Wanderkino aus Wallwitz Wanderkino aus Wallwitz: Filmvorführer Steinkopf bringt das Kino in die Kitas im Saalekreis

Wallwitz/MZ - Wenn der Kinomann kommt, dann sind alle Kindergartenkinder ganz aufgeregt. Welche Filme wird er diesmal zeigen? Ob das lustige Geschichten sind? Der Kinomann - das ist Bernd Steinkopf. Der 70-Jährige aus Wallwitz ist bereits seit 52 Jahren Filmvorführer. Angefangen hat seine Leidenschaft zu Kinofilmen schon im Kindesalter. „Damals kam regelmäßig einmal die Woche ein Filmvorführer ins Dorf. Ich wollte aber nicht nur die Filme sehen, sondern habe mich auch für die Technik interessiert und genau zugesehen, was der Vorführer alles zu tun hat“, erinnert sich Steinkopf. Schnell habe er bei allen Arbeiten, mitgeholfen. Nach dem Schulabschluss hat er jedoch zunächst Betonfacharbeiter erlernt. In diesen Beruf hat es ihn aber nie wirklich gezogen, galt doch seine Liebe den Kinomaschinen und den Filmen. Also machte er aus seinem Hobby seinen Beruf, den er heute, wo er doch schon längst im Ruhestand sein könnte, noch immer gern ausübt.
Mit Bahn, Fahrrad oder Moped zum Vorführungsort
1961 bekam er seinen „Schein“ als Kinovorführer. Er erinnert sich noch sehr genau daran. Anfangs wurden die Gerätschaften und die Filme von einer zentralen Stelle mit dem Auto zum Aufführungsort gefahren. Der Filmvorführer selbst musste mit öffentlichen Verkehrsmitteln, mit dem Fahrrad oder Moped bei Wind und Wetter irgendwie selbst zum Aufführungsort kommen. „Jeden Tag ging es an einen anderen Ort, manchmal auch an zwei. Vormittags gab es Vorführungen für Kindergartenkinder, am frühen Nachmittag für Hortkinder, um 17 Uhr für die Jugendlichen und abends waren dann für die Erwachsenen dran“, blickt Steinkopf zurück. Er war nicht nur Vorführer, sondern auch Kassierer und musste für Ruhe während der Vorführung sorgen. Manchmal habe er 14 Stunden am Tag gearbeitet. Außerdem musste er auch die vier stationären Kinos des einstigen Saalkreises in Löbejün, Wettin, Landsberg und Teutschenthal mit Filmen beliefern, die er zuvor beim Progress-Filmverleih aus Berlin-Adlershof geholt hatte. Lange Zeit sei er jede Woche nach Berlin gefahren, um die neuesten Streifen abzuholen und die bereits gezeigten wieder abzugeben. Da hatte er schon einen Dienst-Pkw. Er selbst schaute übrigens schon immer am liebsten Abenteuerfilme.
Kinder schauen keine Märchen mehr
Bis nach der Wende war Steinkopf auch in 24 Kindergärten unterwegs. Heute fährt er noch sechs Kindertagesstätten an. „Die Kinder kennen kaum noch Märchen, auch keine Märchenfilme mehr“, bedauert Steinkopf. Auch hätten sie heute längst nicht mehr die Konzentrationsfähigkeit, um einen ganzen Spielfilm anzusehen. „Ich zeige dort meist kurze Trickfilme“, meint Steinkopf. Diese holt er noch immer regelmäßig aus Berlin.
Bevor Steinkopf einen Film zeigen kann, ist knochenharte Arbeit gefragt. Mehrere Koffer, die mehr als 30 Kilogramm wiegen, muss er in den Vorführraum tragen und auspacken. Das Vorführgerät, ein Schaltgerät, einen Werkzeugkoffer mit allerlei Zubehör und ein großes Stativ. „Früher habe ich eine Viertelstunde bis zwanzig Minuten gebraucht, um alles aufzubauen. In meinem Alter geht das jetzt nicht mehr ganz so schnell“, sagt Steinkopf. Stolz ist er allerdings auf seine Technik: „Die Geräte sind alle Baujahr 1956“, erzählt er. Noch immer seien sie, dank seiner guten Pflege, in bester Ordnung.
Bernd Steinkopf, der im Herbst des vergangenen Jahres übrigens mit einem Preis der DEFA-Stiftung ausgezeichnet wurde, hofft noch lange über Land fahren zu können, damit Kinder sein Kino hautnah erleben können.