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Von Arnstedt zum Kahibah FC Von Arnstedt zum Kahibah FC: Tom Butzmanns Fußball-Abenteuer in Australien

Von Tobias Schlegel 23.03.2018, 08:00
Tom Butzmann im Trikot seines neuen Vereins Kahibah FC
Tom Butzmann im Trikot seines neuen Vereins Kahibah FC Privat

Halle (Saale) - Mit ein wenig Schadenfreude blickt Tom Butzmann zurzeit in Richtung Heimat: „Ich glaube, ich bin zum richtigen Zeitpunkt vor dem Wetter aus Deutschland geflohen. Hier in Australien sind 35 Grad und Sonnenschein“, sagt der Fußballer lachend.

Die MZ erreicht ihn am Telefon - am anderen Ende der Welt. Es ist 20.30 Uhr im australischen Newcastle. Während sich der Tag in Down Under dem Ende neigt, hat er in Deutschland gerade erst so richtig begonnen. „Das ist schon verrückt alles“, meint Butzmann.

Tom Butzmann ist beeindruckt von der Mentalität der Australier

Beim Kahibah FC trifft Tom Butzmann auf einen deutschen Trainer mit Vergangenheit in Halle. Seit 2015 trainiert André Gumprecht den australischen Drittligisten aus New South Wales. Der 43-Jährige, geboren in Jena, kickte von 1999 bis 2001 beim VfL 96. Nach den Stationen Dresdner SC und Zwickau wagte er ein Jahr später den Schritt nach Australien, wo er für verschiedene Vereine spielte, bis er 2010 seine Profikarriere beendete. Danach spielte Gumprecht noch auf Amateur-Basis weiter, so auch für Kahibah FC.

Bis zum Jahresende war der 27-Jährige Abwehrspieler des Verbandsligisten  Edelweiß Arnstedt. Davor kickte er unter anderem für den Halleschen FC und den VfL 96. Ende März hat Butzmann Deutschland den Rücken gekehrt - sein Ziel: Australien. Dort kickt er für eine Spielzeit beim Drittligisten Kahibah FC. An diesem Sonnabend steht das erste Saisonspiel bei West Wallsend SFC an.

„Es war schon immer ein Traum von mir, einmal im Ausland zu spielen“, erzählt er. Erfüllt hat ihm dieser Wunsch Fußball-Kollege Robert Wagner von Romonta Amsdorf, der die Spielervermittlungsfirma „Wagner&Woolf“  mit betreibt und den Kontakt nach Down Under hergestellt hat.

Dort lebt Tom Butzmann seit gut einem Monat in Newcastle, im Bundesstaat New South Wales an der Ostküste Australiens. Mit etwa 300.000 Einwohnern ist die Stadt in etwa so groß wie Halle. „Nur ist vieles sehr weit voneinander entfernt und die Infrastruktur ist nicht so gut entwickelt“, schildert Butzmann seine Eindrücke.

Butzmanns Ziele: Eigene Wohnung und ein Nebenjob

Trotzdem: Die erste Bestandsaufnahme fällt durchweg positiv aus. Alles laufe so, wie er es sich vorgestellt habe. Und auch die Mentalität der Australier habe ihn beeindruckt: „Alle sind super freundlich, hilfsbereit und sehr offen. Die Leute genießen ihr Leben und machen sich nicht so viel Druck“, erzählt Tom Butzmann.

In der neuen Heimat war er zunächst bei der Familie eines Teamkollegen untergekommen, seit Kurzem wohnt er beim Geschäftsführer seines neuen Clubs. „In den nächsten Wochen will ich mir dann eine eigene Wohnung und einen kleinen Nebenjob suchen. Das Gute ist, in Australien gibt es überall Jobs, man verdient gutes Geld. Das ist eine ganz andere Welt hier.“

Das gilt  auch für den Fußball.  Butzmanns Club Kahibah FC kickt in der dritthöchsten Liga Australiens. Diese ist eine Art Regionalliga, da nur innerhalb des Bundesstaates gespielt wird.  Das Niveau dieser Liga lässt sich  mit dem der Verbandsliga Sachsen Anhalt vergleichen. In der A-League, der höchsten Spielklasse des Landes, gebe es ein paar starke Teams, manche Spieler hätten jedoch nur deutsches Regionalliga-Niveau. „Der Fußball steckt hier noch in den Kinderschuhen und hinkt dem in Europa wohl 40 Jahre hinterher. Die dominierenden Sportarten sind Rugby und Cricket“, erklärt Tom Butzmann.

Im australischen Fußball läuft einiges anders

Ein Beispiel in Kahibah zeigt den Stellenwert des Fußballs in Australien. So muss sich der Verein ein Stadion mit einer Cricketmannschaft teilen. Kollidieren die Spielpläne, erhält meist Cricket den Vorrang. „Das führt dazu, dass wir jetzt dreimal in Folge auswärts spielen müssen“, sagt Butzmann.

Die Saison dauert bis September, danach spielen die ersten sechs Mannschaften in den Playoffs den Meister aus. Das für den europäischen Fußball-Beobachter Ungewöhnliche dabei: Es gibt keine sportlichen Auf- und Absteiger. „Man kann sich nur für einen Aufstieg bewerben, muss dafür  aber bestimmte Auflagen erfüllen.“

Dennoch ist der Fußball auf dem fünften Kontinent im Kommen, was auch an den Erfolgen der Nationalmannschaft liegt, die seit 2006 bei jeder Weltmeisterschaft dabei gewesen ist. „Es gibt immer mehr Kinder, die Fußball spielen“, meint Tom Butzmann, der auch eine  Nachwuchsmannschaft in Kahibah betreut. Er selbst will mit seinem Team um die Meisterschaft in der New FM Northern League One kämpfen. Im vergangenen Jahr schied der Club im Playoff-Halbfinale aus.

Butzmann mit neuer taktischer Rolle in Australien

Butzmanns Rolle im Team wird jedoch eine etwas andere sein als in Arnstedt. So soll der Abwehrspieler in Australien im zentralen Mittelfeld zum Einsatz kommen und das Team führen. „Ich werde versuchen, meine Erfahrung mit einzubringen“, sagt Butzmann.

In den Vorbereitungsspielen hat er sogar seine Qualitäten als Torjäger unter Beweis gestellt:  In drei Partien traf er fünfmal. „Man merkt schon, dass im australischen Fußball taktisch noch viel Luft nach oben ist und das Niveau  bei weitem nicht an das in Deutschland herankommt. Es gibt aber einige technisch gute Fußballer hier.“

Sein Plan sieht vor, nach der Saison noch etwas zu reisen - Neuseeland oder Südostasien schweben ihm dabei vor. Im November soll es dann wieder zurück nach Deutschland gehen. Gut möglich, dass Butzmann dann wieder für Arnstedt seine Fußballschuhe schnüren wird. Zunächst will er mit seinem Club aus Kahibah erfolgreich sein. „Die Meisterschaft zu holen, wäre natürlich optimal.“

(mz)