Altes Krankenhaus Altes Krankenhaus: Ruine in Hettstedt verschwindet

Hettstedt - Kabel hängen von den Decken, die Wände sind mit Graffiti beschmiert und auf dem Fußboden liegen kaputte Fensterscheiben: Das alte Krankenhaus in der Hettstedter Jakobistraße hat seine besten Tage offensichtlich hinter sich. „Das Gebäude ist in einem katastrophalen Zustand. Es wird Zeit, dass es weg kommt“, sagt René Detzner. Und genau das soll in den nächsten Wochen passieren.
Sechs Millionen Euro
Detzner, Geschäftsführer des Ingenieurbüros „id Consulting UG“ aus Hettstedt, hat das alte Krankenhaus gekauft und wird dort unter dem Namen „Wohnen am Stadtpark“ ein Haus für betreutes Wohnen sowie ein Pflegeheim entstehen lassen.
Rund sechs Millionen Euro sollen in das Projekt gesteckt werden, verrät er. „Wir beginnen jetzt mit dem Abriss. Der wird nicht ganz pflegeleicht“, so Detzner. Rund zwei Drittel der Gebäudeanlage fallen nämlich den Baggern zum Opfer.
Rund drei Monate soll der Abriss dauern. Aufgrund der zentralen Lage inmitten der Kupferstadt sei das eine besondere Situation. Zum einen befinden sich im Umfeld des alten Krankenhauses andere Gebäude und Häuser, was beim Abriss zu beachten sei.
Auf der anderen Seite entsteht ein Haufen Lärm und Staub. „Doch wir werden versuchen die Belästigung für alle so gering wie möglich zu halten“, verspricht der Bauherr.
Vom ambulanten Pflegedienst betrieben
Anstelle des alten Klinikums wird dann das neue Pflegeheim samt Tagespflege gebaut. Rund 44 bis 60 stationäre Plätze soll es beherbergen. Die Arbeiten dafür sind aber erst im kommenden Jahr geplant.
Zuvor werden die Handwerker den verbliebenen rechten Klinikflügel zum betreuten Wohnen umbauen. „Im Grunde bleiben nur die Außenwände hier stehen. Der Rest wird neu“, sagt Detzner, während er sich im Gebäude umschaut.
23 sogenannte Servicewohnungen, bei denen ein Pflegedienst Zusatzleistungen für die Anwohner anbietet, sollen dem Haus seine neue Bestimmung geben.
Betrieben werden die Wohnungen, die in einem Jahr fertig sein sollen, sowie das Pflegeheim von einem ambulanten Pflegedienst aus der Region. Wer genau es sein wird, das wolle Detzner aber noch nicht verraten.
Bedarf vorhanden
Die Überlegung zum Großprojekt hatte Detzner bereits vor gut einem Jahr. Mit seinem Ingenieurbüro plant und baut der Hettstedter seit gut 15 Jahren Pflegeheime und ähnliche Einrichtungen in ganz Deutschland, hat beispielsweise große Objekte in Hamburg betreut. „Also habe ich mir gedacht, warum nicht für uns selbst ein solches Projekt machen“, so Detzner.
Der Bedarf nach solchen Wohnformen, so ist sich der Ingenieur sicher, sei auf jeden Fall da. Auch in der hiesigen Region, sonst würde man so ein großes finanzielles Risiko nicht eingehen, sagt Detzner.
Zudem sei es positiv für das Stadtbild, wenn „aus der alten Ruine etwas gemacht wird“, ergänzt der Bauherr. Das sieht auch Hettstedts Bürgermeister Dirk Fuhlert (parteilos) so.
Jahrzehnte hab das alte Krankenhaus vor sich hin vegetiert. „Wir sind natürlich auch froh, dass dort etwas passiert“, sagt er. Mit den Umbauplänen verschwinde nämlich auch eine Sicherheitslücke in der Stadt. Die alte Ruine in der Jakobistraße soll immer wieder Leute angelockt haben, die dort nachts ihr Unwesen trieben, weiß Fuhlert zu berichten.
1998 ging das Krankenhaus außer Betrieb, nachdem die neue Klinik am Hettstedter Kirschweg fertiggestellt worden war. Anfangs hatte der Landkreis als Eigentümer versucht, einzelne Bereiche des Gebäudes im Zentrum der Kupferstadt zu vermieten.
Des Weiteren war geplant gewesen, auf dem Areal eine Sporthalle für das nahe gelegene Humboldtgymnasium zu errichten. Aus Kostengründen wurden die Pläne allerdings wieder verworfen. 2002 und 2007 hatte der Landkreis vergeblich versucht, das Grundstück samt seiner Gebäude bei Auktionen zu veräußern. (mz)

