1. MZ.de
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Halle
  6. >
  7. Wie sieben junge Hallenser das Kleingärtnern für sich entdecken

Ein cooler Platz für Teens Wie sieben junge Hallenser das Kleingärtnern für sich entdecken

Im Kleingarten „Am Tierheim“ bauen sieben Mädchen im Alter von 16 und 17 Jahren Obst und Gemüse an. Die Schülerinnen haben sich einen Traum erfüllt.

Von Silvia Zöller 15.06.2021, 17:15
Sieben Jugendliche haben in der Anlage am Tierheim in Halle einen eigenen Kleingarten: Drei von ihnen sind Anna (links), Ida (Mitte) und Gesine.
Sieben Jugendliche haben in der Anlage am Tierheim in Halle einen eigenen Kleingarten: Drei von ihnen sind Anna (links), Ida (Mitte) und Gesine. Fotos: Silvio Kison

Halle (Saale) - Die neuen Erdbeerpflanzen sind schon im Boden, der Rasen ist zum ersten Mal in dieser Saison gemäht. Anna, Ida, Gesine, Karoline, Ada, Henriette und Emilia machen ihre Parzelle für den Sommer fit. Das Besondere daran ist, dass die sieben Mädchen im Alter von 16 und 17 Jahren schon seit 2017 Kleingärtnerinnen in der Anlage „Am Tierheim“ sind. Dass die Gruppe hier den Namen „Junges Gemüse“ verpasst bekommen hat, stört sie zwar nicht wirklich. „Aber wir haben uns selbst keinen Namen gegeben“, stellt Emilia Maraszek klar.

Der Garten bietet den Schülern einen grünen Rückzugsort

Angefangen hat die ganze Sache damit, dass Emilias Mitschülerinnen öfter zu Gast im Garten ihrer Mutter waren, der auch in der Anlage ist. „Es war für uns ein Traum, selbst einen Garten zu haben, weil wir auch alle in der Nähe wohnen“, blickt Gesine Hammer zurück. Und Karoline Rost erinnert sich, wie die Freundinnen damals dachten, wie cool es ist, wenn man gemeinsam im Garten Tee trinken könnte und so einen Rückzugsort hat. Dass das Ganze auch Arbeit macht, haben die Teenager schnell gemerkt.

Doch das ist kein Problem für die Mädchen, die die Latina in Halle besuchen. „Wir haben uns die Beete aufgeteilt. Jeder hat einen Bereich, aber wir machen auch Garteneinsätze gemeinsam“, erklärt Ida Schwerin. So etwa wie jetzt im Frühling, wenn viele Arbeiten anstehen, oder aber auch später im Jahr, um den Garten winterfest zu machen.

Henriette (links), Ada (Mitte) und Karoline  trinken gern Tee zusammen.
Henriette (links), Ada (Mitte) und Karoline trinken gern Tee zusammen.
(Foto: Silvio Kison)

Eltern haben Schülern bei der Ausstattung und Aufbau des Kleingartens unter die Arme gegriffen

Die Kosten werden geteilt, jeder gibt einfach was dazu, auch Freunde und Eltern unterstützen die Gartenteens. „Alles, was in unserer Laube ist, ist gespendet, nichts davon haben wir gekauft“, berichtet Emilia. Die großzügige Laube haben die Mädchen im Vorjahr selbst instand gesetzt, erzählen sie freudestrahlend: Sie haben den maroden Fußboden herausgenommen und einen Holzfußboden verlegt, aus Paletten ein Bettgestell gebaut, die Innenwände tapeziert und gemalert und mit Graffiti versehen.

Das hat viel Spaß gemacht und wir haben viel gelernt

Emilia, Schülerin und Kleingärtnerin.

Natürlich haben die Eltern ihren Kindern dabei hier und da unter die Arme gegriffen. Musik gibt es bei den Mädchen von einem „geerbten“ Plattenspieler und mit Schallplatten aus Wühlkisten - auch ein Cassettenrecorder steht bereit. Eine gemütliche Couch, ebenfalls ein gebrauchtes Geschenk, sorgt für ausreichend Platz zum Abhängen. Für eine Küche reicht der Platz dann zwar nicht, aber der gemeinsame Tee wird einfach per Wasserkocher zubereitet.

Schüler überlegen, den Kleingarten als Jugendprojekt weiterzuführen

Es ist also das Gemeinschaftsgefühl, das für die Schülerinnen im Garten wichtig ist. „Und es ist schön, sich hier nach der Schule zu erholen“, sagt Anna Abraham. Als Ausgleich sehen es alle an, die Tomaten zu pflegen, Himbeeren zu naschen oder Radieschen, Kohlrabi und Rucola zu ernten. Auch die Freunde der Mädchen sind immer wieder begeistert von dem Garten. „Einige wollten deswegen auch eine Parzelle haben. Aber wenn sie hören, dass es auch Arbeit macht, springen sie dann wieder ab“, berichtet Ida.

Emilia räumt die neu gestaltete Laube auf.
Emilia räumt die neu gestaltete Laube auf.
(Foto: Kison)

Die Freundinnen sind nun in der elften Klasse und damit schon Abiturientinnen. Wie soll es nach der Schule mit dem Garten weitergehen? „Die Gedanken daran tun uns weh“, räumt Anna ein. Schon jetzt steht fest, dass alle aus Halle weggehen werden und dann nach fünf Jahren den Garten wohl abgeben werden müssen.

Es wäre schön, wenn wir es als Jugendprojekt weitergeben könnten und Zwölf- bis 13-Jährige finden, die den Garten weiter pflegen.

Emilia, Kleingärtnerin aus Halle.

Doch bis dahin sind es noch zwei Sommer. Pläne gibt es dafür noch genug: Ein Pavillon, der den Mädchen als Geschenk übergeben wurde, soll mit wildem Wein bepflanzt werden und so ein gemütlicher Sitzplatz werden. Auch der Türbogen ist noch recht kahl - hier soll Efeu für die Begrünung sorgen. Den Klassiker für einen Torbogen, eine Kletterrose, wollen die Mädchen nicht unbedingt anpflanzen. Denn Rosen, die haben sie zuhauf in ihrer grünen Oase - noch von der Vorpächterin. (mz)