Weihnachten im Knast Weihnachten im Knast: Wie die Gefangenen der JVA-Frohe Zukunft die Feiertage verbringen

Halle (Saale) - „Türchen“ trifft es nicht ganz, das der Justizbeamte Christian Baumann mit seinem großen, langen Schlüssel da aufschließt: Eine massive Stahltür in beiger Farbe, kaltes Metall, eine Klappe mit einem Griff in der Mitte, durch die dem Gefangenen Essen oder Medikamente gereicht werden können. „Normalerweise müssen zwei Beamte dabei sein, wenn eine Tür geöffnet wird. Durch diese sogenannte Kostklappe kann auch ein Beamter alleine etwas in die Zelle reichen, ohne die Tür zu öffnen“, erklärt der Justizbeamte.
Justizbeamte der JVA in der Frohen Zukunft kennt Gefangenen mit Namen
Neben der Tür ist ein Schild mit der Zellennummer 22 angebracht. Dort, wo normalerweise der Name des Gefangenen steht, ist derzeit ein leerer Platz. Der „Haftraum“, wie er offiziell heißt, ist im Moment nicht besetzt. Baumann hat den Überblick, welche Gefangenen in welchen Zellen untergebracht sind. Er ist „Hausleiter“ für Haus Nummer 5 in der Justizvollzugsanstalt Halle, kurz der JVA in der Frohen Zukunft.
Als Hausleiter ist Baumann für die Dienst- und Urlaubspläne seiner Kollegen zuständig, er kümmert sich um Verlegungen von Gefangenen und hat auch bei Themen des Vollzugs, etwa bei Lockerungsmaßnahmen ein Wörtchen mitzureden. Alle Gefangenen kennt er mit Namen und auch was sie verbrochen haben, merkt er sich.
Im Gefängnissupermarkt einkaufen ist einer der wichtigsten Termine für die Gefangenen
In der Frohen Zukunft sind nur selten Schwerverbrecher eingesperrt. „Bei uns sitzen in der Regel männliche Gefangene Strafen bis zu zweieinhalb Jahren ab“, sagt Baumann. Doch ab und zu sei trotzdem ein Mörder oder Totschläger hier inhaftiert. Etwa, wenn er in einem anderen Gefängnis mit Häftlingen aneinandergeraten sei. Außenstehende behaupten oft, Gefangene in Deutschland lebten in Luxuszellen und die Haft sei keine echte Strafe. Doch ein Blick in Haftraum Nummer 22 - es ist einer der moderneren - verrät: das Leben hier ist karg und endlos langweilig.
In der Zelle sieht es genauso steril aus, wie auf dem Gefängnisflur. Ein Bett mit Metallrahmen steht vor dem vergitterten Fenster, daneben ein einfacher Tisch und ein Stuhl. Die Toilette ist immerhin mit einer Wand abgetrennt. An der Wand hängt ein sehr kleiner Kühlschrank, in den gerade einmal drei Coladosen und eine Tüte Milch passen würden. Ab und zu können Gefangene von dem Geld, was sie hinter Gittern in den Werkstätten erarbeiten, im Gefängnissupermarkt einkaufen. Das sei einer der wichtigsten Termine für die Gefangenen, sagt Baumann. „Das bedeutet für sie: Abwechslung.“
Weihnachten in der JVA: Keine Geschenke, aber Skat- oder Dartswettkämpfe
Ansonsten besteht das Leben in der JVA viel aus Warten. Die Weihnachtszeit unterscheide sich da nicht so sehr vom restlichen Jahr. „Im Gefängnis ist jeder Tag gleich, die Seelsorge organisiert an Weihnachten aber für alle, die wollen, einen Gottesdienst“, sagt Baumann. Besondere Geschenke im größeren Umfang dürfen sich die Gefangenen genauso wenig zuschicken lassen, wie sie mehr Freigang an den Festtagen haben. Einzige Ablenkung sind Sportturniere, die jedes Haus für sich organisiert. So gibt es zu Weihnachten Skat- oder Dartswettkämpfe.
„Für viele Gefangenen ist es schwer, dass sie Weihnachten nicht bei ihrer Familie sein können. Manche zeigen das, manche machen das mit sich aus. In jedem Fall sind wir Justizbeamten in diesen Tagen besonders sensibel“, sagt der 41-Jährige. Er selbst hat über die Festtage frei und für die Zukunft nur einen Wunsch: dass der seit mehreren Jahren geplante Neubau der JVA Halle nicht mehr allzu lange auf sich warten lässt. (mz)
