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Feuerwehr-Funkgeräte veraltet Feuerwehr-Funkgeräte veraltet: Kommunen ächzen unter Kosten für Neuanschaffungen

Von Fabian Wagener 27.08.2018, 11:27
Jörg Sommer, Gerätewart der Helftaer Feuerwehr, zeigt ein neueres und ein älteres Funkgerät. Beide funktionieren - doch eines muss bald weg.
Jörg Sommer, Gerätewart der Helftaer Feuerwehr, zeigt ein neueres und ein älteres Funkgerät. Beide funktionieren - doch eines muss bald weg. Winterfeld

Hettstedt/Mansfeld/Helfta - Für den Laien ist auf den ersten Blick kein allzu großer Unterschied erkennbar. Gut, das eine Funkgerät, das Feuerwehrmann Jörg Sommer in der Hand hält, hat eine etwas andere Form, ein etwas anders Design. Ansonsten aber sehen sie nicht so sehr verschieden aus. Funkgerät gleich Funkgerät also?

Mitnichten. Denn das ältere Modell, Typ Sepura SRH 3900, bereitet Feuerwehren und Kommunen derzeit Kopfzerbrechen. Das liegt nicht daran, dass das digitale Handfunkgerät, das vielfach in den Wehren im Kreis verwendet wird, nicht mehr richtig laufen würde. Das ganz und gar nicht. „Die Geräte funktionieren“, sagt Sommer, der bei der Feuerwehr in Helfta als Gerätewart tätig ist.

Funkgräte für Feuerwehr veraltet: Keine Updates mehr verfügbar

Das Problem ist ein anderes: Die Funkgeräte dieser Generation, die auch bei Rettungsdienst und Polizei verwendet werden, müssen bis Anfang 2021 vollständig durch modernere ersetzt werden, weil sie dann nicht mehr zu der neuen Version der Herstellersoftware passen. „Es gibt keine Updates mehr“, erläutert Sommer. Die Geräte, landesweit allein bei der Feuerwehr rund 8.000, werden dann nutzlos sein. Man könnte sagen: Elektroschrott.

Mit der Anschaffung der neuen software-kompatiblen Technik kommen auf die Kommunen stattliche Kosten zu. Es müssen nicht nur die Funkgeräte ersetzt werden, dazu kommt Zubehör wie Ladestationen und Halterungen, sagt Carsten Staub, Mitglied bei der Helftaer Wehr und Fachbereichsleiter in der Eisleber Stadtverwaltung.

Lutherstadt Eisleben rechnet mit 140.000 Euro Kosten für neue Funkgeräte und Zubehör

Außerdem müsse auch die städtische Programmierstation für Funkgeräte im Ordnungsamt ersetzt werden. Bei der Wehr der Lutherstadt gehe es um insgesamt 92 Funkgeräte, man rechne mit Kosten von 140.000 Euro. „Das sind fast die Eigenmittel für ein neues Löschfahrzeug“, sagt Staub. Die Geräte, die nun ausgetauscht werden müssten, seien erst fünf Jahre alt.

Auch andernorts ist es ähnlich. In Hettstedt sind 20 Funkgeräte betroffen, sagt Stadtsprecherin Christin Saalbach auf Anfrage der MZ. „Es werden Kosten von von etwa 25.500 Euro auf uns zukommen.“ Martin Blümel, stellvertretender Bürgermeister im Seegebiet, kalkuliert mit 60.000 bis 70.000 Euro.

Neue Funkgeräte nötig: Kommunen haben die Mehrkosten zu tragen

Dass nun im großen Stil neue Geräte angeschafft werden müssen, stößt nicht wirklich auf Begeisterung. Die Nachricht sei überraschend gekommen, sagt Blümel, es sei eine zusätzliche Belastung für die Kommune. „Das sind Mehrkosten, die an anderer Stelle eingespielt werden müssen.“

Ralf Müller, Stadtwehrleiter in Mansfeld, verweist darauf, dass der Aufgabenbereich der Feuerwehren immer weiter wachse. Da könne man das Geld, das nun für den Tausch der Funkgeräte aufgewendet werden muss, durchaus für andere Dinge gebrauchen. Und Carsten Staub aus Helfta sagt: „Als Feuerwehrmann kann man es nicht recht verstehen, dass eigentlich funktionstüchtige Technik ausgetauscht wird.“

Land Sachsen-Anhalt kündigt Förderung für neue Funktechnik an

Allerdings sei klar, dass es keinen Weg zurück gebe, die Geräte müssten definitiv ausgetauscht werden. Auch deshalb haben laut Staub viele Bürgermeister in jüngster Zeit Druck gemacht. Man habe dabei etwa erreichen wollen, dass die Funkgeräte im Paket beschafft werden, damit Preisnachlässe erreicht werden können. „Es wäre schlecht, wenn die Kommunen die selbst beschaffen müssten“, meint Staub.

Und es wird nun wohl auch so kommen, wie von den Komunen erhofft. Wie Sachen-Anhalts Innenminister Holger Stahlknecht (CDU) der MZ am Rande einer Veranstaltung in Röblingen am vergangenen Freitag bestätigte, werde die neue Technik zentral beschafft. Überdies stellte er eine Förderung durch das Land von 40 bis 50 Prozent in Aussicht. Allerdings „letzmalig“, wie er sagte.

Funkgeräte haben Lebensdauer von sechs bis sieben Jahren

Schon andernorts hatte er in diesem Zusammenhang darauf verwiesen, dass Feuerwehr Pflichtaufgabe der Gemeinden sei. Stahlknecht zog ein Vergleich mit Smartphones, auch die würden irgendwann durch modernere Technik ersetzt. Gegenüber der MZ sagte er, dass man bei Funkgeräten von einer Lebensdauer von sechs bis sieben Jahren ausgehe.

Bei den Feuerwehren und Kommunen kommt die Aussicht auf eine Förderung gut an. „Das freut uns“, sagt etwa Hettstedts Stadtsprecherin Saalbach. Und auch im Seegebiet ruft das ein positives Echo hervor. Zunächst habe es geheißen, dass sich das Land nicht beteilige, so der stellvertretende Bürgermeister Blümel. Dass das nun anders ist, sei begrüßenswert. Das Signal, das von den Aussagen von Innenminister Stahlknecht ausgehe, sei „erstmal ganz wichtig“, sagt er. Er hoffe nun, dass die Förderung einfach in Anspruch zu nehmen sei. (mz)