Veranstaltung in Halle Veranstaltung in Halle: Lindenblütenfest lockt zahlreiche Besucher an

halle/MZ - Was hält Leib und Seele zusammen? - Gutes Essen. Und was braucht man für die Seele? - Da wird es schon schwieriger. Hier gehen die Bedürfnisse doch auseinander. Das zumindest war am Wochenende in den Franckeschen Stiftungen zu erleben, wo das traditionelle Lindenblütenfest aus Anlass des 350. Geburtstags, den Francke in diesem Jahr hätte feiern können, gleich auf zwei Tage ausgedehnt wurde.
Doch was heißt „hätte“ - der Pietist und Gründer der Schulstadt hatte es sich nicht nehmen lassen, selbst zu erscheinen - wenn auch nicht in eigener, so doch aber in Gestalt des Schauspielers Birger Markuse und gemeinsam mit dem Soldatenkönig Friedrich Wilhelm I, verkörpert von dem Mimen Nils Willers. Beide konnten wie Stiftungsdirektor Thomas-Müller Bahlke und die seitens der Stiftungen geschätzten etwa 18 000 Besucher an 100 Ständen im Lindenhof wie im übrigen Gelände und im Pflanzgarten schauen, probieren und vor allem „darüber nachdenken, was Leib und Seele gut tut“, wie Müller-Bahlke sagte. Darum sei es Francke gegangen, und diese Tradition sollte auch heute weitergetragen werden, so der Stiftungsdirektor.
An Angeboten mangelte es wahrhaftig nicht. Unzählige kulinarische Spezialitäten, vornehmlich aus naturnaher Produktion und wenn möglich auch aus der Region, konnte man kosten. Und sogar der Berliner Sterne-Koch Stefan Hartmann war dabei, um zu zeigen, wie toll ein Ochsenbäckchen, ein Stück Lachs und Graupen schmecken können, wenn sie mit Liebe und mit Pfiff zubereitet werden.
In der Seelen-Ecke mit der Seelen-Balance-Murmelbahn und beim Basteln von Seelen-(Eier-)Uhren konnte nachgedacht und aufgeschrieben werden, was man in einer Aus-Zeit von drei Minuten für die Seele tun würde. Die Ergebnisse waren durchaus auch überraschend: Neben „tief durchatmen“ und „die Sonne genießen“ war zum Beispiel zu lesen: „mit der Hand Geschirr abwaschen“. Dass jemand darauf kommt ... - aber warum eigentlich nicht?
Und was macht gutes Leben noch aus? Spielen, Märchen und Musik hören, mal vom Alltag abschalten. Vor allem aber: sich Zeit für sich selbst, aber auch füreinander nehmen.
Wie gut das tut, das konnten Kinder ebenso wie Erwachsene an vielen Stellen ausprobieren und erfahren. Beim Spielen mit einem „Riesen-Kicker“, in dem die Spieler lebendig sind, auf Balance-Brettern oder irgendwo an einem Tisch oder im Gras. Und sie konnten probieren, wie einfach es eigentlich ist, auch mal selbst für etwas zu sorgen, das man sonst im Laden kauft oder im Internet bestellt. Ein Kuscheltier nähen vielleicht wie die sechsjährige Charlotte. Eine Eule hat sie gemacht an einem der Handarbeitsstände - gemeinsam mit ihrem Papa, während die Mama noch arbeiten musste. Den Stoff ausgesucht, ausgestopft, Knopfaugen angenäht und die Eule auch mit Hilfe von Nadel und Faden verschlossen. Die hat sie dann an sich gedrückt, als sie später mit beiden Eltern unter den Linden an einem der Holztische saß - bei einem Glas roter Himbeerlimonade. Die Eule hat sie mit nach hause genommen, ebenso wie das Zinnpferdchen, das sie gegossen hat. Und wie die Erinnerung an einen „echt schönen Tag“.

