Putzige Frackträger Zoo Halle: Kindergarten der Pinguine

Halle (Saale) - Gedränge vor einem der beliebtesten Gehege auf dem Reilsberg: Es ist Fütterungszeit bei den Humboldt-Pinguinen. Revierleiterin Cornelia Spretke und Vize-Chefin Gabi Boas passen genau auf, dass jedes Tier auf der Anlage und im Schwimmbecken seine Ration Fisch bekommt.
Besonderes Augenmerk legen die Zootierpflegerinnen aber auf den Nachwuchs - und damit ist nicht die Kindergruppe hinter der Absperrung gemeint: Zwölf Baby-Pinguine leben derzeit in der kleinen Kolonie im halleschen Bergzoo, und es werden noch einige mehr. Denn aus den Eiern der Gelege werden demnächst weitere junge Pinguine schlüpfen.
Damit die Kleinen künftig keine Furcht vor dem Menschen haben, wenden die Pfleger im halleschen Zoo seit vielen Jahren, genauer seit Mitte der 80er Jahre, das „Kindergarten“-Prinzip an. „Mit etwa sechs Wochen kommen die Jungen in die ,Kita’ und werden langsam an die menschliche Hand gewöhnt“, erklärt Tierpflegerin Gabi Boas. Und das gelingt natürlich am besten mit: Fisch.
Lehrreicher Kindergarten für Pinguin-Nachwuchs im Bergzoo Halle
Also werden die Jungen eingesammelt und behutsam an ihre Pfleger gewöhnt, denn für den Zoo-Alltag wie Füttern oder medizinische Untersuchungen ist ein enger Kontakt der Pfleger zu den Tieren unerlässlich. In die freie Wildbahn könnten die ursprünglich in Südamerika beheimateten, vom Aussterben bedrohten Tiere mangels Lebensraum nicht entlassen werden, denn nur noch 10.000 Exemplare leben vor der südamerikanischen Küste. Daher führt England das EEP-Zuchtbuch für die „Humboldts“ - eine von insgesamt 18 Pinguin-Arten weltweit.
Mit beherztem Griff schnappt sich Cornelia Spretke einen der Jungvögel. Klar, dass alle Kinder am Zaun den Kleinen streicheln wollen. „Ist der weich“, staunen die jungen Zoobesucher, die dazu erfahren, dass dies das graue Federkleid der Jungvögel ist.
Schon geht es für zwei Pinguin-Babys erst ins Körbchen, dann in den „Kindergarten“, abseits vom Besucherstrom im Zoo. Zwei andere, Zara und Zeus, sind bereits seit einer Woche in der Vogel-Kinderstube. Zara, mit etwas hellerem Federkleid, frisst Gabi Boas problemlos aus der Hand. Und auch die beiden Neuzugänge, spontan auf die Namen Zoë und Zorro getauft, fressen trotz der ersten Aufregung recht gut.
Allerdings macht Zorro seinem Namen alle Ehre und protestiert zunächst gegen den Fisch, später verputzt er fünf, Zoë sogar sechs Sprotten. Alle Pinguine des 2017er-Jahrgangs bekommen übrigens einen Namen mit dem Buchstaben Z - im nächsten Jahr geht’s dann wieder mit A weiter.
Zweimal täglich werden die Babys nun per Hand gefüttert, gewogen und gestreichelt. Wichtig: die Tablette, die jeder Fischfresser pro Tag im Zoo bekommt - für eine ausgewogene Ernährung. „Unsere Pinguine bleiben im Kindergarten, bis ihr Federkleid wasserdicht ist“, erklärt Cornelia Spretke. Das sei etwa mit zwölf Wochen der Fall. Bis dahin werden die Frauen noch etliche Heringe und Sprotten verfüttern. (mz)