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SV Halle reagiert sofort Triathlet Florian Lienhart gesteht Doping: SV Halle reagiert sofort

Von Petra Szag 06.08.2019, 20:00
Triathlet Florian Lienhart vom SV Halle hat die einnahme illegaler Substanzen bei Facebook gestanden.
Triathlet Florian Lienhart vom SV Halle hat die einnahme illegaler Substanzen bei Facebook gestanden. Gose

Halle (Saale) - Das Telefon klingelte. Die WhatsApp-Sprachnachricht wurde abgehört, das verrieten die blauen Häkchen dahinter. Doch Florian Lienhart reagierte nicht. Der Triathlet aus Österreich, der mit dem SV Halle vor gut drei Wochen den Aufstieg in die erste Bundesliga geschafft hat, wollte sich am Dienstag offenbar nicht persönlich äußern zu den Doping-Meldungen, die aus seiner Heimat durchsickerten.

Einzig über Facebook meldete sich der 24-Jährige. „Leider muss ich heute bekanntgeben, dass ich einen großen Fehler gemacht habe“, schrieb er da. „Ich wurde Anfang Juni 2019 im Zuge der Staatsmeisterschaften positiv auf eine verbotene Substanz getestet. Ich habe mich aus falschem Ehrgeiz dazu hinreißen lassen, diese Substanz einzunehmen.“

Facebook-Post von Florian Lienhart kommt Schuldeingeständnis gleich

Die Rede ist von Erythropoetin, besser bekannt als Epo. Sein Eintrag kommt einem Schuldeingeständnis gleich. Allerdings entschied sich Lienhart erst dazu, nachdem Österreichs Anti-Doping-Rechtskommission ÖADR den Verstoß via Internet öffentlich gemacht und den Triathleten mit Wirkung vom 3. August vom Wettkampfsport suspendiert hatte.

Die Deutsche Triathlon-Union nahm daraufhin Verbindung mit Rene Gose auf. Der Mannschaftsleiter, Trainer und zugleich die gute Seele des halleschen Triathlons zeigte sich geschockt. „Eine riesengroße Sauerei ist das“, sagte Gose. „Wir distanzieren uns von einem solchen Verhalten. Das ist ganz klar Betrug, damit wollen wir nichts zu tun haben.“

Zwei Jahre lang war Lienhart für Halles aufstrebendes Team geschwommen, Rad gefahren und gelaufen, war mit den Männern um Gose von der Regionalliga erst in die zweite und dann gleich nahtlos in Liga eins aufgestiegen.

Zweimal war Lienhart in dieser Saison für den SV Halle im Einsatz: beim Mannschaftssieg am 16. Juni in Eutin - als 21. des Einzelklassements - und zwei Wochen später in Grimma, als er als Fünfter ins Ziel gekommen und auch für sein Team Platz fünf herausgesprungen war. Gelten diese Ergebnisse noch? Was wird mit dem Aufstieg? Der Bundesliga-Beauftragte Norbert Aulenkamp wollte sich dazu nicht äußern. Zumindest solange nicht, wie die ÖDAR-Ermittlungen laufen.

Dopingfahnder wurden am 25. Mai das erste Mal fündig

Die positiven Proben übrigens stammen von einem - oder genauer gesagt zwei früheren Zeitpunkten. Das erste Mal fündig wurden die Dopingfahnder am 25. Mai bei den Österreichischen Staatsmeisterschaften auf der Cross-Triathlon-Sprintdistanz.

Danach ließ sich der Sohn des früheren Radprofis und dreifachen Olympiateilnehmers Johann Lienhart noch als Vizemeister feiern. Und auch am 9. Juni beim Neufelder Triathlon über die klassischen 1.500 Meter Schwimmen, 40 Kilometer Radfahren und zehn Kilometer Laufen, den Lienhart überlegen gewonnen hatte, war seine Probe auffällig. War dieser Sieg nur möglich, weil das Epo die Sauerstofftransportkapazität des Blutes erhöhte? Es scheint so.

Doch der Fall schlägt noch höhere Wellen. Laut des österreichischen Triathlonportals „triaguide“ ist Lienhart für die ÖADR vor allem durch seinen Trainer Gerald H. in den Fokus gerückt. „Der ehemalige ÖSV-Trainer wurde im Zuge der Operation Aderlass unter anderem vom ehemaligen Langläufer Johannes Dürr belastet und zwischendurch in Polizeigewahrsam genommen“, schrieb das Portal.

Lienhart will mit Behörden kooperieren

Die Operation Aderlass begann bei der Nordischen Ski-WM im letzten Winter. Mehr als 20 verdächtige Dopingsünder sind ermittelt. Ein Erfurter Arzt, der vermeintliche Drahtzieher des Netzwerkes, sitzt seit Monaten in Untersuchungshaft.

Lienhart versicherte via Facebook, dass er mit den Behörden kooperieren werde. „Ich habe den Erfolg etwas zu sehr gewollt als gut war. Das ist jetzt meine Lektion“, war da noch zu lesen.

Für seine einstigen Teamgefährten ist das zu wenig. „ Florian wird mit sofortiger Wirkung vom Team und unserem Verein suspendiert, dies ist die einzig konsequente Maßnahme“, sagte Gose. Vereinsmitglied Willy Hirsch stimmte ihm ohne Wenn und Aber zu. „Betrüger“, sagte Halles aktuell stärkster Triathlet, „gehören für mich ein Leben lang gesperrt.“ Eine zweite Chance etwa nach Absitzen der obligatorischen Sperre, so findet Hirsch, dürfte es nicht geben. Im Triathlon nicht. Und auch sonst nicht.

(mz)