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Ehemalige Stadthalle in Sandersleben Ehemalige Stadthalle in Sandersleben: Neuer Besitzer will Flüchtlinge unterbringen

Von Anke Losack 26.04.2015, 19:55
Die ehemalige Stadthalle hat einen neuen Besitzer. Die Nutzung ist allerdings noch ungewiss.
Die ehemalige Stadthalle hat einen neuen Besitzer. Die Nutzung ist allerdings noch ungewiss. Jürgen Lukaschek Lizenz

Sandersleben - Zum Teil morsche Fußböden und heruntergekommene Decken. Das Dach an einigen Stellen defekt. Ein sichtbar angebrochener Dachbalken und Sperrmüll. „Das kann man nur abreißen“, sagte eine Sanderslebenerin nach einem Rundgang durch die ehemalige Stadthalle des Ortes, die viele Jahre leer stand. Ganz so drastisch drückten es nicht alle der rund 30 Besucher aus, die am Samstag zur öffentlichen Begehung des Gebäudes kamen. Aber erschrocken über den desolaten Zustand waren viele. „Hier muss man ganz viel Geld reinstecken“, meinte der Sanderslebener Horst Brandt.

Ganz viel investieren, das will Ulf Mailänder nicht, der neue Besitzer aus Berlin, der zu der Begehung eingeladen hatte. Maximal 20.000 Euro, sagte er. Zum einen habe er nicht mehr Möglichkeiten. Zum anderen würden hohe Investitionen die Mieten nach oben treiben. Das Objekt günstig zu verpachten oder zu vermieten, sei sein Ansinnen, erklärte er den erschienenen Einwohnern.

Mit ihnen zusammen wollte Mailänder am Samstag auch der Frage nachgehen, wie das Objekt nutzbar gemacht werden kann. Besonders der Tanzsaal und der Bereich der ehemaligen Gaststätte, beides in der unteren Etage, bereite ihm noch Kopfzerbrechen. Ein Verein könnte es seiner Meinung nach übernehmen. „Um die Wohnungen würde ich mich selber kümmern“, sagte Mailänder und erklärte sein Vorhaben, 10 bis 15 Asylbewerber in der oberen Etage unterbringen zu wollen. Vom baulichen Zustand her seien die Wohnungen mit kleinen Investitionen und „ein bisschen pinseln“ bewohnbar. „Elektrik, Bäder und Fenster sind relativ neu“, so der Besitzer. Mit wenig Aufwand die Wohnungen herzurichten, hielten viele vor Ort für illusorisch.

Was die Unterbringung von Flüchtlingen betrifft, meldete Ortsbürgermeister Harald Detto Bedenken an - Bedenken, die auch Einwohner an ihn herangetragen hätten. Der Ort könne nicht die Infrastruktur dafür vorweisen: Es gebe keine Einkaufsmöglichkeiten, keine Apotheke, nur einen Arzt, der stundenweise da ist. „Aber einen Bahnhof“, sagte Mailänder, der wissen wollte, ob es an der Akzeptanz scheitern könnte. Detto glaubt das nicht. „Wir sind aufgeschlossen und haben gute Erfahrungen mit bosnischen Kriegsflüchtlingen, die im Ort lebten, gemacht.“ Doch stehe auch fest: „Wir wollen hier keine Tröglitzer Verhältnisse. Das würde unseren Ort kaputt machen.“ Letztendlich müssten die Ämter entscheiden, ob eine Unterbringung im Ort und den Wohnungen der ehemaligen Stadthalle zumutbar ist, so Detto. Dem Landkreis Mansfeld-Südharz zugewiesene Asylbewerber werden derzeit auf die Städte Hettstedt, Eisleben und Sangerhausen verteilt. Wie Ortsbürgermeister Harald Detto sagte, sei Sandersleben vom Landkreis als Ort zur Unterbringung nicht vorgesehen.

Dass der ganze Dachstuhl durchhängt, habe er schon von außen gesehen, so der Sanderslebener Reinhold Rietz. Wie das Gebäude baulich beschaffen ist, sollte der neue Besitzer zunächst von einem Fachmann prüfen lassen, meinte der Bauingenieur im Ruhestand weiter. Auf Anfrage von Mailänder, ob er ihm mit seinem Sachverstand helfe könne, sagte Rietz zu.

Nach der Begehung am Samstag bleibt ungewiss, was aus der ehemaligen Stadthalle werden wird. Ein Verein, der sich um die Bereiche Tanzsaal und Gaststätte kümmern will, hat sich nicht gefunden. Und ob Flüchtlinge in die Wohnungen einziehen können, das ist auch noch nicht raus. (mz)