Zeitgeschichte Zeitgeschichte: Erschreckende Dokumente
HALLE/MZ. - Auf dem Universitätsplatz der Friedrichsuniversität brannten 1933 die Werke von Heinrich Heine und Magnus Hirschfeld, von Erich Maria Remarque, Bert Brecht, von Lassalle, Bebel, Marx und Liebknecht, von Lion Feuchtwanger und Leonhard Frank.
In mahnender Erinnerung an diese von den Nazis initiierte und vor allem von der halleschen Studentenschaft vollzogene "Aktion wider den undeutschen Geist" ist nun eine Broschüre erschienen, die am Montagabend mit einer bewegenden Lesung im Stadtarchiv vorgestellt wurde. Dafür konnten die Schauspieler Reinhard Straube und Wolfgang Winkler gewonnen werden. Abwechselnd lasen die beiden halleschen Stars aus Büchern von Autoren, deren Werke 1933 verbrannten: Erich Weinert, Kurt Tucholsky, Heinrich Heine.
Allerdings hatten die Initiatoren der von der Stadt Halle herausgegebenen Dokumentation - der Kulturring Halle, der Kulturbund Sachsen-Anhalt sowie die Autoren Erwin Bartsch und Joachim Sailer - einen langen Weg zu gehen, bis ihr Bemühen gegen das Vergessen dieses "verabscheuungswürdigen Ereignisses" Erfolg hatte, erklärte Erwin Bartsch in seiner Eröffnungsrede zur Buch-Präsentation. Er selbst habe anlässlich des 70. Jahrestages der Bücherverbrennung bereits 2002 einen Antrag an den Stadtrat gestellt, in Gestalt einer Mahn- und Gedenktafel auf dem Uniplatz an das Ereignis zu erinnern. Mit Hinweis auf die architektonische Gestaltung des Campus' sei dieser abgelehnt worden, allerdings habe es im Mai 2003 vielfältige Aktionen gegeben, gestaltet von Studenten, Schriftstellern und Schauspielern. Nachdem 2008 zum 75. Jahrestag dann doch eine Gedenkplatte auf dem Uniplatz enthüllt werden konnte, liegt nun die Publikation vor. Sie lässt anhand von Repros von Zeitungsartikeln und Faksimiles von Anordnungen und Dokumenten nachverfolgen, wie die Vernichtung in die Tat umgesetzt wurde. "Ein so klares Bekenntnis zur historischen Verantwortung, dafür zu sorgen, dass kulturbarbarische Aktionen wie die Bücherverbrennung sich nie wiederholen dürfen", so Joachim Sailer im Vorwort, "ist in deutschen Universitätsstädten nicht immer selbstverständlich - und es ist bemerkenswert."
Möglich wurde die Publikation - in einer Auflage von 420 Exemplaren gedruckt und vor allem für Schulen gedacht - dank finanzieller Zuwendung zweier privater Spender aus Halle und Berlin sowie durch die Unterstützung der Kulturbundstiftung.
Die Publikation ist kostenlos im Stadtarchiv erhältlich.