Gangolf-Verein Hettstedt Gangolf-Verein Hettstedt: Dilherr-Bibel aus dem Jahr 1693 vorm Zerfall gerettet

Hettstedt - „Sie ist schon etwas ganz Besonderes“, sagt Waltraud Hornickel, als sie durch die Dilherr-Bibel aus dem Jahre 1693 blättert und die neben Texten eingestreuten Kupferstiche und Holzschnitte bewundert. Dass die Vorsitzende des Hettstedter Fördervereins der Gangolf-Kirche die Bibel wieder in der Hand halten kann, ist für den Verein ein Erfolg. Denn es ist gelungen, mittels Spenden, Fördermitteln und Unterstützung der Stadt die 1.230 Seiten dicke Bibel restaurieren zu lassen.
Seit 2007 ist die Bibel in Besitz des Fördervereins
Eine Familie aus der Kupferstadt hat die Bibel, die sie einst aus einem Antiquariat erworben hatte, im Jahr 2007 dem Förderverein der Kirche überlassen. In einem guten Zustand war sie nicht. „Sie war zerfleddert und hatte keinen Einband mehr“, erzählt Hornickel. Doch der Verein suchte Mittel und Wege, um das historische Werk, das unter anderem auch Texte der Luther-Bibel enthält, in Stand setzen zu lassen. Vor etwa zwei Jahren war die finanzielle Grundlage geschaffen. Und der Verein suchte ein Unternehmen, das sich der Sache annimmt. „Das war auch ein Problem“, sagt Hornickel. Einige angefragte Firmen hätten die Hände gehoben, weil das Buch in einem so schlechten Zustand war.
Fündig wurde man schließlich in Leipzig beim „Zentrum für Bucherhaltung“. Rund ein halbes Jahr lang haben sich Mitarbeiter dort mit der Restaurierung beschäftigt: Die Bibel wurde gereinigt, getrocknet, neu geheftet, Kapitel gestochen, das Papier bearbeitet und stabilisiert, Wasserränder reduziert sowie das Buch in einen neuen Halbleder-Holzdeckel eingebunden.
Weiteres Kulturgut vor dem Zerfall gerettet
„Schon da war sie richtig schick“, sagt Hornickel, die stolz ist, dass es dem Verein gelungen ist, ein weiteres Kulturgut vor dem Zerfall zu retten - auch wenn die anderen davor etwas größer waren: Vor 21 Jahren haben Vereinsmitglieder begonnen die Gangolf-Kirche auf dem Kupferberg wieder herzurichten beziehungsweise herrichten zu lassen, unter anderem mit Kanzel, Glockenstuhl und Glocken. Zu dem Glockengießer aus der Eifel hat der Verein noch heute guten Kontakt.
Und er hat sich auch an der Bibel beteiligt. Ein Bronze-Relief, das nun den Einband ziert, wurde von ihm erstellt. Mitarbeiter des Hettstedter Kolping-Werkes haben es in den Deckel eingearbeitet. „Das macht die Bibel noch wertvoller“, meint die Vereinsvorsitzende. Der Verein ist interessiert daran, das historische Werk der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Am Sonntag, 30. Oktober, findet ab 17 Uhr die erste Präsentation mit Lesung im Rahmen eines Konzertes in der Kirche statt. (mz)


