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Hettstedter Piano-Werkstatt Sprunck Hettstedter Piano-Werkstatt Sprunck: Noch ein Klavier entdeckt

Von frieder fahnert 12.01.2016, 07:16
Dieses Klavier aus der Hettstedter Werkstatt steht in Osterode.
Dieses Klavier aus der Hettstedter Werkstatt steht in Osterode. Harms Lizenz

Hettstedt - Jetzt sind es drei - drei Klaviere aus der Werkstatt der Hettstedter Pianofabrik Sprunck, die wieder aufgetaucht sind.

Manuela Weiss aus Marnheim in Rheinland-Pfalz hat sich bei der MZ gemeldet und mitgeteilt, dass sie Besitzerin solch eines seltenen Instrumentes ist. „Vor etwa zwei Jahren habe ich in einer Anzeige gelesen, dass solch ein Klavier in gute Hände abzugeben ist“, sagt Frau Weiss. Und da sie in ihrem Heimatort ohnehin in einem historischen Gebäude wohne, habe sie das Sprunck-Klavier erworben. „Es macht optisch schon etwas her.“ Über die Geschichte des Klavieres weiß sie allerdings so gut wie nichts. Nur, dass es deutlich älter als 100 Jahre ist. Spielen kann sie das Instrument nicht. Jetzt sollen Experten das Piano unter die Lupe nehmen und stimmen.

Es war im ausgehenden 17. Jahrhundert, als am Hofe in Florenz Bartolomeo Cristofori den Vorgänger der heutigen Klaviere und Flügel ersann. Er trug damit dem viel geäußertem Wunsch Rechnung, durch die Stärke des Tastendrucks die Dynamik, laut und leise, hörbar zu machen. Das war eine kleine technische Revolution, denn im Gegensatz zum Cembalo erforderte dies eine komplizierte Mechanik.  

Allerdings müsse sie sich spätestens im Sommer dieses Jahres von dem Klavier trennen, weil ein Umzug ansteht. Vielleicht gebe es ja Interessenten aus der Hettstedter Region.

Wie die MZ berichtete, ist ein Klavier der Hettstedter Firma Sprunck im vergangenen Jahr in der Schachtrupp-Villa im Harzort Osterode von einem Heimatfreund entdeckt worden. Als feststand, dass das historische Piano in städtischem Besitz ist, hat ein Sprecher der Stadt Osterode gegenüber der MZ erklärt, dass man das Klavier der Stadt Hettstedt als Dauerleihgabe zur Verfügung stellen würde, wenn das gewünscht ist. Inzwischen gab es auch Kontakte zwischen beiden Städten. Die genauen Modalitäten müssten aber noch besprochen werden. Geplant ist, dass das Klavier aus Hettstedter Produktion einen Platz im Humboldt-Schloss des Mansfeld-Museums erhält. Wie das Hettstedter Klavier nach Osterode gekommen ist, das ist nicht bekannt. Vermutlich wurde es im Musikunterricht verwendet, denn in der Villa befand sich einst ein Gymnasium.

Die Hettstedter Pianofabrik ist im Jahre 1837 in der Ascherslebener Straße von Friedrich Sprunck gegründet worden, wie Heimatfreund Frank Schlanstedt herausgefunden hat. Die Produktionsstätte befand sich dort, wo zu DDR-Zeiten der VEB Elmet zu Hause war. Von Hettstedt haben die Instrumente Reisen in viele Länder der Welt angetreten. Ein Großteil ging nach Südamerika. In Buenos Aires befand sich sogar eine Zweigniederlassung des Unternehmens. Nach dem Ersten Weltkrieg, als das wichtige Absatzgebiet verloren ging, wurde die Produktion in der Klavier-Fabrik schließlich stark gedrosselt.

Ein drittes historisches Klavier der Firma Sprunck steht in der guten Stube bei der Hettstedterin Friedel Hohnbaum-Hornschuch. Ihre Großeltern hatten das Instrument erworben. In welchem Jahr das geschehen ist, das ist unklar. Die Hettstedterin hat während des Zweiten Weltkrieges das Klavierspiel gelernt. (mz)