Ulf Herden im Porträt Ulf Herden im Porträt : Kulturagent liebt den Jazz

Halle (Saale) - Hin und wieder gönnt sich Ulf Herden mal eine Woche Urlaub. Dann müssen er und seine engste Mitarbeiterin und Ehefrau Susan wegfahren. Beide wissen genau: Blieben sie in Halle, wüssten sie, dass sie den Weg in das von Ulf Herden 1995 gegründete Cultourbüro nicht meiden könnten. Gerade sind sie von einem Kurzurlaub zurück. Diesmal ging es nach Bayern, wo er und seine Frau ausgiebige Radtouren unternahmen. Bei langen Radtouren an freien Tagen könne er gut entspannen.
Die Kultur zu DDR-Zeiten entdeckt
Kräfte tanken für einen langen, arbeitsreichen Sommer, das war diesmal im Urlaub angesagt, denn in den nächsten Wochen und Monaten hat Herden alle Hände voll zu tun. Das Cultourbüro hat den Hallensern, die nicht wegfahren, wieder einiges an Kultur zu bieten. Da wären das von ihm organisierte Klassikpicknick mit der Staatskapelle auf der Peißnitz, das Moritzburgfestival und dann - wenn die Theater der Stadt Halle geschlossen sind - der Cultoursommer. „Den gibt es schon zum neunten Mal in der Sommerspielzeitpause. Hintergrund war und ist, den Hallensern im Sommerloch ein permanentes Angebot zu bieten“, begründet Herden.
Sein Cultourbüro, das eine eigenständige Veranstaltungsagentur ist, hat Ulf Herden vor genau 20 Jahren gegründet, „nach einigen Wendewirren“, wie er sagt. „Eigentlich bin ich Diplom-Ökonom. Aber das hat mich zu DDR-Zeiten nicht wirklich interessiert“, blickt er zurück. Da kam ein Angebot, den Studentenclub „Turm“ in der Moritzburg zu übernehmen und in die Kultur zu gehen, gerade richtig. „Die fünf Jahre dort waren eine perfekte Lehrzeit für mich“, meint Herden. Aus dieser Zeit resultiere die Orientierung, die er noch heute künstlerisch habe.
Über 1.000 Jazz-Platten im Regal
Seit vielen Jahren arbeitet Herden als Konzertveranstalter. In den ersten Jahren seiner Agentur hat er auch viele Tourneen bedeutender Künstler betreut, darunter Chris Barber sowie die Gospelformation „The Johnny Thompson Singers“. (Solche Touren begleitet er heute nur noch hin und wieder.) In Halle habe er Mitte der 90er Jahre gemeinsam mit dem damaligen Konzerthallendirektor, Manfred Kraus, die Ulrichskirche mit neuen Inhalten belebt. Es entstand die Reihe „Jazzlegenden“. Der Jazz hat es Ulf Herden besonders angetan. Privat besitzt er eine Jazz-CD-Sammlung mit über 1.000 Scheiben. „Ich würde beispielsweise nie einen Künstler engagieren, von dem ich nicht mindestens eine CD oder einen Konzertmitschnitt gehört habe. Zwei Titel auf You-Tube reichen mir nicht, um mir ein umfassendes Bild von dem Musiker zu machen“, erläutert er. Deshalb kämen auch in seinem Auto ständig Jazzklänge aus dem Lautsprecher.
Frauen eine besondere Plattform geben
Neben der Reihe in der Ulrichskirche hob er gemeinsam mit dem damaligen Opernintendanten Klaus Froboese die Reihe „Jazz für die Oper“ aus der Taufe. Nach fünf Jahren wusste er, dass Halle ein gutes Jazz-Publikum hat und die Reihe auch Gäste aus anderen Orten anzog. So war der Wunsch zu einem eigenen Festival geboren. Das allerdings sollte sich von anderen Jazz-Festivals unterscheiden. Bei der Suche nach einer Idee kam er auf den Gedanken, den Frauen in der Jazzwelt eine besondere Plattform zu bieten. So etwas gebe es noch in Amerika. Von einem ähnlichen Festival in Europa sei ihm nichts bekannt. Das Festival „Women in Jazz“ fand in diesem Jahr zum zehnten Mal statt. Gegenwärtig bereitet er schon die elfte Auflage für das Jahr 2016 vor. „Thematisch wird es wohl in Richtung Jazz des afrikanischen Kontinents gehen“, stellt er in Aussicht.
Ein Abend mit Erol Sander
Herden arbeitet sehr gern mit der Theater Oper und Orchester GmbH Halle zusammen. In diesem Rahmen entstand beispielsweise auch die Reihe „Begegnungen in der Oper“ mit Lesungen und Musik. Dort waren bereits Senta Berger, Rolf Hoppe und Friedrich von Thun zu Gast. Als Nächstes steht in dieser Reihe ein Abend mit Erol Sander an, der Oscar Wildes Klassiker „Das Bildnis des Dorian Grey“ für eine szenische Lesung mitbringt.
Neben all diesen Tätigkeiten betreibt Herden noch gemeinsam mit Matthias Winkler die Händel-Halle. Dort geht es um ein breites kulturelles Angebot mit namhaften Künstlern. Aber auch für hallesche Projekte sei man offen, so Herden. Demnächst wird es dort Konzerte großer Uni-Ensembles geben. Und auch Kongresse und Tagungen holt Herden in die Händel-Halle. (mz)