«Wenn alles leuchtet - wunderbar»
Halle/MZ. - Daniel Förster blättert ratlos im Programmheft. "Soll hier nicht die Gourmetmeile sein?", fragt der 36-Jährige, der mit seiner Freundin am halleschen Riveufer steht. "Das ist doch die übliche Ramschmeile", urteilt seine Begleiterin Yvonne Kunze mit Blick auf Bratwurstbude und Sockenstand.
Spiel, Sport und Musik
Tatsächlich sollte die Gourmetmeile eine der Neuerungen sein, mit denen das Laternenfest zur 1200-Jahr-Feier der Saalestadt zu einem ganz besonderen Höhepunkt werden sollte. Das wohl größte Volksfest Mitteldeutschlands lockte freilich auch ohne Feinkost-Angebote am Wochenende weit mehr als 100 000 Besucher an die Saale. Sie erlebten den bekannten Mix aus Spiel, Sport, Musik und traditionellen Programmpunkten, etwa dem Fischerstechen, bei dem sich die Halloren gegenseitig in die immerhin 18,7 Grad warme Saale zu stoßen versuchten.
Eben diese traditionellen Elemente sind es, die die Faszination ausmachen - meinen jedenfalls Inge und Walter Günther. Die beiden 58 und 62 Jahre alten Hallenser lassen sich das Fest in kaum einem Jahr entgehen - und erfreuen sich immer wieder vor allem am Bootskorso und am Feuerwerk, das dieses Jahr eine satte Viertelstunde dauerte. "Wenn hier nachts alles leuchtet - das ist doch wunderbar", sagt Inge Günther.
Das Laternenfest soll freilich alle Besuchergruppen ansprechen - und so reicht die Bandbreite alljährlich vom Klassik-Konzert bis zum Bayerischen Bierzelt. Lob gab es von den Besuchern vor allem für die Entscheidung, den Eintritt für das Mittelalterdorf wieder abzuschaffen. 34 Stände waren in diesem Jahr am Saaleufer aufgebaut, darunter auch ein Badehaus.
Das Problem für Organisatorin Mayssun Qadduri von der Agentur Zauberstern: "Eigentlich sollte das hier ein Ruhepol sein", doch leider waren das Riesenrad und die anderen Fahrgeschäfte sehr dicht neben dem Dorf aufgebaut. Dichter als vorgesehen, denn die Ziegelwiese war nach diversen Regenschauern am ursprünglich geplanten Rummel-Standort zu sehr aufgeweicht.
Die Qual der Wahl
Die Qual der Wahl hatten wieder die Musikfreunde, wobei auch hier die Stilrichtungen breit gestreut waren: Während auf der Peißnitzinsel Tausende der Ostrock-Legende City zujubelten, wurden am Amselgrund - in Sichtweite zur Burgruine Giebichenstein - leisere Töne angeschlagen: auf der Bühne von Stadt und Mitteldeutscher Zeitung spielten das Jugendsinfonieorchester und anschließend die australische Folkpop-Formation "Naked Raven".
Und manchmal kam der Spaß auch aus ganz ungeahnter Richtung: Die beiden Brüder Maik und Robin Schätzke etwa hatten ganz besondere Freude an den Toilettenhäuschen. An denen klebten Schilder mit dem Werbeaufdruck "Eventcontainer". Kommentar der Brüder: "Klos als Eventcontainer - das ist wirklich groß."