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„Mir hat das alles gefehlt“ Wie Ehepaar aus Halle-Neustadt die Corona-Isolation überstanden hat

Das Ehepaar Reinhard und Annelore Worbis aus Halle-Neustadt sehnt sich nach Abwechslung und ist froh, dass ihre Begegnungsstätte wieder offen ist.

Von Denny Kleindienst 13.06.2021, 08:02
Reinhard und Annelore Worbis sind zurück im Garten der Begegnungsstätte in Neustadt. Daneben: Leiterin Claudia Schumann
Reinhard und Annelore Worbis sind zurück im Garten der Begegnungsstätte in Neustadt. Daneben: Leiterin Claudia Schumann (Foto: Denny Kleindienst)

Halle (Saale) - Ein halbes Jahr mussten Annelore Worbis und ihr Mann Reinhard sich gedulden. Seit Dezember war „unser zweites Zuhause“, wie die 80-Jährige die Begegnungsstätte der Volkssolidarität in Neustadt nennt, coronabedingt geschlossen. Seit Montag stehen Besuchern die Türen wieder offen. Und Annelore Worbis steht die Freude darüber ins Gesicht geschrieben.

Als die Einrichtung 1999 eröffnet wurde, hat sie noch als Lehrerin gearbeitet. Sie kam mit den Kindern vorbei, um ein Programm aufzuführen, während die älteren Leute zu ihr in die Schule kamen. „Es war ein gegenseitiges Geben und Nehmen, ein schönes Miteinander.“ Das habe sich später ein bisschen verlaufen. Dafür wurden Annelore und Reinhard Worbis als Rentner selbst Stammgäste in der Begegnungsstätte. Das liegt zum einen am täglichen Mittagsangebot, zum anderen am Seniorentanz einmal die Woche oder den Modenschauen, die immer im Frühjahr und Herbst von einem Geschäft aus Leipzig in der Begegnungsstätte veranstaltet werden - inklusive anschließendem Verkauf. „Die Models kommen aus den eigenen Reihen“, sagt Annelore Worbis. Sie gehörte selbst schon dazu. Claudia Schumann, die die Einrichtung leitet, betont: „Wir häkeln hier keine Topflappen mehr.“ Zum Angebot gehören zwar Klassiker wie Skat- und Rommé-Runden, aber ebenso werden Sport und Englischkurse für Senioren angeboten, gibt es die Glaskunstgruppe und die Aquarellmaler. Zum Malen „gehen die auch raus in die Natur“, sagt Claudia Schumann.

„Mir hat das alles gefehlt“

„Mir hat das alles gefehlt“, beschreibt Annelore Worbis die vergangenen Monate und zählt sogar den täglichen Weg von der Wohnung zur Begegnungsstätte bei Wind und Wetter dazu. An manchen Tagen sei ihr zu Hause die Decke auf den Kopf gefallen. Gefehlt hat ihr auch der Kontakt zu anderen. „Man braucht jemanden, mit dem man lustig sein kann.“ Menschen, mit denen man „quatschen kann“, wie Reinhard Worbis hinzufügt. Vermisst hat der 85-Jährige insbesondere den Seniorensport. Das Ehepaar ging stattdessen spazieren. „Wir sind links durch die Heide und rechts durch die Heide“, erzählt die Seniorin. Sie sind auch mal ins Stadtzentrum gelaufen oder haben geguckt, was in Angersdorf los ist. Den Kontakt zu ihren Freunden haben sie übers Telefon gehalten. „Wir schicken Whats-App“, sagt sie.

Der erste Kaffeeklatsch ihrer Gruppe in der Begegnungsstätte ist nun für Mitte Juni geplant. Eine mehrtägige Ausfahrt soll es in diesem Jahr noch geben. Und bald auch wieder Veranstaltungen im Haus. Annelore Worbis kann es kaum erwarten. Claudia Schumann geht allerdings davon aus, dass das nicht bei allen Besuchern so ist. „Es macht schon etwas aus, wenn ein Haus anderthalb Jahre runtergefahren wird.“ Wenn sie davon spricht, dass „wir ausgedünnt zurückkommen“, meint die Einrichtungsleiterin damit nicht unbedingt die Todesfälle - die es gab. „Viele sind in dieser Corona-Zeit vereinsamt“, sagt sie. Viele Senioren hätten auch körperlich abgebaut, weil sie ihre Wohnung nicht verlassen haben. Gerade sie sind eingeladen, nun wieder raus zu gehen und vorbei zu kommen. (mz)