Weihnachten in Halle: Weihnachten in Halle: 15-jähriger Tim verwandelt Häuser in ein Lichtermeer

Halle (Saale) - Thomas Gericke zählt herunter: „Drei, zwei, eins, oooh!“. Ein Raunen geht durch die kleine Anwohnerstraße in Blumenau, als sich das Haus Nummer 10 mit einem Knopfdruck in ein Lichtermeer verwandelt. Unterhalb der Regenrinne funkeln Tausende Birnchen, die wie Eisregen herunterhängen. Fast jeder Busch und jeder Baum ist geschmückt und ein stilisierter Weihnachtsbaum in der Mitte des Vorgartens taucht das Grundstück in weihnachtliches goldgelbes Licht.

Zu verdanken haben die versammelten Nachbarn den Zauber einem erst 15-Jährigen: Tim Gericke. Er hatte schon im vorigen Jahr die Häuser seiner Eltern und seines Großvaters, der daneben wohnt, geschmückt. Doch in diesem Jahr hat er noch einen draufgesetzt: „Ich habe 1,3 Kilometer Lichterkette verbaut. Letztes Jahr hatte ich 15.000 Lichter, in diesem Jahr sind es 20.000“, sagt der Schüler, der die IGS am Steintor besucht. Alle Kabel laufen in der Garage zusammen. Einen Monat Vorbereitung hat er gebraucht. „Außerdem habe ich alle Lampen durch LED ersetzt.“ Die seien stromsparender.

Apropos sparen: Ganz billig ist das ungewöhnliche Hobby von Tim, den alle Timmi nennen, nicht. Die Lichterketten besorgt er sich statt im Baumarkt im Internet. Dort kosten sie im Schnitt zehn statt 35 Euro. Zwar kann Tim auf die im vergangenen Jahr verbauten Ketten zurückgreifen, doch er baut zu jedem Advent ein neues Element ein. Zusammen mit Ersatz für kaputte Birnchen kommt er auf eine dreistellige Summe, die er jedes Jahr investiert.

Es könnte eine Investition in die Zukunft sein, denn Elektrotechnik interessiert den Schüler auch außerhalb von Weihnachten. So absolvierte er vor einigen Monaten ein Praktikum bei der Energieversorgung Halle - natürlich - im Bereich Straßenbeleuchtung. Löten und Verkabeln kann er schon länger. Sein Onkel Achim Baatzsch, der eigens zur Lichtershow nach Blumenau kam, profitierte schon das ein oder andere Mal von Tims Fachwissen.

„Er schaut sich an, ob kaputte Elektrogeräte repariert werden können. Ein paar Mal konnte er mir schon helfen“, sagt er. Begeistert ist auch die 88-jährige Nachbarin der Gerickes, Ilse Wegener. Auch ihr hat der Schüler das Haus zu Weihnachten verkabelt, es leuchtet fast so hell wie sein eigenes.

„Timmi gießt die Blumen und hilft mir bei schwerer Arbeit. Ich bin glücklich über solch einen Nachbarn“, sagt die Seniorin, die sich selbst nicht mehr zutraut, von der Leiter aus Lichterketten aufzuhängen. Der Zauber, der stets nach Totensonntag beginnt, bist noch bis Mitte Januar zu bewundern. (mz)