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Vereinsarbeit Vereinsarbeit: Öko-Kommune der Zukunft

Von Felix Knothe 10.09.2012, 18:37

Halle (Saale)/MZ. - Es ist eines der zartesten Pflänzchen in Halles ohnehin sehr bunter alternativer Szene. Doch setzt sich die Idee durch, könnten so genannte essbare Waldgärten das Bild der Stadt verändern - Gärten, die anstelle monotoner Rasenflächen oder karger Hinterhöfe zum Verweilen einladen - und zum Genießen.

Denn die Früchte dieser Gärten wären für jedermann da, einfach so am Wegesrand. Der Verein "Essbarer Waldgarten Halle" arbeitet an der Verwirklichung dieser Vision. Doch die Öko-Kommune steckt in Halle noch in den Anfängen.

Vorbild Andernach

Andernorts ist man da schon weiter. Das rheinland-pfälzische Andernach, immerhin 30 000 Einwohner groß, nennt sich seit ein paar Jahren offiziell "essbare Stadt". Die Idee dort: Grünflächen sollen einerseits langfristig lebendig und vielgestaltig entwickelt werden, andererseits leistet die Stadt so einen Beitrag zu Nachhaltigkeit und Biodiversität. Und die Bürger haben auch etwas davon - sie können sich gärtnerisch betätigen oder einfach nur bedienen.

Auch in Halle denkt man in diese Richtung. "Waldgärten machen weniger Arbeit und sind stabile Ökosysteme. Außerdem verbessern sie das Mikroklima in der Stadt", sagt Antje Manteuffel vom halleschen Verein. "Man braucht im Hochsommer mit dem Rad nur mal durch eine Straße ohne Bäume und dann den Hafenbahn-Weg fahren, da merkt man den Unterschied."

Doch der Weg zu einer Stadt voller Öko-Oasen ist weit. Bisher hat der Verein erst eine Referenzfläche, und die sieht noch nicht sehr einladend aus. Direkt in der Innenstadt, im Karree an Brunos Warte, hinter der Goldenen Rose wachsen im Schatten vorhandener Bäume kleine Kirschbäume. Noch eine Etage tiefer, auf dem noch kargen Boden, kämpfen sich verschiedene Kohlsorten, Kräuter und Johannisbeer-Setzlinge durch.

"Das ist der kleine Nachteil. Es dauert, bis ein echter Waldgarten entsteht. Die Bäume müssen wachsen, und der Boden hier braucht auch noch viele Nährstoffe." Dass die nicht einfach mit Dünger zugeführt werden, ist Prinzip. Nährstoffanreichernde und bodendeckende Pflanzen sollen ihn auf natürliche Art verbessern.

"Wir wollen mit der Natur pflanzen. Normalerweise verhindern wir in Gärten, dass sich natürliche Ökosysteme entwickeln; im Waldgarten nicht", sagt Manteuffel. Das Prinzip Waldgarten, also das naturnahe Pflanzen in Etagen, geht auf den Engländer Robert Hart zurück, ist aber auch von australischen Ansätzen der Permakultur beeinflusst.

Gärten auf Peißnitz und Silberhöhe

Schritt für Schritt ins Paradies - so könnte man das Motto des Vereins erst einmal beschreiben, denn die Mittel sind arg begrenzt. Trotzdem steht das nächste Projekt schon in den Startlöchern. Am Peißnitzhaus soll ein weiterer Waldgarten entstehen. "Wir mussten, weil es Überschwemmungsgebiet ist, erst einmal Bodenproben nehmen - aber es sieht gut aus." Dennoch ist man auf Projektmittel angewiesen.

Weitere mögliche Orte sieht Manteuffel auf der Silberhöhe. "Statt öder Grünflächen könnte man dort auch Begegnungsräume für die Menschen schaffen, die gibt es dort nämlich kaum." Stadt, Menschen und Wohnungsunternehmen von der Idee zu begeistern, dürfte zwar noch ein weiter Weg sein. Doch ein Waldgarten im Riedweg, angelegt von der Wohnungsgenossenschaft "Freiheit", könnte für Halle ein erster Aufbruch sein auf dem Weg zur Öko-Kommune.