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Streit um Auftritt bei Festival in Halle (Saale) Volksbühne am Kaulenberg: Künstler aus Israel und Palästina sollen auftreten

Ein geplanter Auftritt von dem Israeli Rotem Levin und dem Palästinenser Osama Eliwat von der Gruppe „Combatants for Peace“ beim Kaulenberg-Festival sorgt für Kritik in der Stadt Halle (Saale).

Von Luisa König 09.08.2024, 19:43
Der Kaulenberg soll am Wochenende  belebt werden. Das ist das Plakat für das Festival in Halle (Saale)
Der Kaulenberg soll am Wochenende belebt werden. Das ist das Plakat für das Festival in Halle (Saale) (Grafik: Charlotte Gregor)

Halle (Saale)/MZ. - Nachdem bekannt wurde, dass zum diesjährig ersten mal stattfindenden Kaulenberg-Festival die Gruppe „Combatants for Peace“ auftreten soll, wurde die Volksbühne Kaulenberg als Veranstalter hart kritisiert. So äußerte das Bündnis für Antisemitismus Halle (BgA) an diesem Freitag in einer Mitteilung sein Unverständnis.

Bündnis für Antisemitismus Halle: Dialog sei eine Täuschung

In dem Programm der Volksbühne zum Festival kündigt die Gruppe, bestehend aus einem ehemaligen israelischen Soldaten und einem Palästinenser, an, ihre Geschichte und die Geschichte des Landes, in dem sie jeweils leben, zu erzählen. „Geleitet von der Idee des gewaltlosen Widerstands und der Solidarität, setzen sie sich für die Beendigung der Besetzung, Diskriminierung und Unterdrückung aller in Palästina-Israel lebenden Menschen ein“, heißt es im Programmplan der Volksbühne.

Das BgA behauptet jedoch, dass der Inhalt des Dialogs, der für Samstag eingeplant ist, das genaue Gegenteil darstelle. Seit geraumer Zeit touren der Israeli Rotem Levin und der Palästinenser Osama Eliwat (Anm. d. Red.: Mitglieder von „Combatants for Peace“) durch Deutschland und können dabei unwidersprochen ihre antizionistische Hetze betreiben“, schreibt das BgA. Für das Bündnis liege bei dem geplanten Auftritt bei dem Festival in Halle dadurch eine Täuschung vor. Zudem sei skandalös, dass der Gruppe „Students for Palestine“, von der die „Combatants for Peace“ ein Ableger seien, erneut eine Bühne geboten werde. Im Mai hatte die pro-palästinische Gruppierung „Students for Palestine“, unter anderem zu einer Demo auf dem Riebeckplatz aufgerufen.

Leiter für Radikalisierungsprävention Hans Goldenbaum: Vorwurf scheint dubios

Noch am Freitag reagierten die Jungen Liberalen ebenfalls auf die Mitteilung und stellten sich hinter das BgA. „Es erschüttert uns, dass eine kulturelle Institution im Herzen von Halle so unreflektiert eine Veranstaltung mit solch einer Organisation bewirbt. Wir fordern die Volksbühne Kaulenberg auf, diese Kooperation sofort zu beenden und die Veranstaltung der Students for Palestine aus ihrem Exklusivprogramm zu streichen.“ Sollte die Volksbühne sich dazu nicht bereiterklären, solle die Stadt potenzielle Förderungen beenden.

Für Jonas Schütte, Leiter der Volksbühne, kommen diese Reaktionen unerwartet. Eigentlich waren er und sein Team am Freitag mit letzten Vorbereitungen beschäftigt. Die Kritik brachte den Zeitplan jedoch durcheinander. Nach mehreren Besprechungen und Beratungen, unter anderem mit Hans Goldenbaum, Bereichsleiter Gewalt- und Radikalisierungsprävention für Sachsen-Anhalt, entschied er sich dazu, den geplanten Dialog im Programm zu lassen. „Wir wollen einen Dialog herstellen, der wichtig ist für die Demokratie. Den werden wir nicht wegen Behauptungen, die nicht haltbar sind, absagen“, sagte er Freitagabend gegenüber der MZ.

Ein ausführlicheres Statement will er zeitnah gemeinsam mit Goldenbaum verfassen. „Die Vorwürfe des BgA finde ich schwierig“, sagt Letzterer, der zudem Islam- und Nahostwissenschaftler ist. Mit Antisemitismusvorwürfen sei nicht zu spaßen. Die Erklärung des BgA sei polemisch geschrieben und habe ein niedriges Maß an Seriosität. Zudem wisse niemand, wer hinter diesem Bündnis steht. Und: Der Vorwurf, dass „Combatants for Peace“ überhaupt mit den „Students for Palestine“ in Zusammenhang stehen, sei zu hinterfragen und momentan nicht nachweisbar. Die Volksbühne sei in etwas hineingezogen worden, mit dem sie nichts zu tun habe.