1. MZ.de
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Halle
  6. >
  7. Wettin: Wettin: Verfall, wo Könige einst lebten

Wettin Wettin: Verfall, wo Könige einst lebten

Von KORNELIA PRIVENAU 26.10.2011, 19:33
Lebensgefahr! Das Haus aus dem 16. Jahrhundert in der Wettiner Kirchgasse droht einzustürzen.
Lebensgefahr! Das Haus aus dem 16. Jahrhundert in der Wettiner Kirchgasse droht einzustürzen. Günter Bauer Lizenz

WETTIN/MZ. - Mit diesem Zustand will sich eine Gruppe junger Leute aus Wettin und Umgebung nicht mehr länger abfinden. Zu ihnen gehören der Historiker und Stadtführer Frank Dobberstein und der Restaurator Christof Rupf. "Ein Stück Kulturhistorie wird zerstört und Wettin verliert seine Identität", so Rupf, der für die Bündnisgrünen im Stadtrat von Wettin-Löbejün sitzt. Dobberstein sieht die Attraktivität des Ortes für den Tourismus gefährdet: "Alle reden von der Wiege des sächsischen Königshauses, die in Wettin stand. Dabei ist es nur beschämend, wie sie beschaffen ist."

Mit einer Fotoausstellung machte Dobberstein während der Feierlichkeiten "1050 Jahre Wettin" auf die Missstände aufmerksam. Aber die meisten Leute zucken nur mit den Schultern und glauben an keinen Fortschritt. Schließlich hat Wettin 20 Millionen Euro Schulden als Mitgift in die neue Stadt Wettin-Löbejün eingebracht.

Ortsbürgermeister Volker Härzer und Stadt-Oberhaupt Antje Klecar (beide parteilos) verweisen nur auf das übliche Verfahren: Die Eigentümer müssen ran, wo es keine gibt, hat die Stadt die Pflicht zur Sicherung, damit niemand zu Schaden kommt. Natürlich gebe es eine Stadtgestaltungssatzung, deren Gültigkeit sei eben erst per Stadtratsbeschluss verlängert worden - aber de facto bedeute das für die Sanierung der bedrohten Häuser nicht den großen Wurf. Rupf und Dobberstein wollen dennoch nicht aufgeben. Private Initiative muss her. Darin sind sie sich mit ihren anderen Mitstreitern einig.

Beispiele gebe es schon: Der Geschäftsmann Marco Werner hat Gebäude auf dem Markt saniert, die seiner Familie gehören. Ein Café und sein Antikengewölbe zählen dazu. Der Engländer George Rivis hat sich bei einem Besuch Wettins in eines der ältesten Fachwerkhäuser verliebt und es durch Sanierung vor dem Ende bewahrt. Rivis und seine Frau haben dort ein neues Zuhause gefunden. Die Inhaber des Gasthauses "Wettiner Hof" sanierten ebenfalls. Und laut Volker Härzer will auch die Ortschaft Wettin retten, was sie kann. Nach einem Hausabriss nahe der Burg soll die Fläche begrünt und ein Skulpturengarten mit Arbeiten der jungen Künstler des Burggymnasiums entstehen.