Währungs-Umstellung Währungs-Umstellung: Immer mehr Schlafmünzen geweckt
Halle/MZ. - Seit Mai dieses Jahres werben Bundesbank und Kreditwirtschaft in ganz Deutschland darum, Schlafmünzen vor der großen Umstellung auf den Euro abzugeben. Prominentester Werber ist dabei Fernsehmoderator Günter Jauch. Nun scheint es, als ob er auch die Hallenser dazu gebracht hat, intensiver als bisher nachzuschauen, ob sie nicht ebenfalls "schlafende" Pfennige, Fünfer, Groschen oder Markstücke zu Hause haben - in Sparschweinen, Dosen, Gläsern und Flaschen, im Sparstrumpf unter dem Bett oder auf dem Boden.
In der Deutschen Bank 24 auf dem Boulevard geben derzeit zehn bis zwölf Kunden täglich ihr angesammeltes Kleingeld ab. Und das in zum Teil beachtlichen Mengen, wie Direktorin Kerstin Steffens erzählt. So sei ein Hallenser, der einen Haushalt aufgelöst hatte, mit rund zwölf Kilo Münzen gekommen, die auf dem Dachboden offenbar seit Jahren lagerten. Und zwei Männer, Geschäftsleute aus Halle, schleppten ihre "Schätze" tatsächlich in zwei Wassereimern an - da staunten sogar die Bankangestellten. "Da die beiden nicht unsere Kunden waren, haben wir sie an ihre Hausbank verwiesen."
Ansonsten wandern bei der Deutschen Bank alle Schlafmünzen in Safe-Bags. Diese Plastik-Tüten, die bis zu sechs Kilo fassen, werden versiegelt, mit der Kunden-Kontonummer versehen und zu einer Geld- und Werttransportfirma gegeben. "Dort übernimmt eine Zählmaschine alles weitere", so Kerstin Steffens. Der Betrag werde dem Sammler gutgeschrieben. Bislang habe dieses auf Vertrauen basierende Verfahren funktioniert. Und so mancher Einzahler sei am Ende erstaunt gewesen, wie viel Geld sich mit der Zeit angehäuft habe.
Die Stadt- und Saalkreissparkasse hat solche Zähl-Automaten in vier ihrer 39 Filialen aufgestellt, darunter in der Rathausstraße. Nach den Worten von Marktbereichsleiter Dieter Voss machten die Hallenser regen Gebrauch davon. "Geldkarte oder Konto-Nummer eingeben, Münzen ausschütten und einen Moment warten", beschreibt er den Vorgang, der mit der Quittungsausgabe über die Gutschrift ende.
Er schätzt, dass zehn bis 15 Prozent aller Kunden, die Geld einzahlen, diesen Automaten nutzen. Darunter seien Kinder, die ihre Sparschweine geschlachtet haben ebenso wie Vereins-Mitglieder, die ihre Kassen leeren oder Sammler von Fünf-Mark-Stücken.
Wird bei so viel Rücklauf nicht langsam das Münzgeld knapp? Keinesfalls, sagt der Erste Direktor der Landeszentralbank (LZB), Manfred Schlupp, obwohl bundesweit Ende Oktober bereits rund 6,6 Milliarden Stück Münzen, meist Pfennigstücke, eingezogen wurden. Die Kreditinstitute der Region und auch Händler liefern bei der LZB jeden Tag etwa 300 bis 350 Münzpackungen ab, mehr will Schlupp aus Gründen der Sicherheit nicht sagen. Von dort aus treten die ausgesonderten Münzen dann ihre letzte Reise an. Die endet für die kupfernen ein- und zwei Pfennigstücke sowie für die Fünfer und Groschen aus Messing bei einer Dortmunder Firma, die den Münzschrott an Kupferhütten im In- und Ausland verkauft. Die größeren Münzen würden vorerst noch eingelagert, weil niemand wisse, ob sie noch gebraucht werden. Schlupp: "Erst 2002 werden sie durch Überwalzen unbrauchbar gemacht und ebenfalls eingeschmolzen."
Panik, die Schlafmünzen nicht loszuwerden, müsse niemand zu haben. Bis 28. Februar 2002 kümmern sich die Banken darum, danach zeitlich unbegrenzt und kostenlos nur noch die LZB, so Schlupp.
Nächste Folge: Wie bereiten kleine Händler die Euro-Umstellung vor?