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Ex-AfDler in der CDU Jens Diederichs: Bürgermeister von Gerbstedt kritisiert Aufnahme von Ex-AfD-Politiker

Von Anke Losack und Frank Schedwill 20.06.2017, 09:29
Ist im CDU-Kreisverband nicht uneingeschränkt willkommen: Ex-AfD-Mann Jens Diederichs.
Ist im CDU-Kreisverband nicht uneingeschränkt willkommen: Ex-AfD-Mann Jens Diederichs. Lukaschek/Archiv

Gerbstedt/Sangerhausen - In Siegfried Schwarz brodelt es. „Das können wir uns nicht bieten lassen“, sagt der Gerbstedter Bürgermeister, der seit 41 Jahren Mitglied in der CDU ist. Er meint die Entscheidung seiner Parteimitglieder, den ehemaligen AfD-Abgeordneten Jens Diederichs in die Landtagsfraktion der Christdemokraten aufzunehmen. „Die Ignoranz der Macht“, sagt Schwarz. Die Entscheidung gehe an der Basis vorbei. Er erwägt, aus der Partei auszutreten.

Schwarz ist einer der Christdemokraten im Landkreis, die diesen Gedanken mit sich tragen. Nach MZ-Informationen soll er nicht der einzige sein. Von Austritt spricht Sangerhausens Oberbürgermeister Ralf Poschmann zwar nicht, aber auch er findet deutliche Worte. „Das verstehe wer will - ich nicht“, schreibt er in einer E-Mail an den Kreisverband, die der MZ vorliegt. Der eine oder andere, der für die schnelle Aufnahme in die Fraktion gestimmt habe, werde wohl an die biblische Geschichte vom Wandel des Saulus zum Paulus gedacht haben.

Sangerhausens Oberbürgermeister Ralf Poschmann äußert sein „Entsetzen“

„Aber der ist mit Blitz und Donner erfolgt, und Christ wurde er erst, nachdem er gezeigt hat, wie er handelt“, so Poschmann. Als der Austritt Diederichs aus der AfD und ein mögliches Übertreten in die CDU-Fraktion öffentlich wurde, setzte Schwarz umgehend einen Brief an den Landesvorsitzender der Christdemokraten, Thomas Webel, auf und äußerte sein „Entsetzen“. Zum Beispiel über den „Sinneswandel des Herrn Diederichs“. Und er erläuterte auch einen Zwischenfall mit dem einstigen AfD-Mann in einer Stadtratsitzung, in der Diederichs und zahlreiche Bürger wegen dem geplanten Bau einer Solaranlage bei Thondorf erschienen waren und es hoch her ging. Diederichs soll die Stadtratsvorsitzende, den Bürgermeister und die gesamte CDU-Fraktion diffamiert haben, heißt es. Diederichs, der nicht Einwohner von Gerbstedt ist, bekam kein Rederecht. Und Schwarz sagte damals drastisch: „Die AfD wird nicht das Wort bekommen.“

Der Gerbstedter Bürgermeister brachte bei Webel zudem vor, dass im Vorfeld der Entscheidung der Fraktion zur Aufnahme Diederichs mit CDU-Kreisverbandsmitgliedern oder auf einem Sonderparteitag „eine entsprechende Position“ herausgearbeitet werden sollte. Wie Schwarz sagt, gab es auf seinen Brief keine Reaktion von Webel. „Es macht mich wütend, dass man die Basis nicht hört“, fügt er an. Das sei „der Witz des Jahrhunderts“. Der Gerbstedter Bürgermeister ist der Meinung, dass sich die Basis gegen die Entscheidung der Fraktion wehren sollte.

Wechsel beim Vorsitz der CDU-Fraktion im Kreistag

Bernd Skrypek stellt zum 30. Juni seinen Vorsitz der CDU-Fraktion im Kreistag zur Verfügung. Wie er auf MZ-Anfrage sagte, liegen persönliche Gründe vor. Ein Zusammenhang zur Entscheidung der Aufnahme von Jens Diederichs bestehe nicht. In der nächsten Fraktionssitzung wollen die Christdemokraten einen neuen Vorsitzenden bestimmen. (mz)