1. MZ.de
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Halle
  6. >
  7. Zwischen Unruhe und Gelassenheit

Zwischen Unruhe und Gelassenheit

Halle/MZ. - Einige Mieter sind unsicher, welche Konsequenzen das für sie haben wird.

Von Michael Tempel 16.07.2008, 18:24

Einige Mieter sind unsicher, welche Konsequenzen das für sie haben wird.

"Unter den Anwohnern herrscht Verwirrung, wie das Ganze funktioniert und welche Auswirkungen es haben wird", sagte Ingelore Junge. Sie ist Verkäuferin in einem Tante-Emma-Laden in der Paul-Suhr-Straße. Die Häuserfront, in die der Laden integriert ist und wo viele ihrer Kunden wohnen, gehört zum von der HWG verkauften Bestand. "Vor allem ältere Leute verstehen das nicht", so Junge.

Befürchtungen in der Paul-Suhr-Straße und den anderen Vierteln versuchen Stadt und HWG-Führung auszuräumen: "Für die Mieter und unsere Mitarbeiter ändert sich nichts", sagte am Mittwoch HWG-Geschäftsführer Heinrich Wahlen auf einer Pressekonferenz, an der unter anderem auch Oberbürgermeisterin Dagmar Szabados (SPD) und das Vorstandsmitglied der Norddeutschen Landesbank (Nord / LB), Jürgen Allerkamp, teilnahmen. Die HWG bleibt laut Wahlen Vermieter, und auch die Ansprechpartner blieben dieselben. Mieterhöhungen seien mit dem Verkauf nicht verbunden.

"Keine Bedenken"

Einige Mieter sehen die Veränderungen denn auch gelassen: "Ich habe keine Bedenken. Wenn es Probleme gibt, ziehe ich eben um", so Birgit Eichhorn aus der Paul-Suhr-Straße. Ähnlich Nachbar Horst Arndt: "Solange sich an Miete und Service nichts ändert, ist es egal, wer Eigentümer ist."

Wahlen kündigte an, dass die Mieter per Post nochmals informiert würden. Neuer Eigentümer ist demnach seit 1. Juli die HWG Wohnungsverwaltung GmbH & Co. KG. Sie ist zu 99,9 Prozent eine Tochter der "großen" HWG, weitere Gesellschafter sind zwei Töchter der Nord / LB sowie eine natürliche Person, die ungenannt blieb. Die GmbH & Co. KG hat das Wohnungspaket für 81 Millionen Euro erworben, finanziert wurde das von der Nord / LB und der Saalesparkasse. Indem sie die Quartiere zurückleast, hat die HWG, wie es hieß, weiter volle Verfügungsgewalt.

30 Jahre Leasing

Aus dem Verkaufserlös stellt die HWG 43 Millionen Euro der Stadt zum Schuldenabbau bereit. Mit weiteren 38 Millionen werden eigene Kredite abbezahlt. Der Leasingvertrag ist auf 30 Jahre angelegt. Danach fallen die Wohnungen kostenfrei an die HWG zurück. Die HWG muss zwar 5,1 Millionen Euro jährlich an Leasingraten entrichten. Die nicht mehr zu bedienenden Darlehen eingerechnet, blieben Wahlen zufolge 2,2 Millionen Euro Mehrbelastung pro Jahr. Dies verkrafte die HWG, so Wahlen.

Die HWG soll in den nächsten Jahren insgesamt 142 Millionen Euro zum Schuldenabbau der Stadt beisteuern. Laut Wahlen sollen dazu 2009 weitere 4 000 Wohnungen verkauft werden. Im Gegensatz zum Leasing-Modell sei dann Personalabbau möglich. "Wir streben an, für die Wohnungen die Verwaltung zu behalten, um Stellenabbau zu umgehen."