertigungshallen im Gewebegebiet „Am Apfelborn“ bei Siersleben. Sie wurden 1994 eingeweiht und später erweitert.  Mit 2,8 Millionen D-Mark hatte das Land die Ansiedlung gefördert.

Aus den zehn Wagemutigen, die damals auf eigene Faust den Kontakt zu dem Unternehmer aus dem Westen suchten, ist eine Belegschaft von 65 Beschäftigten geworden.  „Wir haben es gut getroffen“, sagt  Karin Nowakowski.

Und  weil  man die deutsch-deutsche Erfolgsgeschichte  nicht allein feiern will,  kommen an diesem Freitag auch 200 Kollegen aus dem Stammhaus in Hessen nach Siersleben. „Und für sie haben wir was Besonderes vorbereitet“, so Jens Fiedler, der gemeinsam mit Frank Moritz aus Hübitz und Gunnar Goldschmidt aus Erdeborn den Hut am Siersleber Standort der Bender GmbH & Co KG auf hat.

Ausstellung als Erinnerung an Anfänge der Firma im Osten

In Erinnerung an die Anfänge der Firma im Osten wurde eine kleine Ausstellung mit Konsumgütern aus DDR-Zeiten aufgebaut. Sie wurden in Betrieben des Mansfeld-Kombinates gefertigt, obwohl das eigentlich für die Kupfererzförderung zuständig war. Neben Kochtöpfen und der legendären Bohrmaschine, die manch einer heute noch zu Hause benutzt, wurde auch ein früherer Mansfeld-Computer aufgetrieben.

Er wurde von Ingenieuren des Kombinates selbst entwickelt und dort auch hergestellt. Nur der Bildschirm kam von Robotron aus Dresden. Der Computer ist damals vor allem in der Materialwirtschaft eingesetzt worden.

„Unsere Kollegen aus Hessen werden bestimmt staunen, was es  bei uns schon gab“, glaubt Fiedler, der in Hettstedt wohnt und Techniker für Elektrotechnik ist. Er hat 1996 bei der Bender GmbH in Siersleben als Lehrling angefangen. Auf die  Ausbildung eigener Fachleute wurde in dem Unternehmen von Anfang an viel Wert gelegt. Schon im ersten Jahr wurde auch ein Lehrling eingestellt.

Die Firma ist inzwischen  als „Ausbildungsbetrieb des Jahres“ geehrt worden. Das Familienunternehmen braucht   Fachkräfte, um den hohen Anforderungen an seine Produkte gerecht zu werden. Bender fertigt hochmoderne Sicherungs- und Überwachungstechnik, die garantieren soll, dass unter anderem in Krankenhäusern, im Bergbau unter Tage oder in Flugzeugen der Strom nicht ausfällt.

Die Leiterplatten dafür werden im Mansfelder Land hergestellt. „Doch wir hatten nie das Gefühl, dass wir hier im Osten nur die verlängerte Werkbank  sind“, sagt Frank Moritz. Im Gegenteil.  All die Jahre wurde der Standort bei Siersleben technisch aufgerüstet. Die Mitarbeiter wurden geschult und weitergebildet. Vor allem, als das bleifreie Löten eingeführt wurde.

„Das war noch einmal eine Herausforderung für uns“, räumt Karin Nowakowski ein. Sie hat es allerdings nie bereut, dass sich ihr früherer Chef  Klaus Wedler, der im Vorjahr in den Ruhestand gegangen ist, einst mit seinem Dienst-Wartburg in den Westen aufmachte, um dort einen Partner zu finden.  Über die Leipziger Messe wusste er, wer dafür in Frage kam.    „Die Leute von Bender haben immer ihr Worten gehalten“, sagt sie. Und hofft, dass es auch so bleibt. (mz)