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Beete stehen im Mittelpunkt Wie Hendrik Lange seinen grünen Daumen im Kleingarten entdeckt

Aus einem maroden Pool hat der Linkenpolitiker eine Veranda mit Blumenbeet gebaut. Wieso der Biologe sich für das Kleingartenglück entschieden hat.

23.04.2021, 12:30
Hendrik Lange mit seinem Mann  Bouachanh Xayadet in ihrem Garten in der Kleingartenanlage  Am Passendorfer  Damm.
Hendrik Lange mit seinem Mann Bouachanh Xayadet in ihrem Garten in der Kleingartenanlage Am Passendorfer Damm. Fotos (3): Silvio Kison

Halle (Saale) - Kiwis züchten, ein Spalier mit Nashibirnen anlegen und eigene Einlegegurken produzieren – das sind derzeit die Ziele von Hendrik Lange. Der Stadtrats- und Landtagsabgeordnete der Linken ist seit Oktober vergangenen Jahres einer von über 11.000 Kleingartenpächtern in der Stadt Halle. „Wir waren schon immer passionierte Gärtner auf unserer Dachterrasse“, sagt Lange.

Kleingarten ein schöner Ausgleich zum Politikeralltag

Doch sein Ehemann Bouachanh Xayadet sei nicht mehr zu bremsen gewesen, als ein Freund einen Garten übernommen hatte. „Ich war zögerlich, weil mein Zeitbudget begrenzt ist – aber es ist ein schöner Ausgleich“, schwärmt der 44-Jährige jetzt schon. Dabei liegt es eigentlich gar nicht mal so fern, dass ausgerechnet Lange einen Kleingarten bewirtschaftet: Schließlich ist er Diplom-Biologe; 2005 beendete er sein Studium an der Uni Halle. Doch das ist für ihn nicht der Grund.

Biologe ist Biologe und Kleingärtner ist Kleingärtner“

Hendrik Lange, Diplom-Biologe und Stadtratsabgeordnete der Linken

Sein Wissen sei vielmehr geprägt dadurch, dass seine Eltern einen Garten haben und er von klein auf damit aufgewachsen ist. „Auch an den Schulgartenunterricht habe ich noch einige Erinnerungen. Das ist auch ein Grund, warum ich für den Schulgartenunterricht und für grüne Klassenzimmer bin.“

Aus einem alten Beton-Pool wird ein Plätzchen zum Feiern, Ausruhen und Bepflanzen

Bevor der Anbau der Nashibirnen und der Gurken für Hendrik Lange und Bouachanh Xayadet in der Kleingartenanlage „Am Passendorer Damm“ beginnen konnte, hatten die beiden über Weihnachten und im Januar erst mal einen dicken Brocken in dem recht herunter gekommene 300-Quadratmeter-Areal zu bewältigen: Neben der Laube stand ein verrotteter Pool aus Beton. Abreißen kam nicht in Frage: Große Mengen Bauschutt hätten entsorgt werden müssen.

Die Siedlung Am Passenderer Damm ist sehr weitläufig.
Die Siedlung Am Passenderer Damm ist sehr weitläufig.
Foto: Kison

Also haben die beiden mit Douglasien-Holz eine schicke erhöhte Terrasse praktisch um den Pool herum gebaut. Rechts neben der Treppe ist ein kleines Beet entstanden, in dem nun schon Primeln blühen. Duftwicken und Kapuzinerkresse sollen noch die Rückwand begrünen. Statt Beton bestimmt nun Holz das Flair des Gartens und schafft ein Plätzchen zum Feiern und Ausruhen.

Trotz viel Arbeit: Kleingärten sind in Halle begehrt

Gut zwei Jahre, so glaubt Lange, wird es schon noch dauern, bis der Garten wieder eine Grundordnung hat. Der verwilderte Wein, der einen großen Teil des Bodens bedeckt hat, ist schon zurückgeschnitten und hat ein Spalier. Aber auch die Rasenflächen und Beete müssen erneuert und umgegraben werden. Ein Komposter ist schon angelegt.

Gärten sind in der Stadt begehrt. „Es war auch nicht einfach, einen zu finden“, sagt Lange. Von ihrer Neustädter Wohnung aus macht er mit seinem Mann jedoch häufig Radtouren. „Dabei haben wir vom Passendorfer Damm aus diese Gartenanlage gesehen und auch, dass hier der eine oder andere Garten frei ist“, berichtet er. Zwar sind auch noch Reparaturarbeiten an der Laube notwendig, aber die Entscheidung für die freie Parzelle stand schnell fest.

Beete stehen im Mittelpunkt: Hendrik Lange findet im Kleingarten zum grünem Daumen

„Ich will mich auch an Versammlungen des Vereins beteiligen und auf andere Vereinsmitglieder zugehen“, sagt der „Neue“ im Verein. Aber: Ein Amt im Kleingartenverein könne er sich nicht vorstellen, da er schon in anderen Vereinen wie etwa dem „Lebensart“ im Vorstand tätig ist. Stattdessen stehen eben die Beete im Mittelpunkt. Ein Kräuterbeet soll angelegt, insektenfreundliche Pflanzen ausgesät werden.

Offene Blüten sind für Insekten wichtig“

Hendrik Lange, Landespolitiker der Linken.

Bouachanh Xayadet arbeitet darauf hin, dass er bald Pflanzen aussäen kann, die er aus seiner Heimat Laos kennt: Wasserspinat, chinesischen Brokkoli oder thailändisches Basilikum und natürlich Koriander. „Die Samen sind auch in Deutschland erhältlich“, freut sich Lange für seinen Mann. „Unser Ziel ist es, aus dem verwilderten Garten etwas zu machen“, sagt er. Das Highlight ist aber dann bei steigenden Temperaturen das, was wohl die meisten Kleingärtner lieben: „Das ist, wenn ich das erste Mal den Grill anmachen werde.“ (mz/Silvia Zöller)