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"Was Halle baut ist einzigartig" "Was Halle baut ist einzigartig": So wird das "Kolosseum" zum Raumflugplanetarium

Von Dirk Skrzypczak 27.06.2019, 04:00
Noch geht es durch diesen Eingang in den Gasometer. Die Pforte wird verschlossen. Das Planetarium erhält einen neuen Zugang.
Noch geht es durch diesen Eingang in den Gasometer. Die Pforte wird verschlossen. Das Planetarium erhält einen neuen Zugang. Silvio Kison

Halle (Saale) - Das Gerüst weckt Vertrauen. Und doch ist der Aufstieg außen entlang der Backsteinfassade nichts für Leute mit Höhenangst. Es sind nur 16 Meter hinauf bis zum oberen Rand des fast 130 Jahre alten Gasometers. Von oben hat man eine grandiose Aussicht über die Stadt und auch direkt hinüber zur neuen Schule, die im Sommer in Betrieb gehen soll.

Seit der Stilllegung der Gasanstalt auf dem Holzplatz 1972 ist der Gasometer ohne Funktion gewesen. Er diente hin und wieder als Veranstaltungsort oder Filmkulisse und war dennoch nicht mehr als ein stummer (und imposanter) Zeuge der halleschen Industriegeschichte.

„Kolosseum“ wird 2021 zum Raumflugplanetarium 

Seit Monaten wird nach dem Spatenstich am 21. Januar nun schon im Gasometer gebaut, flirrt der Staub in der Luft. 2021 soll in Halles „Kolosseum“, wie die Ruine auch oft genannt wird, Halles neues Raumflugplanetarium eröffnen. Und die Arbeiten gehen voran. Die erste Bodenplatte ist bereits fertig. Aktuell werden im Gasometer die Stützelemente für die zweite Bodenplatte installiert. Noch liegt der Gasometer etwa drei Meter unterhalb des Geländeniveaus.

2013 beim Hochwasser der Saale war die Flut nicht das Problem, dafür liegt der Holzplatz hoch genug. Allerdings drückte von unten das Grundwasser nach oben. Um das neue Planetarium zu schützen, wird deshalb das Erdgeschoss im Gasometer um rund drei Meter angehoben - es ist dann auf einer Ebene mit dem Umfeld. Mit Schotter soll der Hohlraum darunter verfüllt werden. Der jetzige Zugang an der Westseite wird verschlossen.

Planetarium: 14,4 Millionen Euro über die Fluthilfe finanziert

Zwei Etagen geht es später nach oben. Parterre wird das Planetarium mit seiner zwölf Meter hohen Kuppel und 110 Sitzplätzen einziehen. Im ersten Obergeschoss sind eine Bibliothek und Seminarräume vorgesehen, ganz nach oben kommen eine Aussichtsplattform und eine Sternenwarte für Himmelbeobachtungen. Die Aufnahmen des Teleskops können in das Planetarium übertragen werden. Die Kosten von 14,4 Millionen Euro werden über die Fluthilfe finanziert.

„Wir wollen ein Schnittpunkt zwischen Kultur, Bildung und Wissenschaft sein“, sagt Planetariums-Chef Dirk Schlesier. Mit bis zu 60.000 Besuchern kalkuliert die Stadt pro Jahr. Schlesiers Bruder René, Vorsitzender der Gesellschaft für astronomische Bildung, ist vom Erfolg überzeugt: „Was Halle baut, ist einzigartig und wird viele Touristen anziehen.“ Halle hofft auch auf Neugierige aus Leipzig, denn die Sachsen haben kein Planetarium.

Fassade des Gasometers, dem neuen Raumflugplanetarium, bleibt erhalten

Unterdessen verändert der Holzplatz, lange als kontaminiertes Areal ohne Zukunft angesehen, sein Gesicht. Über 50 Millionen Euro werden in den nächsten Jahren auf rund 45.000 Quadratmetern investiert - in die neue Schule mit Turnhalle und Außenanlagen, das Planetarium, einen neuen Stützpunkt der DLRG, in das Erlebnis- und Gesundheitszentrum im ehemaligen Technik-Karstadt und einen Grünzug von der Saale bis zum Park des Erinnerns.

Die Industriegeschichte soll übrigens nicht verschwinden. So bleibt die Fassade des Gasometers mit den roten Ziegeln erhalten. Auch im Rondell mit seinem Durchmesser von 34 Metern wird das Mauerwerk sichtbar sein. (mz)

Die markante Fassade des Gasometers mit ihren roten Backsteinen bleibt innen wie außen sichtbar erhalten. Das ist eine Auflage des Denkmalschutzes.
Die markante Fassade des Gasometers mit ihren roten Backsteinen bleibt innen wie außen sichtbar erhalten. Das ist eine Auflage des Denkmalschutzes.
Silvio Kison
Vom Baugerüst hat man einen grandiosen Ausblick auf den Holzplatz. Die neue Schule nebenan soll im August fertig sein.
Vom Baugerüst hat man einen grandiosen Ausblick auf den Holzplatz. Die neue Schule nebenan soll im August fertig sein.
Silvio Kison