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Warteliste und wenig Freiwillige Warteliste und wenig Freiwillige: Paten für Kinder psychisch erkrankter Eltern gesucht

Von Silvia Zöller 10.11.2020, 06:30
Einfach mal raus und was gemeinsam machen: Lena Kramer (Mitte) mit ihren „Patenkindern“ Laila (links) und Virginie (rechts).
Einfach mal raus und was gemeinsam machen: Lena Kramer (Mitte) mit ihren „Patenkindern“ Laila (links) und Virginie (rechts). Silvio Kison

Halle (Saale) - Auf dem Spielplatz gemeinsam schaukeln, mal ins Kino gehen oder einfach eine Runde Fahrradfahren mit den Kindern - das schaffen Eltern oft nicht, die schwerwiegende psychische Probleme haben. Doch dafür gibt es in Halle die „Seelenpaten“, die sich als Ehrenamtliche einfach Zeit für diese Kinder nehmen.

So wie Lena Kramer, die seit drei Monaten die Geschwister Laila und Virginie einmal die Woche trifft und mit ihnen etwas unternimmt. „Mit unserer Patin Spaß zu haben, das gefällt mir“, sagt die elfjährige Virginie und findet es toll, dass ihre zwölfjährige Schwester auch mit darf: „Dann kann sie auch Spaß haben.“

„Unsere Dozentin hat uns das Projekt Seelensteine vorgestellt"

Bei dem jüngsten Treffen stand einfach ein Ausflug auf den Wasserspielplatz in Heide-Süd auf dem Programm - coronabedingt ein Freiluftprogramm. Doch Lena Kramer freut sich schon jetzt darauf, wenn wieder „coole Aktionen“, wie sie sagt möglich sind: ein Besuch im Maya Mare oder im Jumphouse.

Doch bei den Begegnungen geht es nicht einfach nur um den Spaß. „Die beiden reden auch über ihre Probleme und haben sich mir geöffnet, das Vertrauen ist da“, freut sich die Patin. Über ihr Studium ist die angehende Förderschullehrerin an das Ehrenamt gekommen. Und das gleich zweifach: „Unsere Dozentin hat uns das Projekt Seelensteine vorgestellt, in dem die Seelenpaten aktiv sind“, berichtet sie.

„Ich lasse mich auf Virginie und Laila ein"

Als dann noch eine Kommilitonin eine Patenschaft übernommen hat und ihr berichtet hat, dass dringend weitere Paten gesucht werden, hat sich die Studentin dafür entschieden. Mit positivem Feedback: „Ich lasse mich auf Virginie und Laila ein und beide freuen sich, dass sie jemanden für sich haben.“

Doch nach wie vor sei der Bedarf an Paten groß, sagt Annika Menzel, die das Projekt „Seelensteine“ des Trägerwerks Soziale Dienste in Sachsen Anhalt koordiniert. „Wir sind fortlaufend auf der Suche, da immer wieder Familien nachrücken“, sagt sie. Derzeit stehen sieben Kinder auf der Warteliste. Gerade jetzt, durch die Corona-Beschränkungen sei es für diese Familien „Gold wert, wenn Paten da sind, um mit den Kindern raus zu gehen.“

„Sie sind der Fels in der Brandung für die Kinder“

Ausgelegt seien die Patenschaften auf mindestens ein Jahr, damit die Kinder eine stabile Bezugsperson an ihrer Seite sehen können. „Sie sind der Fels in der Brandung für die Kinder“, so Annika Menzel.

Voraussetzungen für das Ehrenamt sind, dass der oder die Freiwillige mindestens 18 Jahre alt ist und etwa zwei bis vier Stunden pro Woche Zeit hat. Unter den aktuell 31 Paten seien viele Studenten, aber auch Berufstätige und ältere Paten. Jeder Pate erhält einen Betrag, mit dem er Unternehmungen mit den Kindern finanzieren kann. Das ist durch Sponsoren möglich - der MZ-Verein „Wir helfen“ unterstützt dieses Projekt seit diesem Jahr.

Patenschaft auch länger

Für Lena Kramer steht fest, dass sie ihre Patenschaft auch länger aufrecht erhalten will. „Mindestens bis zum 1. Staatsexamen“, sagt sie, vielleicht auch noch im Referendariat, falls das zeitlich passt. Damit haben Laila und Virginie mindestens noch zwei Jahre einen „Fels in der Brandung“, der immer ein offenes Ohr für die Kinder aus einer vielköpfigen Familie hat.

››Alle Infos zu den Patenschaften unter: [email protected](mz)