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Negative Folgen des Lockdowns Warum sich Pädagogen in Halle um die Psyche der Kleinen sorgen

Die halleschen Kitas arbeiten wieder im eingeschränkten Normalbetrieb. Pädagogen der Kinderland gGmbH fürchten große Auswirkungen durch die Pandemie.

Von Dirk Skrzypczak 11.05.2021, 12:15
Im Außenbereich der Kita ?Am Moritzburgring? dürfen zwei Kohorten gleichzeitig - aber getrennt voneinander - spielen.
Im Außenbereich der Kita ?Am Moritzburgring? dürfen zwei Kohorten gleichzeitig - aber getrennt voneinander - spielen. Foto: Silvio Kison

Halle (Saale) - Am Eingang zum Gelände der Kita „Am Moritzburgring“ hängt ein Schild: „Willkommen zurück“ steht darauf und ist an jene Kinder gerichtet, die nach zwei Wochen Zwangspause jetzt die Einrichtung wieder besuchen können. Doch der Ansturm bleibt aus. „Es sind Ferien, das merkt man“, sagt Leiterin Katharina Schröder. 160 Mädchen und Jungen besuchen die Kita in Nachbarschaft der Leopoldina regulär. Zuletzt, in der Notbetreuung, waren es 75 Knirpse. Am Montag sind es 20 Steppkes mehr.

Eingeschränkten Normalbetrieb: Personal bereits geimpft

Schröder verhehlt nicht, dass die Pandemie mit Lockdown und der mittlerweile vierten Notbetreuung an den Nerven von Eltern und Erzieherinnen genagt hat. „Die Luft ist bei allen raus. Und natürlich sind viele Eltern frustriert, wenn Kitas oder Schulen für die meisten Kinder geschlossen bleiben müssen“, sagt die Kita-Chefin. Allerdings tue man als Einrichtung auch viel, um die Gesundheit der Kinder wie auch der 23 Mitarbeiter zu schützen.

Das Personal habe sich gegen das Coronavirus impfen lassen – am Wochenende hatten einige Erzieherinnen ihre zweite Impfung erhalten. In zwei Wochen, wenn der volle Immunschutz besteht, müssen sich die Angestellten nicht mehr testen. Die Eltern werden weiter gebeten, ihre Kinder zu Hause zu testen. „Die meisten machen es aber, weil viele Kinder Geschwister haben, die in die Schule gehen“, sagt Schröder.

Psychische Auswirkungen der Pandemie: „Die Kinder sind aggressiver geworden“

Die Kita „Am Moritzburgring“ gehört zur Kinderland gGmbH, einer Tochtergesellschaft der Volkssolidarität Saale-Kyffhäuser. Das Kinderland ist der größte freie Kita-Betreiber in Halle. In 15 Einrichtungen werden über 2.000 Kinder betreut. Kerstin Kreße ist die pädagogische Leiterin im Unternehmen und heilfroh, dass die Notbetreuung (vorerst) wieder Geschichte ist. „Für unsere Mitarbeiter ist es nicht einfach, Kinder wegschicken zu müssen, weil Eltern nicht in systemrelevanten Berufen arbeiten. Der psychische Schaden für die Kleinen ist zudem groß“, sagt Kreße.

Sie habe vor allem bei den Hortkindern eine Wesensveränderung im Vergleich zu Vor-Corona-Zeiten festgestellt. „Die Kinder sind aggressiver geworden. Und man merkt, dass viele von ihnen zu Hause nur vor dem Fernseher oder der Playstation sitzen“, sagt Kreße. Aber auch die Vorschulkinder seien belastet. „Es gibt Mädchen und Jungen, die sogar Angst haben, wieder in die Kita zu gehen, weil sie fürchten, dass sie in der Clique der Freunde nicht mehr dazugehören könnten.“ Rein. Raus. Dieses Wechselspiel mit den Öffnungen sei Gift auch für die Kleinen.

Kita gelten weiter strenge Kohortenregelung

Nicht nur Kerstin Kreße und Katharina Schröder hoffen, dass der Lockdown-Spuk bald ein Ende hat. So musste die Abschlussfahrt der künftigen Erstklässler bereits das zweite Jahr in Folge abgesagt werden – traditionell touren pro Jahr etwa 250 Kinder für eine Woche nach Prebelow in Brandenburg.

„Wenn wir Glück haben, können wir uns vom Abschlussjahrgang eventuell mit einer Aktionswoche verabschieden. Dann sollen die Kinder hier in der Kita schlafen“, sagt die Leiterin. Allerdings ist die Entscheidung darüber noch nicht gefallen. Ohnehin gelten in der Kita weiter die strenge Kohortenregelung und verkürzte Öffnungszeiten zwischen 6.30 und 16.30 Uhr. (mz)