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DRK-Wasserwacht Halle Wasserwacht Halle: U-Boot wird in Zukunft Taucher bei der Suche nach Verunglückten unterstützen

Von Silvia Zöller 29.04.2016, 14:00
Klein, aber ganz fein: Das ferngesteuerte Unterwasserfahrzeug wurde für die Wasserwacht Halle weiterentwickelt.
Klein, aber ganz fein: Das ferngesteuerte Unterwasserfahrzeug wurde für die Wasserwacht Halle weiterentwickelt. Fraunhofer

Halle (Saale) - Immer, wenn ein Mensch oder ein Gegenstand aus einem See oder Fluss gerettet werden muss, kommt eine große Maschinerie in Gang: „Bis zu 30 Personen sind dann zum Einsatz, manchmal über mehrere Tage“, sagt Sven Thomas, Vorsitzender der DRK-Wasserwacht Halle.

Das soll sich bald ändern: Ein ferngesteuertes U-Boot wird dann in kürzester Zeit mit Kamera und Echolot eine 3-D-Karte des Bodens des Gewässers produzieren, nach der dann DRK-Taucher punktgenau gezielt eingesetzt werden . „Das ist ein Quantensprung“, freut sich Thomas. Denn so ein Gerät gab es bisher nicht.

Vielmehr ist der rund 1,50 Meter lange „Seebär“, der am 1. Mai bei der Eröffnung des Saalestrandes erstmals öffentlich gezeigt wird, eine Weiterentwicklung eines U-Bootes, das bisher beim Militär und in der Industrie zum Einsatz kam. „Die Wasserwacht Halle und das Fraunhofer Institut Ilmenau haben eine Kooperation zur Entwicklung solcher Unterwasserfahrzeuge neu begründet“, erklärt Thomas.

Schulungen zur Bedienung

Erstmals sei ein solches U-Boot für eine Wasserwacht im Einsatz: „Jedoch erst in einem bis eineinhalb Jahren, da wir erst Schulungen zur Bedienung des Geräts durchführen müssen.“ Der „Seebär“ selbst sei bereits einsatzfähig, nachdem er am Ilmenauer Fraunhofer-Institut für Optronik, Systemtechnik und Bildauswertung mit speziellen Sensoren für den neuen Zweck ausgerüstet worden ist - auf Anregung der DRK Wasserwacht Halle.

Vieles wird mit diesem Fahrzeug, das noch eine Einzelanfertigung ist, wird für die Wasserrettung einfacher werden: Bislang haben beispielsweise Spürhunde auf Booten der Wasserwacht an Punkten angeschlagen, an denen sie Leichengeruch wahrgenommen haben. „Das ist sehr ungenau“, erklärt Thomas.

Rettungstaucher können nicht unbegrenzt oft und lange unter Wasser gehen. „Bei großen Gewässern ist es so fast unmöglich, etwas zu finden“, sagt Thomas. Und genau da setzt das neu entwickelte U-Boot an, das auf einer bestimmten Wellenlänge nach Personen unter Wasser sucht, den Grund scannt und anschließend die Daten in Form einer Karte ausspuckt.

1.000-stündiges Testprogramm

Für die Bedienung sind nur zwei Personen nötig. Und zur Bergung können dann Taucher ganz gezielt an der Fundstelle unter Wasser gehen. Oder aber Roboter mit Greifarmen werden eingesetzt. Sven Thomas geht davon aus, dass es ein mindestens 1.000-stündiges Testprogramm gibt, bevor das U-Boot zum ersten echten Einsatz kommt.

Und schließlich muss auch noch die Finanzierung des Projekts gesichert werden. Dafür sollen Fördermittel beantragt werden. Doch schon jetzt denkt der Wasserwacht-Chef daran, dass der „Seebär“ und seine baugleichen Brüder in einigen Jahren möglicherweise in ganz Deutschland zum Einsatz kommen können.

Wie genau das Gerät funktioniert, das wird Torsten Pfützenreuther vom Ilmenauer Fraunhofer-Institut am 1. Mai Interessierten erklären - ins Wasser gelassen wird das U-Boot jedoch nicht. Vielmehr nimmt die DRK an diesem Tag ein Boot mit neuer Sonartechnik in Betrieb, das schon ein Vorbote der neuen Zeit bei der Wasserwacht ist. Mit der neuen Technik können bis zu 100 Meter tiefe Gewässer erkundet werden. Allerdings nur in jeweils einem schmalen Korridor. Und nicht wie der „Seebär“ auf der vollen Größe des Sees. Aber immerhin: Ein großer Entwicklungssprung in der Wasserrettung ist dieses Boot ebenfalls. (mz)